What's for tea?: Englisch, wie es nicht im Schulbuch steht (German Edition)
Möglichkeiten, 18 Uhr auf Englisch zu sagen. Entweder langwierig: »six o’clock in the evening« oder ganz schnell: »six p. m.«
Die wörtliche Übersetzung aus dem Deutschen, »eighteen o’clock« (Autsch!), ist natürlich nicht möglich, allerdings darf man in unserem digitalen Zeitalter auch gerne »eighteen hundred« sagen. Auch möglich: »eighteen hundred hours«. Wer’s mag …
Jedenfalls haben wir noch den ganzen Abend vor uns. Sind Sie hungrig? Dann könnte ich Ihnen nämlich gleich eine englische Institution vorstellen: das ursprüngliche englische »Café«, kurz »Caf’« genannt. Hier trifft man vor allem Handwerker, Elektriker oder Taxifahrer beim Essen oder bei ihrer Teepause an. Nicht zu verwechseln mit dem anderen »Café«, diesem Neuankömmling, über den wir ja schon geredet haben. Das gute, alte, immer billige und allerorts beliebte Caf’ wird auch »greasy spoon« genannt, wörtlich »fettiger Löffel«, und dieser Ausdruck trifft die Sache recht gut: Hier gibt es chips, sausages, bacon, white toast, ham and eggs, burgers in all variations … kurz, alles, was den Cholesterinspiegel freudig in die Höhe treibt. Für deutsche Mägen vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber auf alle Fälle einen Besuch wert.
Nein? Sie sind gar nicht hungrig? You’re not really hungry? Sie würden jetzt am liebsten ein Bier trinken gehen? Weil das letztens schon so nett und gemütlich war? Meinetwegen gerne. Ich frage mich nur, was mein Verleger dazu sagen wird, wenn wir schon wieder in einem Pub landen. Kann ich Sie nicht doch noch zu etwas anderem überreden? Can’t I persuade you …? Ach so, Sie bestehen darauf. You’re insisting. Weil ich im Vorwort versprochen hatte, dass es hier nicht wie im Lehrbuch zugeht, sondern dass Sie mein Gast sind und Spaß haben dürfen. Und Ihnen außerdem ihr englischer Freund, wenn Sie einen hätten – if you had one -, diese Bitte nie und nimmer abschlagen würde. All right. You’ve convinced me – Sie haben mich überzeugt.
Dann gehen wir am besten gleich hier ins »Lord Palmerston«. Ein moderneres Pub zur Abwechslung – for a change. I hope you like it. Darf ich eigentlich wieder über Tee reden? Wirklich nicht? Ich hätte da nämlich ein wunderbar abfälliges Zitat… aber wenn Sie nicht interessiert sind … Doch? Yes? Hat Sie das Wort »abfällig« neugierig gemacht? Hervorragend. Es handelt sich um einen Auszug aus einer Schrift des Sozialkritikers William Cobbett aus dem 19. Jahrhundert. Es wird Sie amüsieren – you will be amused.
Zur Unterstützung vorab ein kleines Glossar:
gossip – Tratsch
preparatory – Vorbereitungs-
brothel – Bordell
Und hier das Zitat:
»Tea drinking corrupts boys as soon as they are able to move from home and does little less for the girls to whom the gossip of the tea table is no bad preparatory school for the brothel.«
Dieser Satz steht unter Herrn Cobbetts Motto: »The Evils of Tea and the Virtues of Beer.« Wollen Sie noch mehr davon hören? Dann brauchen wir zuerst noch ein Bier von der Bar, weil es ja so gut für uns ist …
… und weiter geht’s mit Cobbett:
»I view the tea drinking as a destroyer of health, an engenderer of effeminacy and lazyness, a debaucher of youth, and a maker of misery for old age.«
Auch ohne jedes einzelne Wort zu kennen, haben Sie sicherlich den Sinn verstanden – I’m sure you got the gist of it. Da ich aber kein Spielverderber sein möchte – a spoil-sport – hier nachträglich wieder eine Hilfsliste:
Destroyer – Zerstörer
Engenderer – Verursacher, Erzeuger
Effeminacy – Verweichlichung
Debaucher – Verführer
Misery – Elend
Keine Angst, von diesen Wörtern brauchen Sie sich von mir aus keines zu merken.
Was sagen Sie? Sie bekommen gerade verdammte Lust auf so eine richtig verruchte Tasse Tee? Quite. Genau. Ich wusste doch, dass ich Sie wieder rumkriege. Aber bis zum nächsten Kapitel müssen Sie schon noch warten.
Einstweilen müssen wir eben mit unserem Bier vorliebnehmen. Macht nichts. Never mind. Immerhin gehört Bier genauso zu London wie Tee. Prost! Cheers!
Ich habe Ihnen doch schon von den 20 000 Londoner Pubs im 19. Jahrhundert erzählt. Etwa eine halbe Million Londoner sollen bereits damals täglich ins Pub gegangen sein. Ein Jahrhundert davor gab es zusätzlich zu den Pubs noch die sogenannten (na, haben Sie sich »sogenannte« gemerkt? – Ja genau: »so-called«), also, da gab es die sogenannten –
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