Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten
täuscht, vor allem, was den Regen angeht.
Gerade die Halbinsel Cornwall im Südwesten Großbritanniens ist durch ihre heftigen Regengüsse von tropischer Stärke bekannt. Am Nachmittag des 16. August 2004 fielen auf den Hügeln oberhalb des Dorfes Boscastle rund 200 Liter Regen pro Quadratmeter, etwa ein Viertel des mittleren Jahresniederschlags. Das Wasser sammelte sich im Tal und bildete eine zwei bis drei Meter hohe Flutwelle, die mit zirka 65 Kilometer pro Stunde durch das Dorf schoss. Die „flash flood“ (Blitzflut) produzierte Horrorbilder: Autos und Häuser trieben in braunen Fluten talwärts, verzweifelte Menschen klammerten sich an Bäume.
In den USA, wo sich Blitzfluten häufiger ereignen, führt der nationale Wetterdienst eine erschreckende Statistik. Danach sind die Fluten mit durchschnittlich fast 130 Todesopfern pro Jahr die gefährlichsten Wetterereignisse, und zwar deutlich vor Blitzschlägen und Tornados. Zum einen nämlich werden sie von lokalem Starkregen ausgelöst; während es oberhalb von Boscastle schüttete, wurde zur gleichen Zeit in benachbarten Wetterstationen praktisch kein Regen gemessen. Es gab daher keinerlei Hinweise auf ein Unwetter. Zum andern ist bei starken Regengüssen der Anteil des Wassers, der oberflächlich abfließt, sehr groß. Der Abfluss sammelt sich in den Tälern, und dort gibt es dann kaum noch Chancen auf ein Entrinnen.
Wenn Dämme brechen
Natürlich brechen Wolken nicht an ihrer Unterseite plötzlich auf, um sich ihrer Wasserlast schlagartig zu entledigen. Der Niederschlag entsteht vielmehr ganz allmählich im Innern der Wolken. Und diese regnen sich auch nicht „aus“, wie es oft heißt. Normalerweise fallen maximal etwa zehn Prozent der gesamten Wassermengen zur Erde. Trotzdem wirken die kurzen, heftigen Regengüsse zuweilen wie Wolkenbrüche.
Am 26. November 1970 fielen zum Beispiel auf der Karibikinsel Guadeloupe in einer Minute gut 38 Liter Regen pro Quadratmeter – mindestens so viel wie in der gleichen Zeit in einer Duschkabine. Füssen im Allgäu brachte es am 25. Mai 1920 während eines kurzen Platzregens immerhin auf 15 Liter pro Minute und Quadratmeter.
Vom Regen verwüstetes Land
Starker, wolkenbruchartiger Regen hat für den ungeschützten Boden verheerende Folgen. Die großen Tropfen, aus denen Regenschauer meist bestehen, schlagen wie Bomben auf der Bodenoberfläche ein, reißen kleine Krater und zertrümmern die großen Bodenkrümel in kleinere Partikel, die vom Wasser verschwemmt werden können. Da der Boden den Regen nicht schnell genug aufnimmt, bilden sich an der Oberfläche Rinnsale oder auch Wasserschichten. Kommen solche Ereignisse häufiger vor, dann wird der Boden bis aufs nackte Gestein erodiert
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Wer die Badlands sucht, muss nicht unbedingt nach South Dakota in die USA reisen. Auch in Thüringen, in der Nähe der Burg der Gleichen, kann man von Starkregen erzeugte Erosionsfurchen und frei liegende Mergelsteinschichten bewundern
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(c) Aibo & Göbel
Sind Hochwasser von Menschenhand gemacht?
Überschwemmungen und ihre Ursachen
Hochwasserkatastrophen mit zahllosen Todesopfern und immensen Sachschäden haben die Geschichte der Menschheit spätestens seit der Jungsteinzeit begleitet. Und sie wurden überliefert, in mündlicher oder schriftlicher Form wie die biblische Sintflut oder aber durch eingemeißelte Hochwassermarken, die am Nil rund 5000 Jahre alt sein können. Die alten Mythen deuten katastrophale Hochwasser meist als Strafen der Götter für die Sünden der Menschheit. In gewisser Weise entspricht dies dem neuesten Forschungsstand.
Der Weg zur Katastrophe
Bei „Hochwasser“ müssen Flüsse nicht zwangsläufig über die Ufer treten und das angrenzende Land überschwemmen. Der Begriff bezeichnet zunächst einmal nur einen Wasserstand oder eine Abflussmenge über einem bestimmten mittleren („normalen“) Wert. Steigen die Pegelstände jedoch sehr stark an, dann kommt es zu Überschwemmungen.
Solche Überschwemmungen sind am Rhein keine Seltenheit: Der Strom mit seinem riesigen Einzugsgebiet und verschiedenen Naturräumen ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Ursachen von Überflutungen sein können. Neben stärkerem oder lang andauerndem Regen, spielen auch Niederschläge, die auf gefrorenen Boden oder Schnee fallen, sowie die Schneeschmelze und Eisgang eine Rolle.
Am Rhein ist daher der Winter die wichtigste Hochwassersaison, wie das Jahrhunderthochwasser im Dezember 1993 bewies. Die verheerenden
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