Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
worden. Unsere Leute von der Spurensicherung haben die ganze Nacht durchgearbeitet. Die Bierfässer sämtlicher Stände, an denen Westfalenbräu-Bier ausgeschenkt wurde, sind sichergestellt und heute Morgen in die Kriminaltechnik des LKA in Düsseldorf gebracht worden, wo sie auf mögliche Spuren untersucht werden. Wir können nicht ausschließen, dass sich das Gift noch in anderen Fässern befindet.«
»Wissen wir denn überhaupt schon, ob tatsächlich das Bier im Fass vergiftet war?«, fragte Jan. »Kann es nicht auch sein, dass jemand etwas von dem Gift in das Glas getan hat?«
»Es gibt mehrere Zeugen, die beobachtet haben, dass Hövelmeyer das Fass angeschlossen und mit einem frischen Glas den ersten Schaum abgezapft hat«, antwortete Stahlhut. »Er hat einen Schluck davon getrunken und ist innerhalb weniger Sekunden zusammengebrochen.«
Er stand noch immer am Kopfende des Tisches und musterte die Runde. Es war ihm deutlich anzumerken, dass es ihn wurmte, von seiner Bielefelder Kollegin in die Schranken gewiesen worden zu sein. »Ich habe gestern Abend noch kurz mit dem Pächter des Standes gesprochen. Er kann sich nicht erklären, warum ausgerechnet eines seiner Fässer vergiftet wurde. Er klang dabei recht überzeugend.«
»Danke für Ihre erste Einschätzung, Stahlhut«, sagte Vera Jesse. »Wir werden weitere Zeugengespräche führen müssen. Gut, dass Sie so viele Personalien aufgenommen haben.«
Sie stand auf und stellte sich neben Stahlhut. »Auch wenn wir noch nicht viel wissen, würde ich gerne kurz über das mögliche Motiv sprechen. Sollte sich das Gift tatsächlich in dem Bierfass befunden haben, kann es sein, dass es sich bei der Tat um einen Anschlag gegen die Brauerei, den Veranstalter des Hoeker-Fests oder aber den Pächter gehandelt hat. In diesem Fall wäre es für den oder die Täter unmöglich gewesen, exakt zu planen, wer dem Gift zum Opfer fällt. Wenn allerdings jemand das Gift, wie auch immer, in das Glas befördert hat, sollte höchstwahrscheinlich gezielt Daniel Hövelmeyer getroffen werden.«
»Wie war das, Frau Kommissarin?«, warf Manni Opitz abschätzig ein. »Haben Sie dem Kollegen aus Herford nicht eben noch vorgeworfen, zu voreilig zu sein? Ich schlage vor, den Ball erst einmal flachzuhalten. Für Schlussfolgerungen scheint es mir noch deutlich verfrüht zu sein.«
Apropos Ball, dachte Jan. Er musste langsam los, wenn er den Anstoß nicht verpassen wollte. Er überlegte noch, ob er seiner Chefin nach Opitz’ Kommentar zu Hilfe kommen sollte, als plötzlich ein sichtlich aufgebrachter Polizeioberrat Stefan Vlothoerbäumer, Leiter der Kriminalinspektion Bielefeld, hereinplatzte und mit einigen Papieren in der Hand herumwedelte.
»Die Onlinepresse berichtet in aller Ausführlichkeit«, sagte er scharf. »Westfalen-Blatt und Neue Westfälische bringen die Geschichte als Headline!«
»Verdammt!«, murmelte Vera Jesse.
»Wir müssen so rasch wie möglich Stellung beziehen«, fuhr Vlothoerbäumer fort. »Die Leute sind bei so einer Geschichte schnell beunruhigt. So wie es aussieht, hätte es ja tatsächlich jeden treffen können. Wissen wir denn schon, was genau passiert ist?«
»Nein«, antwortete Vera knapp. »Zum jetzigen Zeitpunkt können wir …«
»Für morgen früh ist eine PK angesetzt, bei der wir der Pressemeute etwas präsentieren müssen«, wurde sie von ihrem Vorgesetzten unterbrochen. »Es wäre schön, wenn wir bis dahin ein paar Antworten hätten.«
»Stefan, wie er leibt und lebt«, stellte Jan fest, nachdem Vlothoerbäumer den Raum wieder verlassen hatte. »Warum müssen wir morgen bereits eine PK geben? Was stellt er sich vor? Der Vorfall liegt gerade mal fünfzehn Stunden zurück. Außerdem ist heute Sonntag, wir erreichen weder jemanden in Hövelmeyers Schule noch in der Brauerei.«
»Reg dich ab, Jan«, versuchte Vera ihn zu beruhigen. »Ein paar Dinge können wir heute schon erledigen. Die Hövelmeyers werden momentan von einem Seelsorger betreut. Ich schlage vor, du fährst später mit dem Kollegen Stahlhut bei ihnen vorbei. Sie wohnen ja in Herford. Cengiz und Bettina, ihr knöpft euch noch mal den Pächter vor. Vielleicht weiß er ja doch mehr, als er letzte Nacht gesagt hat.«
Jan sah auf seine Armbanduhr. Viertel vor zwei, das Spiel begann in wenigen Minuten. Die Familie Hövelmeyer würde er am frühen Abend besuchen, Stahlhut würde bestimmt nichts dagegen haben.
Er zog sein Handy heraus, um Philipp eine SMS zu schreiben, dass er es nicht
Weitere Kostenlose Bücher