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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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Zimmer frei?«
    »Tretet ein, tretet ein.«
    Die Tür schwang jetzt weit auf, die seltsame Waffe hingegen blieb stur auf sie gerichtet. Skadi beschloss, diesen Umstand erst mal zu ignorieren, winkte Garfield und trat ein. Ein mechanisches Klicken. Der Junge fuhr wieder zusammen, doch außer dass ein trübes Licht aufglomm, passierte nichts weiter. Jetzt konnten sie ihr Gegenüber erkennen.
    Der Mann trug eine Uniform, wie Skadi sie noch nie gesehen hatte: eine abgetragene rote Jacke, weiß abgesetzt am Kragen und an den Ärmeln, mit seltsamen Rangabzeichen, dazu enge schwarze Hosen und hohe Stiefel aus rissigem, altem Leder – echtem Tierleder, wohlgemerkt.
    »Wow, echt cool! Captain Kirk!« Garfield erkannte einen Helden, wenn er ihm gegenüberstand.
    »He, hab’ ick’s doch jeahnt. Ihr zwee beeden seid jenau die richtjen Jäste für die Suite.«
    Die Waffe verschwand und stattdessen wurden sie von einer trüben Stablampe angeleuchtet.
    »Ihr seid wohl nich von hier, wa?«
    »Auf der Durchreise«, antwortete der Junge wichtigtuerisch.
    Der Mann stieß eine weitere Tür auf. »Die Suite. Nur für besondre Jäste.« Er kniff ein Auge zusammen und gab Garfield einen kleinen Knuff.
    »Na ja.« Skadi stellte ihren Rucksack ab, schaltete ihre Sturmlampe an und sah sich in der muffigen Kammer prüfend um. Sie meinte das Trappeln kleiner Nagetierfüße zu hören. Wenn das hier das beste Zimmer in Hardy’s Gasthaus war, dann wollte sie die anderen gar nicht erst sehen. »Fünf Liter frei –« Sie drehte sich zu dem Mann um. »Gemeint ist doch wohl Klasse zwei?«
    »In dieser Jejend könnta froh sein, wenna Klasse fümf bekommt.« Der Mann warf Skadi ein Tütchen mit einigen gelblichen Kügelchen zu. »Damit machta aus Brauchwasser Klasse sechs super Klasse eins Trinkwasser. Bekommt ihr dazu. Ick bin heute in Jeberlaune.« Ein weiteres Blinzeln und Knuffen an Garfields Adresse folgte. »Hab da hinten ’n echt coolet Modell der alten NCC 1701, willste ma sehn?«
    »Später«, entschied Skadi. »Was ist die Tausche für, sagen wir, zwei Tage?«
    »Du bist ’ne echte ’skimo, wa? Wir wär’s mit’n bisschen Pulver – sagen wa vier Gramm?«
    Skadi lachte laut auf. Für wie dumm hielt sie der Mann? Für vier Gramm, sofern sie es besäße, könnte sie das ganze Haus eintauschen. Sie griff in ihren Rucksack und zog zwei Konservendosen hervor.
    »Schildkrötensuppe und Labskaus«, las sie die verkratzten Etiketten vor. »Beide noch nicht abgelaufen.«
    »Schildkrötensuppe – det soll man essen?« Der Mann klang abfällig, doch Skadi entdeckte einen gierigen kleinen Speichelfaden an seinem Kinn. »Und Labskaus. Woher weeß ick, dass de mir keen Hundefutter andrehn wills?«
    »Weißt du nicht«, beschied Skadi kühl. »Aber das ist mein Angebot.«
    »Na jut.« Die Dosen wurden Skadi blitzartig aus den Händen gerissen. Sie unterdrückte ein Grinsen. Wichtig bei einer Tausche war, dass beide Seiten in dem Glauben blieben, ein gutes Geschäft gemacht zu haben.
    Sie beschlossen, sich vor Einbruch der Dunkelheit etwas in der Stadt umzusehen. Skadi entschied, dass sie ihre Sachen mitnehmen sollten. Sie traute dem Mann in der komischen Uniform nicht.

    Zwei Querstraßen von »Hardy’s Gasthaus« waren sie mitten im Leben. Hier ging es ähnlich laut und bunt zu wie in Hamburgs Hafenviertel. Garfield rannte von einem fliegenden Händler zum nächsten, überwältigt von dem reichhaltigen Warenangebot und voll dem Konsumrausch erlegen. Hektisch kramte er in seiner Golftasche nach Tausche – er hatte ein Computerspiel entdeckt, das er noch nicht kannte. Der Verkäufer war ein alter Mann, der sich sichtlich schwer von seinem Besitz trennte. Garfield und er tauschten lange, abschätzende Blicke.
    »Was soll das sein?«, tastete sich der Junge an das Objekt seiner Begierde heran. »Sieht irgendwie ziemlich einfach aus.«
    »In der Einfachheit liegt die Würde«, sagte der Mann schlicht. »Es ist Schach, das Spiel der Könige. Bist du es wert, ein König zu sein, mein Junge?«
    »He, Skadi, kuck dir das hier an«, krähte Garfield. »Kennst du ein Spiel, das Schach heißt?«
    »Nimm es«, beschied Skadi. »Es wird dich lehren, nicht immer so unüberlegt vorwärts zu stürmen.«
    »Wer ist hier unüberlegt?«, murrte Garfield, der bereits seine Tausche vor dem alten Mann ausbreitete. Dieser entschied sich nach gründlichem Nachdenken für ein Paar gefütterte Handschuhe und einen Dosenöffner.
    Inzwischen war die trübe Sonne fast

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