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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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den Blick von Tonia Sakamoto abzuwenden. Sie erwiderte gleichgültig seinen Blick, drehte sich dann um und verließ mit ihren drei Bodyguards den Saal.
    Blue zuckte die Schultern, er sah, wie sich eine schmale Gestalt hinten im Saal vom Mischpult löste. Jaki, Shells Mädchen und die Ton- und Lichtfrau der Runners, drängte sich durch die Menge und kletterte auf die Bühne.
    »Bad Vibrations, Mann, da draußen gibt’s jede Menge bad Vibrations.« Sie klang atemlos und knetete nervös ihre Rasta-Zöpfe.
    »Weiß ich.« Jetzt konnte er fast nach ihnen greifen, aggressive Schwingungen, die wie eine stumme Drohung im Saal hingen. Sollte er den Gig abbrechen? Dann saßen sie nicht nur ohne Geld fest, sondern wurden obendrein vertragsbrüchig. Keine gute Basis, um den Tourbus wiederzukriegen.
    Er wartete, bis Jaki wieder hinter ihrem Pult stand, gab der Band Zeichen und zählte die erste Nummer ihres zweiten Sets an: »Heartbreak Hotel«, ein Zugeständnis an die vielen King-Kulter im Publikum.
    Sie kamen durch die Küche herein. Blue ahnte ihre Anwesenheit mehr, als dass er sie durch die Lichtschranke der Scheinwerfer sehen konnte – Neo-Punks, sechs oder sieben. Einer sprang auf die Bühne und stürzte sich auf ihn. Erst als die magere Gestalt, in Kunstleder und Metallfolie geschweißt, ihren Körper an seinem rieb, merkte er, dass es sich um ein Mädchen handelte. Als er sie von sich schob, schien er damit ein Signal gegeben zu haben. Übergangslos vermischten sich King-Kulter und Neo-Punks zu einer Explosion von Körpern, Eisenketten, Geschrei und Blut.
    Und dann, plötzlich geeint, erkannten sie ihr Feindbild und sprangen auf die Bühne. Ein Springerstiefel malmte sich durch die Membrane des Fender-Amps. Der Drum-Computer flog wie ein Ufo durch den Saal und bohrte sich in das Mischpult. Für einen kurzen Moment empfand Blue bei dem Anblick Genugtuung. Der Gestank von verschmorendem Gummi mischte sich mit den Sklak-Dämpfen, die aus den Klamotten der Neo-Punks aufstiegen. Die veraltete Berieselungsanlage des Clubs schaltete sich ein und ruinierte, was die Schläger von dem Equipment der Band übrig gelassen hatten.
    Shell war irgendwo im Saal unterwegs, um Jaki rauszuhauen. Blue sah, wie Toto seinen Bass wie eine Keule schwang und sich rückwärts zum Bühnenausgang bewegte. Er wollte ihm folgen, als das magere Groupie kreischend auf ihn losging. Ihre Augen waren wie zwei weiße Billardkugeln, ausgeblichen von hoch dosiertem Sklak, ihre Hände mit Stahl-Spikes auf den Fingerspitzen zuckten vor. Er tauchte unter ihnen weg, direkt zwischen die Beine eines fetten King-Kulters, der ihm seine Gitarre aus den Händen kickte. Auf Knien rutschte er über die Bühne, und für einen irren Augenblick wollte er sich auf die Gibson werfen, sie mit seinem Körper decken. Diese sinnlose Geste schien ihm um so vieles wichtiger, als seine Hände oder sein Gesicht zu schützen.
    Hinten im Saal war es ruhig. Den Leuten gefiel die Show. Heute konnten sie sehen, wie ein gefallenes Idol Prügel bezog. Der Punktscheinwerfer war immer noch auf ihn gerichtet. Blue fühlte sich auf eine alberne Art heroisch und wusste, gleich würde er etwas Dummes tun. Doch er kam nie dazu, seine Faust in die johlende Fresse des Neo-Punks zu rammen.

Willkommen zum Weltuntergang

    Der Schneeregen war wieder mit Eis gemischt. Skadi kniff die Augen zusammen und versuchte, den Jungen in der Dunkelheit auszumachen. Sie fühlte sich leicht benommen und setzte ihre Füße mechanisch einen vor den anderen. Dieses Europa war so ein seltsamer Ort, wie hatte sie nur jemals glauben können, hier allein zurechtzukommen? Zu Hause sagten sie immer, wer einen Winter bei uns durchsteht, überlebt alles. Doch allmählich begann sie zu zweifeln. War Palle wirklich so welterfahren wie er sich gerne gab? Und machten einen die Slums von Longyearbyen wirklich straßenschlau? Sicher, in ihrem rechten Stiefelschaft trug sie ein Messer, und sie würde nicht davor zurückscheuen, es auch zu benutzen. Dennoch war sie, kaum dass sie am Ziel ihrer Reise angekommen war, in den größten Schlamassel geraten und ausgerechnet ein halbwüchsiger Junge hatte ihr herausgeholfen. Doch niemand sollte sagen, Skadi Gunnarsdottir wüsste nicht, was eine Verpflichtung war.
    Der Junge war vorausgelaufen und sah sich jetzt ungeduldig nach ihr um. Er schlenkerte mit der komischen Tasche, schwang sie um sich herum und atmete nicht einmal schwer. Vermutlich war er an die verseuchte Luft gewöhnt.
    »He,

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