Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
Vom Netzwerk:
um, ohne dass ihrem ebenmäßigen Gesicht eine Regung anzusehen war.
    Er war wohl wieder weggetreten, denn als er das nächste Mal die Augen aufschlug, blendete ihn das Deckenlicht. Kurz darauf wurde ein Teller mit klumpiger, lauwarmer Suppe in seine Zelle geschoben. Er löffelte sie heißhungrig runter, nur um sie gleich darauf auf die Pritsche und den Boden zu kotzen. Zähneklappernd drückte er sich an die Wand und umklammerte seine Knie. Noch nie zuvor war er in so einer beschissenen, aussichtslosen Lage gewesen.
    Wäre dies alles Teil eines schlechten Films, würde jetzt wohl ein stiernackiger Wärter kommen und ihn mit einem Schlauch abspritzen. Nein, berichtigte Blue das Szenario, er würde ihn mit dem Gesicht in die Kotze pressen und es wäre kein stiernackiger Wärter, sondern der geile Besitzer des Clubs. Er würde diese alberne Uniform der Bürgerwehr tragen, und dass Blue stank, wäre ihm völlig egal, denn er wollte sowieso nur seinen Arsch.
    Er musste wieder eingedöst sein, denn als er aufsah, stand ein Becher mit klebrig süßem Saft neben der Pritsche. Diesmal musste er nicht kotzen, stattdessen schlief er sofort wieder ein.
    Später sollte er sich fragen, welche Drogen sie mit dem Süßstoff überdecken wollen. Aber da hatte er längst seine Unterschrift unter irgendeinen Knebelvertrag von Sakamoto Industries gesetzt. Von da an war er wie in Trance, und es dauerte eine Weile, bis er merkte, wie weit er gegangen war. Alles, sie hatte ihm alles genommen. Seine Integrität, seinen Stolz. Alles nur auf das vage Versprechen eines neuen Plattenvertrages hin. Und sie war so unglaublich klug vorgegangen, hatte jeden Schritt im Voraus genau geplant. Und er, er war nur die dumme, kleine Spinne, die sich in ihrem Netz verfangen hatte. Und wenn die große Spinne genug mit ihm gespielt hätte, würde sie ihn einfach fressen.

    Ihre Bodyguards schleppten ihn mehr, als dass er selbst ging. Sie zogen ihn aus und steckten ihn unter die Dusche. Der Genuss, endlich den Gestank von Erbrochenem und Schweiß abzuwaschen, machte ihm sogar das Demütigende seiner Lage erträglich. Danach brachten sie ihn in ein Schlafzimmer und warfen ihn auf ein breites Bett. Irgendwann kam jemand, der ihm in die Augen leuchtete und ein paar Injektionen verabreichte. Doch das Letzte, was er sah, bevor ihn die samtweichen Drogen zärtlich umhüllten, war Tonia Sakamoto. Sie sah auf ihn herab, Triumph im Gesicht. Endlich hatte sie ihre Trophäe.
    Er wurde wach, merkwürdige Träume und Gefühle vermischten sich mit einer undeutlichen, dämmerlichten Realität. Da war Tonia, ihre schwarzen Augen waren wie Fixpunkte in einem Endlosband. Sie kniete über ihm. Sie war nackt – sie waren beide nackt – und ihre schwarzen Haare züngelten wie Schlangen über seinen Körper. Sie ritt auf ihm und sein Schwanz war in ihr. Sie hatte Sex mit ihm – zumindest ließen ihre Verrenkungen darauf schließen. Blue lag nur passiv auf dem Rücken, die Kopfschmerzen waren verschwunden, weitere Signale empfing er nicht von seinem Körper.
    Anscheinend hatte er sich bewährt. Als er wieder zu sich kam, lag seine schwarze Gibson neben ihm. Ein weitaus erfreulicherer Anblick als die Frau, fand Blue. Vorsichtig setzte er sich auf. Der Schwindel blieb aus. Erstaunlicherweise hatte ihm Tonias Doktor Feelgood auch einige nützliche Chemikalien verabreicht.
    Auf einem Beistelltischchen stand Frühstück. Doch Blue verging der Appetit, als er feststellte, dass sein ganzer Körper nach Tonia Sakamotos aufdringlichem Parfüm, ihrem Schweiß und ihrer Möse stank. Er brauchte dringend eine Dusche – kaum anzunehmen, dass das Wasser in diesem Haus rationiert war. Seine Vermutung bestätigte sich, und nachdem er ausgiebig geduscht hatte, ging er, immer noch weich in den Knien, auf Erkundungsgang. Er musste unbedingt wissen, wo der Rest der Runners steckte. Nur sie konnten ihm sagen, was hier eigentlich abging und wie er in diese absurde Lage geraten war.
    Das Haus musste riesig sein. Blue suchte sich seinen Weg durch ein Labyrinth von Zimmerfluchten. Wo zur Hölle war er? Die Aussicht aus den französischen Fenstern verriet ihm nichts – nur der übliche graue Winterhimmel. Was so viel hieß wie, dass er noch auf dem europäischen Kontinent war. Irgendwo hörte er Stimmen. Er folgte ihrem Klang bis vor die angelehnte Tür eines verrotteten Wintergartens.
    »… und dann bring ihn runter, Flyp.«
    Eine gebieterische Stimme. Tonia. Blue stieß die Tür auf und trat ein. Es

Weitere Kostenlose Bücher