Wetter und Klima - Wissen auf einen Blick : 100 Bilder - 100 Fakten
entfernt lebt, wird der Küstenschutz zu einer großen Herausforderung, nicht zuletzt auch in finanzieller Hinsicht. In Europa befinden sich die am stärksten gefährdeten Gebiete an der Nordseeküste, allein in den Niederlanden wären durch einen Meeresspiegelanstieg von einem Meter knapp die Hälfte des Staatsgebiets und etwa ein Drittel der Einwohner betroffen. Reiche Staaten wie die Niederlande sind in der Lage, sich durch aufwendige Bauwerke vor den Fluten zu schützen. Nahezu aussichtslos ist dagegen der Küstenschutz in den Entwicklungsländern wie den Inselstaaten im Indischen und Pazifischen Ozean. Sie liegen zum Teil nicht mehr als zwei Meter über dem Meeresspiegel. Und gerade dort hat sich der Anstieg in den letzten zehn Jahren auf vier Zentimeter pro Jahrzehnt verdoppelt.
Nachwehen der Eiszeit
Die Bewohner der finnischen und schwedischen Ostseeküste müssen sich um Prognosen über steigende Pegelstände nicht kümmern. Für sie ist es im Gegenteil ein Problem, dass der Spiegel der Ostsee ständig um bis zu acht Millimeter pro Jahr fällt – als eine Folge davon verlanden Häfen
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Der Rückzug des Meeres ist im Fall der Ostsee eine Altlast der jüngsten Eiszeit. Damals lastete auf Nordeuropa eine rund 3300 Meter dicke Eiskuppel, die durch das immense Gewicht eine Art Delle in der Erdkruste erzeugte. Vom Eis befreit, wölbt sich die Kruste seit Jahrtausenden langsam wieder empor
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Warum schwanken die Pegelstände?
Veränderungen in der Höhe des Meerespiegels müssen nicht nur klimatische Ursachen haben. Der Anstieg oder Fall des Pegelstandes an bestimmten Küstenabschnitten wird beispielsweise mindestens ebenso stark durch Senkungen oder Hebungen der Erdkruste beeinflusst. Ändert sich der Meeresspiegel jedoch (fast) überall, liegt der Verdacht nahe, dass das Klima dabei die treibende Kraft ist. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen nehmen gegenwärtig durch den weltweiten Gletscherschwund die Wassermassen in den Ozeanbecken zu, zum anderen dehnt sich das Wasser gleichzeitig aus. Welche Ursache letztlich den Ausschlag gibt, ist umstritten, eine Diskussion darüber eigentlich müßig. Wahrscheinlich dürften ohnehin beide ungefähr den gleichen Anteil zum Anstieg beisteuern.
Die Malediven im Indischen Ozean, hier das Nord-Malé-Atoll, gehören zu den von einem Meeresspiegelanstieg besonders bedrohten Staaten der Erde
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(c) mauritius images (Josef Beck)
Wird das Great Barrier Reef bald verschwunden sein?
Die Zerstörung der Korallenriffe
Die Korallenriffe in den tropischen Meeren werden gern mit den tropischen Regenwäldern verglichen: wegen der Vielzahl ökologischer Nischen auf engstem Raum, der atemberaubend großen Artenvielfalt und des ausgeglichenen Unterwasserklimas, das die riffbildenden Korallen zum Leben brauchen. Gerade ihre hohen Ansprüche an das Klima machen die Riffkorallen jedoch besonders anfällig für die Auswirkungen der Globalen Erwärmung – auf direktem oder indirektem Weg.
Die Meere werden saurer – die Korallen schwächer
Zwischen den Weltmeeren und der Erdatmosphäre findet ein reger Austausch von Kohlendioxid statt. Aus der immer stärker belasteten Atmosphäre gelangt das Treibhausgas in die Ozeane und löst sich als „Kohlensäure“ im Wasser. Dadurch kommt es zu einer raschen Versauerung der Meere, die über einen langen Zeitraum unumkehrbar sein wird
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Von der Versauerung sind besonders Meeresorganismen wie Korallentiere betroffen, die dem Wasser Kalk entziehen, um daraus Schalen und Skelette zu bilden. Indem sich nämlich das Kohlendioxid mit Kalk verbindet, wird den Steinkorallen ein wichtiger Baustoff entzogen. Die Korallenskelette werden somit weicher und anfälliger für Erosionen, außerdem nehmen die Wachstumsraten ab
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Die Gärten des Meeres verblassen
„Blumentiere“ wird die Tierklasse auch genannt, zu der die Korallen gehören. Tatsächlich gleichen intakte Korallenriffe farbenprächtigen untermeerischen Gärten. Doch seit einigen Jahrzehnten schwindet die Farbenpracht unter dem Meeresspiegel vielerorts. Bei den Elchgeweihkorallen, einer in der Karibik verbreiteten Art, überziehen weißen Pocken die Stöcke, das Gewebe löst sich auf und schließlich bleibt nur das weiße Skelett zurück.
Korallenbleiche wird das rätselhafte Phänomen genannt, das Riffe auf weiten Flächen vernichtet hat. Es entsteht, wenn die Korallentiere unter Stress kleine einzellige Algen, die in ihrer Haut leben, abstoßen. Dadurch verlieren sie nicht nur ihre Farben,
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