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Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten

Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Naumann , Göbel
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gestern
    Sturmereignisse mit katastrophalen Folgen sind keine auf die jüngste Zeit beschränkte Erscheinungen. Sie gehören zum Klima der mittleren Breiten – in alten Chroniken findet man viele Berichte darüber. Schwere Stürme, begleitet von Hochwasser, wüteten zum Beispiel über Mitteleuropa zwischen 1480 und 1500, auch 1612 war ein Katastrophenjahr. Im langjährigen Durchschnitt jedoch nahm die Zahl der Stürme und Orkane über Deutschland von etwa zehn gegen Ende des Mittelalters auf mehr als 30 pro Jahr in der Neuzeit zu.

Januar 2007 wütete Orkan Kyrill in weiten Teilen Mitteleuropas. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft schätzte den in Deutschland entstandenen Schaden auf mindestens eine Milliarde Euro. Und allein in Sachsen hinterließ Kyrill mehr als eine Million Kubikmeter geschädigtes Holz
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    (c) picture-alliance/dpa (ZB)

Land unter an der Waterkant – wann bekommt man nasse Füße?
Sturmfluten an Nord- und Ostsee
    Bei schwachem Wind und Sonnenschein schimmert das stille Meer wie ein picobello geputzter Spiegel. Doch nur ein paar Stunden später kann der „Blanke Hans“ – wie man die tobende See auch nennt – ein ganz anderes Gesicht offenbaren: Sturm- und Orkanböen peitschen die Meeresoberfläche zu hohen Wellen auf, die gegen die Deiche und Kliffs branden. Und kommt es besonders schlimm, vereinigt sich das Wetter mit den Gezeiten zum Großangriff auf Küsten und Inseln.
Die unheilige Allianz
    Im Umkreis der Nordsee und besonders der Deutschen Bucht wütet der „Blanke Hans“ besonders häufig und heftig. Er erhält dabei gleich von mehreren Seiten Unterstützung. Typisch für das Wetter Mitteleuropas sind die Tiefs, die fast pausenlos vom Atlantik heranziehen. Nähert sich ein solches Druckgebilde dem Festland, treibt der auffrischende Wind zunächst von Südwesten her durch den Ärmelkanal gewaltige Wassermassen in die Nordsee. Nach dem Durchzug des Tiefs dreht der Wind meist auf nordwestliche Himmelsrichtungen und verfrachtet die angesammelten Wassermassen in die entgegengesetzte Richtung auf die Küste zu. Dort öffnen sich ihnen mehrere Buchten und trichterförmige Flussmündungen, in denen die Pegelstände durch Stau immer höher ansteigen, während Ebbe und Flut besonders bei hohen Springfluten den Anstieg der Pegelstände beschleunigen und verstärken.
    Im Extremfall kann der Scheitel der Flut um sechs Meter über dem mittleren Meeresniveau liegen. Zum Vergleich: Diese Höhe der Flutmarke würde der eines Hurrikans der Stufe fünf entsprechen. In der Ostsee, in der sich die Gezeiten kaum bemerkbar machen, schwanken die höchsten Pegelstände zwischen zwei und drei Meter – immerhin noch die Flutmarken eines Hurrikans der Stufe zwei oder drei. Ein friedliches Gewässer ist das ringsum nahezu geschlossene Binnenmeer ohnehin nicht. Zu seinen Tücken gehört vor allem die Verfrachtung von Wassermassen durch westliche Winde in die östliche Ostsee, wo sie sich aufstauen, um dann unerwartet wieder nach Westen zurückzuschwappen, sobald die Winde nachlassen.
Manndränken
    Die Liste schwerer Sturmfluten an Nord- und Ostsee ist lang. Vor allem die „Manndränken“ des Mittelalters forderten Zigtausend Menschenleben. Männer, Frauen und Kinder ertranken im eiskalten Wasser, allein 50 000 bei der Luciaflut im Dezember 1287 und 100 000 bei der Zweiten Marcellusflut im Januar 1362. Diese waren damit die schwersten Naturkatastrophen in Deutschland seit Menschengedenken. Ob die derzeitigen Deiche bei langsam, aber sicher ansteigendem Meeresspiegel kommenden Sturmfluten weiterhin standhalten, muss sich noch zeigen.
    Küstenschutz – ein zweischneidiges Schwert
    Die ersten Deiche an der Deutschen Bucht entstanden im 11. Jahrhundert. Heute säumen sie als praktisch geschlossener Schutzwall die Küste. Ohne die inzwischen durch gewaltige Sperrwerke ergänzten Dämme hätten die Sturmfluten der jüngsten Zeit sicher verheerende Folgen gehabt, denn die Pegelstände steuern offenbar unaufhaltsam auf neue Rekordmarken zu. Andererseits kann gerade der Küstenschutz zu Landverlusten führen. Dafür ist die Westküste der Insel Sylt ein Beispiel. Dort wurde ein Schutzwall aus vierfüßigen Betonklötzen errichtet. Er hat zwar den Küstenrückgang gebremst, an den Enden des Walls schlägt die Brandung jedoch umso härter zu
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Die Halligen, kleine nicht eingedeichte Inseln an der nordfriesischen Nordseeküste, sind der Flut schutzlos ausgesetzt. Mensch und Vieh können sich nur auf

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