When the Music's Over
Mühe, es fortzuwischen. Flauschiges blaues Frottee lag immer auf dem Court für sie bereit, um sich den Schweiß von Gesicht und Händen zu wischen. Ihre Hand war ganz ruhig: Matchball – sie holte tief Luft und zog die Handgranate ab.
»So ist es wohl, wenn man ein Held ist«, dachte sie noch – ein bisschen stolz und auch ein bisschen eitel. Dann verging alles in einem riesigen Feuerball – das Schiff und der letzte Funke ihres Bewusstseins.
Der große Crash
Es war genau so gekommen, wie alle es seit vielen Jahren vorhergesagt hatten – Futurologen, Ökonomen und Cyber-Gurus: Das große Beben legte Tokyo in Schutt und Asche und mit ihm die Weltwirtschaft. Doch nicht nur die Börsen crashten, auch das völlig überlastete Internet brach zusammen. Beides war gewissen Parteien nur recht. Den Aliens, weil sich so eine bessere Basis für ihre Art der Geschäftemacherei bot, und den Regierungen, weil das unkontrollierbare www nicht mehr existierte. Und mit dem Internet auch die lästigen Hacker verschwunden waren – so dachten sie zumindest.
Die Privilegierten bauten sich ihr eigenes Kreditsystem und ihr eigenes Netzwerk auf, der Rest der Menschheit besann sich auf den Tauschhandel. Erstaunlicherweise funktionierten beide Systeme recht gut.
Neu in der Stadt
Am Mittag des gleichen Tages: Die Stadt haute Skadi um. Von Hamburg hatte sie ja nicht viel zu sehen bekommen, nur Schneeregen, Wasser, wieder Regen und überall nur dieses Grau. Doch Berlin – für diesen Anblick war sie nach Europa gekommen.
Bevor sie ins Zentrum konnten, wurden sie an einer Straßensperre aufgehalten. Keck gab sie den Blick der finster auftretenden Bürgerwehr zurück und zog mit strahlendem Lächeln ihren »Freie Bürgerin von Svalbard«-Ausweis hervor. Vergeblich versuchte der Junge sie zu bremsen, er hatte schließlich seine Erfahrungen mit den Behörden gemacht.
»Grund des Besuchs?«
»Ferien.«
Ein irritiertes Blinzeln, ein erneuter Blick auf ihren Ausweis.
»Und der Junge?«
»Mein kleiner Bruder, ist noch minderjährig.« Lässig und unglaublich selbstbewusst klang das aus ihrem Mund. Garfield stockte der Atem. Minderjährig, das bedeutete nach nordländischem Recht, er brauchte noch keinen eigenen Ausweis. Das hatte Skadi ihm vorher erklärt.
»Weitergehen.«
Geschafft. Skadi war ja so cool. Innerlich hüpfte er, als er an ihrer Seite durch die Absperrung ging.
»So, jetzt werden wir erst mal ausgiebig essen, und dann suchen wir uns eine Unterkunft.« Skadi war voller Tatendrang.
Essen und Unterkunft – das klang gut, fand Garfield, der selbst nach Jahren der Wanderschaft den geregelten Tagesablauf seiner Kindheit vermisste. Baden, Zähneputzen, zu Bett gehen und unter der Decke noch ein halbes Stündchen in den Comix schmökern – wie lange war das her? Was seine Leute wohl gerade machten, diese Frage erlaubte er sich allerdings nicht, zu sehr fürchtete er sich vor der Erkenntnis, dass ihn die Eltern im Stich gelassen hatten. Garfield spielte seit Jahren ein Spiel, in dem er der Held in einem großen Abenteuer war, und wenn er keine Lust mehr zum Spielen hatte, würde er ganz einfach nach Hause gehen.
»Hier, das sieht ganz gut aus«, riss Skadi ihn aus seinen Gedanken.
Er war schon eine ganze Weile neben ihr hergelaufen, ohne auf die Umgebung zu achten. »Hardy’s Gasthaus – fünf Liter frei« stand auf dem handgeschriebenen Schild, das in einem Fenster auf Straßenniveau hing.
Sie stießen die schwere Eingangstür des Mietshauses auf – der übliche Gestank aus Rattenkot, vergammelten Essensresten und Urin empfing sie. Skadi hielt den Atem an und klopfte energisch an die Wohnungstür, die ihrer Meinung nach zu »Hardy’s Gasthaus« gehören musste. Von drinnen waren schleifende Geräusche zu hören, dann wurde eine Sichtklappe geöffnet und gleich darauf wieder zugeschlagen. Skadi und Garfield sahen sich ratlos an.
»Habt ihr Tausche?«
»Wer will das wissen?« So leicht würde sich Skadi nicht von einem dieser Städter austricksen lassen.
Hinter der Tür war ein Kichern zu hören. Dann wurden zahlreiche gut geölte Schlösser gedreht und Riegel zurückgeschoben. Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit und etwas, das wie eine futuristische Waffe aussah, wurde bedrohlich auf sie gerichtet. Garfield schluckte. Da hatte die ’skimo-Tussi ja wieder was Schönes angerichtet.
»Zum Jruße, Sternenreisende«, sagte eine Stimme aus dem Dunkel des engen Flures. »Wie lautet die Losung?«
»Ist noch ein
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