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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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noch dichter aneinander presste. Und als es vorbei war, schien es genau das Richtige gewesen zu sein – in dieser Nacht, nach der alles anders sein würde.
    »Genug Neue Bewegung, Süße«, flüsterte er und grinste sie selbstzufrieden an. »Das nächste Mal bezahlst du.«
    Sie wollte etwas sagen, doch ein schriller Schrei – wütend und entsetzt zugleich – schraubte sich über den Lärm. Skadi glitt zu Boden und setzte sich ziemlich unsanft hin. Daher sah sie es als Erste – eine Gruppe Vierfinger bildeten einen inneren Kreis und keckerten und zischten in ihrer putzigen Alien-Sprache. Es klang, als hätten sie eine Menge Spaß.
    Dann wich die Menge zur Seite und alle konnten es sehen – in einer Blutlache lag eine Ratte. Die Eingeweide hingen aus ihrem aufgeschlitzten Bauch und sie zuckte mit den Beinen.
    »Sie haben Sid ermordet«, schrie die gleiche Stimme anklagend und hallte in der plötzlich eingesetzten Stille über den Platz.
    Die Außerirdischen bewegten sich unruhig und versuchten, sich durch die Menge abzusetzen. Wahrscheinlich wäre es ihnen auch gelungen, hätten sie nicht drohend gezischt und nach ihren Waffen gegriffen.
    Skadi vermutete, dass es Waffen waren. Bis vor kurzem hatte sie die Besucher nie als direkte Bedrohung empfunden. Für sie fügten sich die Vierfinger genauso ins Straßenbild ein wie die Wahrsager und fliegenden Händler. Ein exotischer Anblick, gewiss, aber dies war schließlich Europa, nicht? Erst die Begegnung mit dem rabiaten Dealer hatte sie vorsichtig werden lassen.
    Und dann geriet alles völlig außer Kontrolle. Eine johlende Gruppe Neo-Punks rannte den Vierfingern nach, bewaffnet mit Ketten und Eisenstangen. »Long liff Jonny Rotten«, brüllten sie und stürzten sich auf die Außerirdischen. Skadi konnte in dem Knäuel aus Körpern nichts erkennen. Doch irgendwo unter ihnen war der Europäer mit den grauen Augen.
    »He, ’skimo, he, ’skimo.« Beharrlich zerrte der Junge an ihrem Arm.
    Unwirsch schüttelte Skadi ihn ab. Würde das jetzt immer so sein? Sie hatte keine Brüder oder Schwestern, und sie hatte nie das Gefühl gehabt, dass ihrem Leben dadurch etwas fehlte. Ein quengelnder Halbwüchsiger war jedenfalls nicht ihr Erste-Wahl-Reisegefährte. Er schien immer dann »’skimo« zu schreien, wenn sie ihre Gedanken ordnen musste – und ihre Kleidung, gestand sich Skadi mit einem halben Lächeln ein. Was für eine verrückte Nacht.
    Dann löste sich die schreiende Gruppe auf. Abgerissene Gliedmaßen und leere Körperhüllen flogen durch die Luft. Eine zuckende Greifhand fiel Skadi direkt vor die Füße, trommelte einen abgehackten Beat in den Schlamm. Jemand bückte sich nach einem Ziegelstein und warf ihn auf die Käferkralle. Dieser Vierfinger würde keine zahmen Ratten mehr abmurksen, so viel stand fest. Langsam legte sich der Tumult. Bis auf eine Gruppe johlender Neo-Punks, die die Chitinpanzer über den Platz kickten.
    Und dann schien die Szene vor ihr einfach einzufrieren. Ihre Ohren knackten und sie merkte, dass der Luftdruck plötzlich gefallen war. Ein gigantischer Schatten fiel auf sie und sein Sog verschluckte jedes Licht, jedes Geräusch, sogar den Sturm. Die kompakte Schwärze wurde von lautlosen Helikoptern eskortiert. Natürlich machten die Motoren Lärm, aber er wurde von dem gleichen Phänomen aufgesogen wie alles andere. Dann war da noch etwas. Skadi fühlte es mehr, als dass sie es hörte – dieses dumpfe, rasende Dröhnen – allgegenwärtig und doch nicht fassbar, von hypnotischer Bedrohlichkeit. Ihre Ohren knackten und irgendetwas drückte ihr die Luft ab.
    Alle standen reglos, die Blicke nach oben gerichtet. Die Szene hätte aus einem Spielberg-Film stammen können. Nur kam von oben keine Erlösung. Es war der »Todesstern« und sie waren die unschuldigen Bürger von Alderan. Lautlos sank das Mutterschiff herab und gerade, als Skadi glaubte, dass es sie alle zermalmen würde, löste sich ein kleineres Segment ab und landete nur wenige hundert Meter entfernt. Eine Luke öffnete sich in der scheinbar fugenlosen Außenhaut des Schiffes, und wie Darth Vaders Sturmtruppen rannte eine Hundertschaft rostrot gepanzerter Aliens eine Rampe herunter. Bei ihrem Anblick begriff Skadi endlich, dass auf der Erde eine Invasion stattgefunden hatte, begriff es mit ihrem Herzen und nicht nur mit ihrem Verstand. Dies war Krieg – eine andere Art Krieg als damals gegen die Gesellschaft –, und in diesem Moment spürte sie es ganz deutlich: Diesmal musste sie

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