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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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übergestreift. Am Fuße des Hügels hielt er inne und reckte den Kopf in die Luft, als würde er Witterung aufnehmen. Dann wandte er sich dem Haus zu.
    »D as ist ein Jenseitswesen?«
    »D as hab ich doch gesagt!«, ereiferte sich Drizzle. »S chatten sind Parasiten der fiesesten Sorte.«
    Und das Ding kam direkt auf die Tür zu!
    »I ch muss sehen, ob überall abgeschlossen ist!«
    »K annst du dir sparen. Diese Biester brauchen keine offene Tür.«
    Ich runzelte die Stirn. »S oll das heißen, dass dieses Ding auch so ins Haus kommt?«
    »D u bist tatsächlich kein so dummes Ding.«
    »W ird er uns angreifen?«
    »E r wird versuchen, deinen Körper unter Kontrolle zu bringen und den Platz deines Schattens einzunehmen, von wo aus er dich dann lenkt.«
    »W arum?«
    »N a, weil er selbst keinen Körper hat, natürlich.«
    Der Schatten war jetzt so nah an der Hauswand, dass ich ihn von meinem Platz aus nicht mehr sehen konnte. »B eim Backenbart meiner Großmutter! Er spürt, dass du da bist. Lass uns verschwinden.«
    Mein Blick schoss zum Fenster auf der Rückseite des Hauses, doch Drizzle schüttelte den Kopf. »D er ist bestimmt nicht der Einzige da draußen.«
    »W ohin dann?«
    »I n den Keller!«
    »D a unten sind wir gefangen!«
    »D a unten sind wir sicher«, hielt er dagegen. »V ertrau Drizzle, Babe.«
    Welche andere Wahl hatte ich schon? »A lso los!« Ich schnappte mir Drizzle und lief durch das Wohnzimmer in Richtung Küche. Als wir den Windfang erreichten, sickerte dunkler Nebel unter der Haustür hindurch, begleitet von einem leisen Raunen, wie Wind, der um eine Hausecke streicht.
    Ich lief schneller.
    In der Küche angekommen, drehte ich mich noch einmal um und sah, wie sich der Nebel langsam wieder zu einer Gestalt formte.
    Ich riss die Kellertür auf. Sobald ich über die Schwelle war und das Licht eingeschaltet hatte, schloss ich sie wieder hinter mir. »W ir können nicht abschließen!«
    »M acht nichts. Weiter!«
    Mit Drizzle in der Hand lief ich die Treppe nach unten und auf die Tür zum Nebenraum zu. Der Schlüssel steckte noch. Ich knipste auch hier das Licht an, riss den Schlüssel aus dem Schloss und steckte ihn auf der Innenseite wieder hinein. Hier konnten wir immerhin zusperren. Nicht, dass es etwas bringen würde. Ich wollte gerade die Tür schließen, als Drizzle rief: »L icht aus!« Er deutete auf die Lampe draußen im Kellerraum.
    »B ist du sicher?«
    »V erdammt sicher!«
    Ich setzte ihn auf dem Boden ab und hetzte nach draußen. Von oben war erneut das Raunen zu hören, und auch wenn ich es nicht sehen konnte, glaubte ich zu spüren, wie der Schatten unter der Kellertür hindurchfloss. Der einzige Lichtschalter war oben bei der Tür, deshalb drehte ich kurzerhand die Glühbirne heraus. Kaum war das Licht erloschen, lief ich zu Drizzle zurück, schlug die Tür hinter mir zu und drehte den Schlüssel herum.
    »J etzt noch das Licht hier«, verlangte Drizzle und kletterte von meinem Hosenbein über meinen Arm auf meine Schulter.
    »W as, hier auch?«
    »N atürlich, sonst kommt er herein.« Ich klappte den Mund auf, doch er ließ mich gar nicht zu Wort kommen. »E rst das Licht, dann erklär ich es dir.«
    Ich legte den Schalter um. Schlagartig war es vollkommen dunkel im Keller, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, die Schwärze würde mich ersticken. Kein einziges Leuchten, kein Glimmen, kein noch so kleiner Unterschied von verschiedenen Schwarz- und Grautönen. Einfach nur Finsternis. Ich atmete tief durch und zwang mich zur Ruhe, obwohl ich am liebsten schreiend davongelaufen wäre. »U nd jetzt?«, raunte ich dem Kobold auf meiner Schulter zu.
    »M ach es dir bequem, das kann dauern.«
    Ich tastete mich an der Wand entlang in den hintersten Winkel des Raumes, ließ mich dort zwischen Wand und Zelle nieder und zog die Knie an den Körper. Drizzle kletterte von meiner Schulter und setzte sich auf mein Knie. Der Geruch von kaltem Rauch und Whisky, den er verströmte, war irgendwie tröstlich. Trotzdem konnte ich nichts anderes tun, als auf Geräusche von draußen zu lauschen.
    »S ie werden nicht kommen«, sagte der Kobold.
    »W arum nicht?«
    »O hne Licht kein Schatten.«
    »U nd was ist das um uns herum?«
    »D unkelheit«, erwiderte er ungerührt. »D as ist etwas anderes.«
    »H eißt das, sie können sich nur im Licht bewegen?«
    »P unkt für dich, Babe.«
    »W arum kommen sie dann in der Nacht und nicht, wenn die Sonne scheint?«
    »S ie brauchen Mondlicht. Auf

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