Wettflug mit dem Tod (Orion 10)
Blick auf seinen Chef, der mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln Cliffs Worten gelauscht hatte.
»Bitte.«
Spring-Brauner nahm aus einer schmalen Akte einen bunten Kunststoffstreifen, hob ihn ins Licht der Lampe und las ab.
»Planet Tareyton«, sagte er. »Raumkubus West/Sechs 039.«
Cliff zuckte die Schultern. Der Planet und die Entfernungsangabe sagten ihm nichts.
»Damit kann ich nichts anfangen«, erwiderte er. »Kennt jemand von euch dieses Ding?«
Er wandte sich an die vier Leute der Crew und erntete nichts anderes als verständnislose Blicke.
»Wir haben keine Ahnung«, sagte Hasso Sigbjörnson, der Bordingenieur, ruhig und breitete die Arme aus.
»Das dachte ich mir«, sagte Spring-Brauner, blickte Helga scheu an und fuhr in seinen Erklärungen fort:
»Dreißigtausend Einwohner. Wir schicken drei Schiffe dorthin. Die ORION VIII, die HYDRA II und die SKORPION. Der Planet ist seit genau zwanzig Jahren besiedelt und in einem gewissen Bereich auch erschlossen worden. Er hat für den gesamten Raum um seine Position herum, das sind genau zehn Planeten, die Versorgung mit Extrakten aus Getreidefrüchten übernommen. Ein ziemlich großes Kontingent geht auch an die Erde und wird hier weiterverarbeitet. Das ist im großen und ganzen alles. Der Planet Tareyton ist jederzeit in der Lage, sich selbst zu erhalten; er ist eben nur teilspezialisiert.«
»Was sollen wir dort?«
Es war eine unglaublich tiefe und zugleich heisere Stimme, die diese Frage ausgesprochen hatte. Cliff drehte seinen Kopf und sah das Profil Ericksons. Der Kommandant der SKORPION stand ruhig da und wandte sich nicht an den Adjutanten, sondern an Wamsler direkt.
»Sie sollen dort in eine Warteposition ...«
»... in einen Orbit!« vollendete Lydia van Dyke.
»... gehen und warten. Cliff McLane, unser Draufgänger vom Dienst, wird sich den Planeten aus der Nähe ansehen. Diese Aktionen werden von Miß Jagellovsk an Bord der HYDRA II überwacht und kontrolliert. Falls wissenschaftliche Untersuchungen nötig sind, werden die drei Herren an Bord der SKORPION dazu herangezogen. Klar?«
Cliff schüttelte den Kopf.
»Worauf sollen wir achten, Raummarschall? Gibt es Ansatzpunkte?«
»Das ist es eben«, erwiderte der Chef der T.R.A.V. »Es gibt keine Anhaltspunkte. Die Zentrale Rechenanlage hat zwar eine Wahrscheinlichkeit von 74:26 für eine Gefährdung ausgerechnet, aber wir konnten nicht feststellen, wo diese potentielle Gefahr liegt. Dadurch, daß Sie nicht wissen, wonach Sie suchen sollen, wird Ihr Blick klar bleiben, McLane.«
McLane und Hasso Sigbjörnson wechselten einen langen, bedeutungsvollen Blick.
»Wollen Sie uns nicht Ihren Adjutanten mitgeben, Sir?« fragte Hasso unschuldig.
Spring-Brauners Kopf fuhr in die Höhe, und ungläubiges Erstaunen wurde auf seinem Gesicht erkennbar. Er begann nervös mit den Papieren und Unterlagen vor sich zu spielen und vermied es, seinen Blick über die Tischplatte zu erheben.
»Aus welchen Gründen, Sigbjörnson?« fragte Wamsler grollend.
Cliff lächelte maliziös und erwiderte an Hassos Stelle:
»Aus persönlichen Gründen, Raummarschall!«
Das Gesicht Spring-Brauners begann sich mit einer tiefen Röte zu überziehen. Die Crew der ORION sah dies mit einer unverkennbaren Genugtuung.
»Raus mit der Sprache, Mann!« knurrte Wamsler. »Was für persönliche Gründe?«
Cliff schien zu zögern.
»Es ist so«, erklärte er, »daß erwachsene Menschen hin und wieder das Bedürfnis verspüren, sich zu vergesellschaften. Sie trachten danach, einen Angehörigen des entgegengesetzten Geschlechtes kennen- und schätzenzulernen. Das ist auch hier der Fall: Ihr Leutnant fiel in tiefe Liebe zu einer Dame. Diese Dame befindet sich hier im Raum. Geben Sie wenigstens Spring-Brauner eine echte Chance; die Dame gibt ihm nämlich kaum eine.«
Spring-Brauner kämpfte einen einsamen Kampf mit sich, der von den Angehörigen der ORION-Besatzung mit sichtlichem Interesse verfolgt wurde. Wamsler begriff nicht alles, vor allem schien er zu zögern, wer die erwähnte Dame sei. Es gab deren drei in diesem Raum.
Tamara ... Helga ... Lydia ...?
Wamsler entschied souverän und knurrte bissig:
»Das gehört nicht hierher. Sie haben also keine Einwände gegen Ihr Ziel, McLane?«
»Nein«, sagte Cliff schnell, »es freut mich, in so guter und angenehmer Gesellschaft zu reisen.«
Er verneigte sich vor Tamara und Lydia van Dyke.
»Spring-Brauner wird Ihnen Näheres zeigen. Bitte sehen Sie auf diesen Schirm, meine
Weitere Kostenlose Bücher