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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Honervogts.« Der Bogen-Bäcker hatte kleine Birette geformt, sie aber zum Glück nicht so schwarz brennen lassen wie die Vorbilder. Den Püschel hatte er mit einem roten Marmeladenklecks simuliert, süße Erdbeermarmelade, wie Therese beim ersten Biss feststellte.
    Sie saßen nebeneinander und schauten ins Volk, sortierten die Liboribesucher nach ihrer oft exotischen Herkunft und bewunderten die vielfarbigen Landestrachten.
    Als ihre Kaffeetasse leer war, nahm Therese noch ein Pfarrerskäppchen und stand auf. »Ich will zum Riesenrad, bevor da wieder Schlangen stehen.« Sie hob die Kamera. »Ein paar Fotos machen, solange das Wetter hält.« Schnell schoss sie auch eins von Uwe im gebatikten Engelchenhemd.
    Zum Abschied drückte er ihr einen tiefschwarzen Stein in die Hand.
    »Polierst du jetzt schon deine Kohlen?«, fragte Therese.
    Uwe grinste und schüttelte den Kopf. »Schwarzer Opal. Einer meiner teuersten. Hilft gegen den bösen Blick.«
    Na dann. Sie steckte den Stein in die Hosentasche.
    »Ignorantin.« Uwe verdrehte die Augen. »Doch nicht da. Umhängen musst du ihn, guck.«
    Er vergewisserte sich, dass er vom Stand der Autopolierer aus gesehen werden konnte, dann knöpfte er das Hemd auf und präsentierte seine muskulöse Brust. Sie war ebenso glatt rasiert wie der Kopf. Auf der linken Seite streckte Mick Jagger die Zunge heraus. An einem Lederband hing der schwarze Stein.
    »Man muss nur dran glauben«, sagte Therese.
    »Gib wieder her.«
    »Nee. Schaden kann’s nicht …«
    »Also doch abergläubisch. Deshalb läuft mein Geschäft.«
    Therese klopfte auf Holz. »Viel Erfolg noch.«
    Uwe warf ihr Kusshändchen nach. Sie winkte zurück. Als sie sich noch einmal umsah, hatte er schon wieder die Autopolierer im Blick. Sein Hemd stand immer noch offen. Mit beschwörender Geste strich er über den schwarzen Stein auf der braunen Brust, als könnte der ihm neben dem Schutz vor dem bösen Blick auch einen neuen Lover bescheren. Während Libori, Paderborns »fünfter Jahreszeit« mit der Zugabe warmer Sommernächte, war Uwe nicht der Einzige, der sie auf seine Art genoss.
    Drei Kanonenschüsse brachten die Luft zum Vibrieren. Schimpfende Vogelschwärme flatterten aus den Bäumen hoch. Vor Schreck fiel Therese die Kamera aus der Hand. Nur der Riemen um ihren Hals rettete den Apparat vor dem Fall in die Tiefe. Die Riesenradgondel war gerade ganz oben angekommen, und Therese, die sich auf die Bank der Gondel gekniet hatte, um eine Aufnahme zu machen, ließ sich mit wackligen Beinen wieder auf dem Sitz nieder.
    Jedes Jahr eröffnete der Bürgermeister die Kirmes mit lautem Knallen. Anschließend wanderte er, die schwere goldene Amtskette um den Hals, mitsamt den Ehrengästen und allen, die in der Stadt Rang und Namen hatten, auf den Berg. Dann wurde es voll. Schon jetzt wirkten die Gänge unter Therese, als wären sie mit Köpfen und Schultern gepflastert.
    Vor der »Almhütte«, dem offiziellen Festzelt mitten auf dem Berg, stauten sich die Menschen. Nichts ging mehr. Von drinnen war Marschmusik zu hören. Wenn schon, denn schon – das Bad in der Menge blieb Therese sowieso nicht erspart, dann konnte sie gleich mal ins Zelt hineinschauen. Stadt- und Kirchenobere beim gemeinsamen Zechen – da würde wohl das ein oder andere interessante Foto abfallen.
    Als Therese sich durch die Menge bis zur Almhütte vorgekämpft hatte, erfüllte Blitzlichtgewitter das riesige Zelt. Sämtliche Journalisten der Stadt, dazu viele Besucher mit Fotohandys, standen um die Tische herum und warteten darauf, dass sich einer der vierhundert geladenen Gäste danebenbenahm.
    Der offizielle Teil war vorüber, das erste Bier war getrunken, Schnäpse machten die Runde. Gut in der Menge verteilt schien hier und da ein violettes Bischofskäppchen auf. Der Bürgermeister hatte es noch nicht bis zu seinem Tisch geschafft. Sein grauer Kopf war über eine schwatzende Männerrunde hinweg zu sehen.
    Etwas abseits stehend erkannte Therese Carsten Stieglitz, der als nächster Kandidat für das Bürgermeisteramt gehandelt wurde. Im Gesicht ein freundliches Lächeln, redete er auf einen jungen Mann mit Schlips ein. Der wiegte bedächtig den Kopf. Vermutlich CDU -Gemauschel, sogar hier. Vielleicht ging es aber auch nur um eine Verabredung für Auffenbergs Biergarten, wo die Party am Abend weiterging. Jedenfalls waren die beiden Therese ein Foto wert.
    Sie ließ den Blick durch das Objektiv über die Köpfe schweifen und stutzte. Tatsächlich – das war

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