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Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi

Titel: Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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schaukelten hauchzarte Bodys mit braven rosa Schleifchen verrucht im leichten Wind.
    Der nächste Stand war Therese vertraut, wenn auch nicht an dieser Stelle. Uwe mit seinen heilkräftigen Steinen und Büchern über die Mondphasen war dem Dom um zwei Reihen näher gerückt. Was zusammengehörte, wuchs eben endlich zusammen.
    Tätowiert und glatzköpfig war Uwe das genaue Gegenteil des christlichen Devotionalienhändlers, der hier früher seinen Platz gehabt hatte. Der stand bestimmt am anderen Ende des Markts, weit weg vom Dom. Bei der Standplanung musste ein Auswärtiger am Werk gewesen sein. Ein Paderborner hätte dem Hohen Dom nie eine so heidnische Nachbarschaft zugemutet.
    »Hi.« Therese trat an den Verkaufstisch.
    »Hi«, sagte Uwe. Mehr Begrüßung brauchten Paderborner nicht, auch wenn sie sich ein Jahr nicht gesehen hatten.
    »Willste ‘n Kaffee?«
    Aus einem Korb holte Uwe eine Henkeltasse und füllte sie aus der Thermoskanne. Milch und Süßstoff gab es aus versilberten Behältern. Den vollen Aschenbecher leerte er in einen Deckeleimer. Schwule Männer waren eben doch die besseren Hausfrauen. Passend zum Liborijob trug Uwe ein gelbes Flatterhemd mit weißen Batikringen.
    »Schick.« Therese schnippte gegen den Stoff. »Lass dir Locken wachsen und nimm die Sonnenbrille ab, dann kannst du im Dom als Engel auftreten.«
    Uwe strich ein Zigarettenblättchen glatt und häufte Tabak darauf. »Die haben mich längst als verkappten Teufel entlarvt. Musst mal seh’n, wie die Nonnen auf meine Bücher gucken.«
    »Dafür kaufen die Lehrerinnen …«
    »… und die Sozialarbeiterinnen, die Krankenschwestern, die Bankfrauen und die aus den Verwaltungen.« Mit geübten Fingern drehte er das Papier samt Inhalt zusammen.
    »Du kannst die Berufe deiner Kunden erkennen?«
    »Menschenkenntnis …« Uwe zwinkerte und leckte am Blättchen.
    »Aber vom Geschäft verstehst du nichts.« Therese zeigte vage zum Weihrauchfass hinüber. »Sonst hättest du längst ein Schild neben deine Steine gestellt: ‘Jetzt noch wirksamer durch himmlische Mächte.’«
    »Gute Idee. Muss ich mich wenigstens nicht ganz nutzlos vergiften lassen. Weißt du, wie der Weihrauch stinkt?«
    »Nee. Woher?« Wie sie verzog er keine Miene.
    Therese setzte sich auf einen Klappstuhl, den er für sie aufgestellt hatte, und genoss den Luftzug, der ihre nackten Beine umfächelte. Uwe hatte hinter ihr die Zeltplane ein Stück hochgerollt. Seine Zigarette qualmte gegen den Weihrauch an. Am Autopoliermittelstand schräg gegenüber verkaufte der spillerige Hampelmann seine gelben Flaschen.
    Uwe ließ ihn nicht aus dem Blick. »Ist er nicht süß?« Mit dem verzückten Lächeln im Gesicht sah er aus wie ein glatzköpfiger Cherub.
    »Er hat Pickel«, sagte Therese.
    Der Engelchenblick verschwand. »Der doch nicht. Aber da ist noch ein Zweiter.« Wie aufs Stichwort erschien der Große wieder und machte sich an dem schwarzen Mini zu schaffen.
    Ein wonniger Ausdruck trat in Uwes braune Augen, als er zu den beiden Männern hinübersah. »Wenn du brav bist, verrate ich dir noch etwas.«
    »Du hast ihn schon angebaggert.«
    »Er war hier am Sta-hand«, flötete Uwe.
    Jetzt lachte Therese doch.
    »Ein Russe mit einem ganz süßen Akzent, und er heißt Viktor. Das bringt mich auf Ideen …« Uwe machte wieder das Cherubimgesicht.
    »Russe sagt man schon lange nicht mehr.« Das war etwas unvermittelt herausgekommen.
    Aber Uwe grinste nur und zog an seiner Zigarette. »Das ist mir so was von egal. Ein Russe ist ein Russe, und die Bayern sind bekloppt. Nix mit political correctness .«
    Er sprach den Begriff absichtlich falsch aus, spitzmündig, mit hellen Os und zum Ü mutierten Is. Sein Englisch war eigentlich besser als Thereses, auch geübter, weil er oft mit englischen Soldaten Geschäfte machte. Bei ihm waren das die »Briten« oder sogar die »Inselaffen«. Was für Geschäfte das waren, wollte Therese gar nicht erst wissen. Seine Zaubersteine verkaufte Uwe nur zu Libori, und Drogen waren es jedenfalls nicht. Nach einem heftigen Absturz vor Jahren wollte Uwe nichts mehr mit Drogen zu tun haben. Er trank seinen schwarzen Kaffee und qualmte pausenlos filterlose Zigaretten. Unter dem Markisenhimmel kämpften Weihrauch und Wolken aus schwarzem Drum um die Vorherrschaft.
    »Sag ich ja auch oft. Geht einfach schneller …«
    »Eben.«
    Uwe füllte ihre Kaffeetassen wieder auf und zauberte aus seinem Hausfrauenkorb Kekse hervor. »Frische Pfarrerskäppchen, von

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