Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten
in den letzten 100 Jahren. Neben dem auf der Nordhalbkugel ungewöhnlich starken Temperaturanstieg (S. 160) sind dafür übrigens auch Rußablagerungen auf der Schneedecke verantwortlich. Die Rußteilchen nehmen die Sonneneinstrahlung auf und beschleunigen somit den Temperaturanstieg.
Um 1850 erstreckte sich der Große Aletschgletscher im Kanton Wallis noch rund zweieinhalb Kilometer weiter ins Tal hinunter als heute, seine Eisdecke war bis zu 100 Meter dicker
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Ist der Nordpol bald eisfrei?
Das Schrumpfen der Meereiskappen
Die Gebiete um die beiden geographischen Pole der Erde gleichen sich in mancher Hinsicht, unterscheiden sich jedoch auch grundsätzlich voneinander: rund um den Südpol eine Landmasse, die von einem bis zu fünf Kilometer dicken Eispanzer verhüllt ist, rund um den Nordpol ein bis zu fünf Kilometer tiefer Arktischer Ozean, dessen Oberfläche sich im Winter mit einer wenige Meter dünnen Meereisschicht überzieht. Bei dem ungleichen Paar ist der nördliche Partner für die Folgen des Klimawandels mit Sicherheit wesentlich anfälliger.
Ein eisiger Jagdgenosse
Die traditionellen Jägervölker der Arktis und die Eisbären als größte Raubtiere der Region schätzen die Eisfelder als willkommene Jagdgehilfen. Auf eisfreien Meeren ist es nämlich sehr viel schwieriger Beute zu machen als auf Meereisflächen. In dem vom Eis überzogenen Arktischen Ozean tummeln sich die Robben in den wenigen eisfreien Rinnen und an Löchern, die die Meeressäuger in das Eis gegraben haben, um regelmäßig Atem zu holen. Die zwei- und vierbeinigen Jäger müssen dort nur noch geduldig auf ihre Lieblingsbeute warten. Insbesondere für die ohnehin bedrohten Eisbären wäre ein eisfreies Nordpolarmeer also eine Katastrophe
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Prompte Reaktionen
Nicht immer besteht Meereis aus gefrorenem Salzwasser. Eisberge beispielsweise stammen fast ausschließlich von Gletschern auf dem Land. „Echtes Meereis“ bildet sich dagegen bei einer Wassertemperatur von etwa −2°C. Steigt die Temperatur darüber, schmilzt es wieder.
Meereisfelder reagieren daher auf jahreszeitliche Temperaturschwankungen besonders prompt, was sie zu hochsensiblen Sensoren für langfristige Klimaänderungen macht. Normalerweise wächst ihre Fläche in der Arktis vom Sommer zum Winter auf das Doppelte an, in der Antarktis können sich die Flächen sogar versechsfachen. Nach Satellitenbeobachtungen im Nordpolarmeer aber schrumpfte die Eisbedeckung in den Spätsommermonaten der letzten Jahrzehnte um etwa 20 Prozent, während sie in der Antarktis annähernd gleich geblieben ist. Gleichfalls ging die durchschnittliche Dicke der Eisschichten im Arktischen Ozean zurück, im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts um mindestens ein Fünftel. Alles deutet daraufhin, dass die Eisbedeckung des Nordpolarmeers über kurz oder lang ganz verschwinden wird. Klimamodellberechnungen zeigen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts einen weiteren starken Rückgang der Meereisflächen: Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnten sie völlig verschwunden, der Nordpol im Sommer eisfrei sein.
Im Schwitzkasten
Die bisher beobachtete und bis zum Ende des 21. Jahrhunderts berechnete rasche Schrumpfung der arktischen Meereisflächen hat zwei Hauptursachen: Den meisten Prognosen zufolge wird der Temperaturanstieg in den Polargebieten der Nordhalbkugel mit zum Teil mehr als 4 bis 5°C wesentlich kräftiger als in den niederen Erdbreiten ausfallen. Hinzu kommt, dass sich die sogenannte Albedo (Rückstrahlvermögen) offener Wasserflächen von der von Schnee und Eis stark unterscheidet. Während weiße Oberflächen bis über 90 Prozent der Sonnenstrahlung in den Weltraum zurückwerfen, beträgt der Albedowert der dunklen Wasserflächen je nach Sonnenhöhe nicht einmal zehn Prozent: Wegen des größeren Energiegewinns erwärmt sich das Wasser – ein Teufelskreis kommt in Gang.
Die Erderwärmung bedroht die Population der Eisbären, die von der Weltnaturschutzunion (IUCN) unter den gefährdeten Tierarten aufgelistet werden
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