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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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auf dem Laufenden, okay?«
    Bevor ich antworten konnte, hatte sie schon aufgelegt und ich saß da und starrte auf den Hörer in meiner Hand. Das weißt du schon längst. Vermutlich hatte sie recht. Aber erst einmal musste ich das Tor finden.
    Es gab nur einen, der mir dabei helfen konnte. Also wählte ich Dereks Nummer. »S erena, alles in Ordnung?«
    Warum dachten eigentlich alle, ich würde nur anrufen, wenn ich in Schwierigkeiten steckte? Vermutlich, weil genau das der Fall war. Bei Pepper hatte ich mich ausgeheult und Derek hatte ich angerufen, als ich verfolgt wurde, und jetzt brauchte ich schon wieder seine Hilfe. »I ch brauche das Transferwort für das Tor. Es ist wichtig und ich bin–«
    »L angsam, langsam«, unterbrach er mich. »S elbst, wenn ich es hätte, würde ich es dir nicht geben. Du lieber Himmel, Serena, da könnte ich dich ja genauso gut einem Rudel wilder Wölfe zum Fraß vorwerfen!«
    »D erek, es ist wirklich, wirklich wichtig«, sagte ich noch einmal.
    »I ch kenne es nicht.«
    »A ber du hast doch auch das Passwort für Dads PC herausgefunden.«
    Er schnaubte. »D as ist wohl kaum zu vergleichen. Warum brauchst du es überhaupt? Weißt du, wo die beiden stecken? Sind sie in Schwierigkeiten? Ich kann jemanden aus dem Jenseits alarmieren. Es gibt Kontaktleute, die uns helfen können.«
    »N ein!« Jemand aus dem Jenseits sollte wohl besser nicht dabei sein, wenn ich einen Gesetzesbrecher aus seinem Gefängnis befreien wollte. »E s geht nicht um Dad und Trick, sondern um den Dämon, den Dad ausliefern sollte.«
    »W ie bitte?«
    Ich atmete einmal tief durch, dann erzählte ich Derek alles über Cale– von damals, als wir klein waren, bis heute. Er hielt mir vor, dass ich ihm das schon viel früher hätte sagen müssen, und wurde richtig wütend. Ich konnte ihn nur bremsen, indem ich ihm klarmachte, dass ich selbst keine Ahnung gehabt hatte. »B is wir heute Vormittag diese Zelle im Keller gefunden haben und du mir von dem Dämon erzählt hast, hatte ich keine Ahnung, dass ein Geistwandler ein Dämon ist. Das schwöre ich!«
    »U nd jetzt, wo du es weißt, willst du ihn trotzdem retten?«
    »I ch kann ihn doch nicht sterben lassen! Er war– ist– mein Freund und hat mir nie etwas getan. Nur weil er ein Gesetz gebrochen hat, muss er deswegen doch nicht sterben, oder? Derek, er weiß womöglich, was mit Dad und Trick passiert ist!«
    Derek schwieg und ich war mir ziemlich sicher, dass er an den Dämon dachte, der seine Mutter umgebracht hatte.
    »E r ist kein Mörder«, sagte ich. »W ir können ihn nicht sterben lassen.«
    Er seufzte. »N ein, das können wir wohl nicht. Trotzdem kenne ich das Transferwort nicht.«
    »G ibt es denn keinen Weg?«
    »V ielleicht schon. Wir müssten das noch etwas genauer planen, aber die Grundidee ist die: Sooft jemand durch das Tor geht, wird es sichtbar. Ich müsste also zu einem unserer Verbindungsleute auf der anderen Seite Kontakt aufnehmen und dafür sorgen, dass er herüberkommt. Dann brauchen wir ihn nur abzulenken und uns irgendwie die Kiste schnappen, die in diesem Moment ebenfalls sichtbar sein sollte.«
    Es klang reichlich vage, und ein wenig wunderte es mich auch, warum Derek nicht darauf bestand, Cale sofort an den Verbindungsmann zu übergeben. Aber ich hatte ihm erzählt, dass Cale mir helfen konnte, Dad und Trick zu finden. Natürlich würde er ihn unter diesen Umständen nicht ausliefern.
    Sein Plan war vielleicht noch ein wenig dürftig, aber eine bessere Idee gab es im Augenblick nicht. Und schließlich konnten wir immer noch daran feilen. »M elde dich, sobald du den Kontakt hergestellt hast. Und bitte beeil dich, ihm bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »H at er das gesagt?« Noch nie hatte seine Stimme so kalt geklungen.
    »D enkst du, das war gelogen?«
    »W as würdest du sagen, wenn du so schnell wie möglich befreit werden willst?«
    Was sollte ich darauf erwidern, außer, dass ich hoffte, Derek irrte sich und Cale war kein Lügner?
    »I ch ruf dich an.«
    »D anke, Derek. Gute Nacht.«
    Ich ließ ein paar Minuten verstreichen, bis ich mich ein wenig beruhigt hatte, dann griff ich zum Handy, um Mom anzurufen. Ein Blick auf das Display zeigte mir, dass sie inzwischen drei Nachrichten auf meiner Mailbox hinterlassen hatte. Seufzend suchte ich mir einen Platz im Haus, an dem der Empfang einigermaßen gut war, und rief sie an. Sie war in Eile, ihr Boss hatte ihr schon wieder einen Konzertbericht aufs Auge gedrückt, trotzdem löcherte sie

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