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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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warte!« Keuchend holte sie ihn ein. »Wo ist denn die Party?«
    »Na, da.« Er zeigte in die Dunkelheit und schien überhaupt nicht überrascht, dass sie nach der Party fragte.
    Skadi fiel auf, dass das Dunkel irgendwie kompakt war. Vor ihr ragte ein schwarzer Gebäudekomplex auf. Sie legte den Kopf in den Nacken. War dies ein Monument, ein Symbol? Sie konnte keine Fenster sehen. Die schmale Gestalt vor ihr wurde plötzlich von der Schwärze verschluckt, und Skadi beeilte sich, ihr zu folgen. Sie befand sich in einem Gang, vor ihr flackernde Lichter, grün, blau und weiß. Als sie auf die Lichter zustolperte, hörte sie den seltsamen Gesang.
    Strob-Blitze huschten über die Decke, brachen sich an den Ecken und Säulen, rasten hektisch die hohen Wände hinauf und strichen wie Leuchtturmfinger über den Betonboden. Der Gesang war verstummt. Schwarz gekleidete Gestalten bewegten sich zuckend zu einem lautlosen Rhythmus. Nur das Schlurfen ihrer schweren Stiefel war zu hören. Plötzlich öffneten sich die Münder in den weiß geschminkten Gesichtern.
    »Der King is dett bat not vor gatten«, intonierten sie.
    »Wow, was ist das denn?« Skadi war fasziniert.
    »Neo-Punks, was denn sonst.« Der Junge zuckte gleichmütig die Schultern, winkte ihr und arbeitete sich zu einer improvisierten Bar durch. »Hier, trink das, ist echte Cola.«
    Skadi schaute sich neugierig um und sah direkt in die schiefergrauen Augen eines unglaublich gelangweilt und gut aussehenden Europäers. Um die Dramatik des Augenblicks zu unterstreichen, schlug eine unsichtbare Uhr zwölf Mal. Skadi beschloss, dass sie Europäer wahnsinnig faszinierend fand.
    »Ist das nicht großartig?« Skadi strahlte ihr Gegenüber an. »Wieder beginnt ein neues Jahr und alles ist möglich.«
    »Was soll denn daran so großartig sein?« Der Europäer starrte zurück, als hätte sie etwas besonders Ekliges auf ihrer Nase sitzen.
    »Na, eben alles!« Begriff denn hier niemand, wie wichtig das alles war? Jetzt war Europa wieder dran, mit Kultur und Fortschritt und allem, was noch so dazugehörte. Nordamerika, Asien und der Rest der Welt hatten es zweihundert Jahre lang versucht, und alle konnten schließlich sehen, was daraus geworden war.
    »Wir brauchen eine Neue Bewegung!« Skadi fand, dass sie es ziemlich gut auf den Punkt gebracht hatte.
    »Hundert Krediteinheiten«, sagte der Europäer und es klang fast widerwillig. »Willst du es gleich hier?«
    Skadi grübelte, ob er ihr Drogen oder seinen Körper verkaufen wollte, als von draußen plötzlich ein unbeschreiblicher Lärm hereindrang. Der Junge knuffte sie auffordernd.
    »Komm, ’skimo, verschwinden wir!«
    Sie trank aus. Dieses Cola-Zeug – da könnte sie sich vielleicht dran gewöhnen – und folgte dem Jungen nach draußen.
    »He, willst du nun oder nicht?«, rief der Europäer.
    Skadi warf ihm einen letzten bedauernden Blick zu – er sah wirklich umwerfend aus. Und dann verschwand er aus ihrem Blickfeld und sie wurden von der nachdrängenden Menge in die Nacht geschwemmt.

    Ein heftiger Sturm war aufgekommen. Kanonenschläge und Sirenen dröhnten, Rauchschwaden verdunkelten die Suchscheinwerfer. Brandgeruch überdeckte den Abfall- und Fäkaliengestank. Menschen hasteten vorbei, die Gesichter vor Erregung verzerrt. Skadi hatte diesen Ausdruck schon oft gesehen: Angst, Sensationsgier und – nur hauchdünn von der Realität überdeckt – Irrsinn.
    »Sie schießen Hochwasser, es ist so weit.«
    Zitternd drückte sich der Junge an sie. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, und er hockte sich zu ihren Füßen auf seine Tasche und ihren Rucksack, das Gesicht zwischen den Knien verborgen.
    Skadi merkte, wie die Erregung auch sie erfasste. Sie wollte mit der Menge rennen, wohin war ihr egal. Dies war der Untergang der letzten autonomen Küstenstadt – und sie war dabei.
    Plötzlich spürte sie zwei Hände, sie wanderten an ihrem Körper auf und ab. Er war es. Er stand hinter ihr, sein Atem in ihrem Ohr. Sie lehnte sich zurück und seine Hände krochen unter ihren Parka und tasteten sich bis zu ihrer Haut vor. Seine Handflächen waren heiß und seine Griffe geübt. Das war so viel besser, als durch die Dunkelheit zu rennen. Sie bog sich noch weiter zurück und nun strichen ihre Hände über seinen Körper, umfassten seinen Hintern. Er drehte sie herum und hob sie hoch. Sie umklammerte ihn mit ihren Schenkeln und dann drang er in sie ein, während Sirenen und Geschrei ihr Stöhnen übertönten und der Sturm sie nur

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