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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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in ihr Ohr.
    Faizul nickte abwesend. Von dem Auftritt der Masters bekam sie überhaupt nichts mehr mit. Sie ließ Erg keine Sekunde aus den Augen. Die seltsamen Ahnungen, die sie seit jener Begegnung vor ein paar Tagen gehabt hatte, ließen sie nicht los. Im Gegenteil, sie schienen sich in diesem Moment auf der Bühne zu manifestieren.
    Der Song war zu Ende, und ohne abzusetzen wechselte die Band zu einer kranken Cover-Version von »Pain Is So Close To Pleasure« – das Stilgefühl der Masters war legendär. Es folgten: »Carving Into Your Flesh«, »Dead Babies Lullaby« und »I’ll Pierce Your Heart At Midnight« in der Siebenundzwanzig-Minuten-Version.
    Plötzlich wurde es auf der Bühne stockdunkel, aus den Amps kam nur noch statisches Rauschen. Faizul sah sich nervös um. Gehörte dies noch zur Stageshow, oder war die Elektronik zusammengebrochen? Vom Publikum kam keine hörbare Reaktion, doch die Spannung in der Arena stieg beinahe körperlich spürbar an.
    Brad und Ali schienen davon unberührt, sie unterhielten sich in lautem Flüsterton über den nächsten Act.
    Dann krallte sich ein einzelner Spot ins Zentrum der Dunkelheit. So grell, dass zuerst keine Einzelheiten erkennbar waren. Erst allmählich schälten sich die Umrisse einer Gestalt heraus. Gleichzeitig drosch Shell ein disharmonisches Riff durch die Amps. Rückkopplungen huschten durch die Menge wie bissige kleine Gremlins. Faizul merkte, wie sich ihre Kopfhaut zusammenzog. Unbehaglich rutschte sie hin und her.
    Jetzt stiegen Zebo und Toto ein und gaben Zonk den Beat vor. Von der linken Bühnenseite klang ein hartes Stöhnen, das sich zu einem orgastischen Aufschrei steigerte. Jetzt stieg die Menge voll ein, sie erkannten den Song.
    »Red love, dead love«, grunzte und keuchte Zardos. Er klang wie Frankensteins Monster auf Ecstasy. »Red dead love.«
    Der Spot tastete die Gestalt ab. Es war eine Frau. Sie trug ein langes, fließendes weißes Kleid. Wieder strich der Spot über ihren Körper, voyeuristisch und begehrlich umtanzte er sie und ließ sie im Gegenlicht nackt aussehen.
    »Sandrine«, keuchte Faizul. »Das ist Sandrine.«
    »Lick your blood. I wanna lick your blood«, schrie Zardos und trat zu Sandrine in den Spot. Er hob den Arm und zeigte auf die Frau. Ein gleißendes Licht blitzte auf, zu schnell fast, um noch richtig wahrgenommen zu werden.
    »Blood, blood«, kreischte Zardos und Shells Strat antwortete ihm in gedehntem Gis7.
    »Blood! Red! Dead!«
    Die Frau warf theatralisch den Kopf zurück und ihr Mund öffnete sich zu einem nie vollendeten Schrei.

    Brad erkannte als Erster, was da auf der Bühne passiert war. Nichts wie raus, dachte er, ehe Panik ausbricht. Er packte Faizul am Arm und zog sie hoch.
    »Lauf, lauf!« Er stieß sie grob durch die Menge. Er wusste, es war zwecklos, zu den Ausgängen zu rennen. Das würden sie nie schaffen. Die einzige Hoffnung war, rechtzeitig den Backstage-Bereich zu erreichen. Er hörte Ali hinter sich fluchen.
    Und dann standen sie auf einmal zwischen den Trailern und Cateringzelten. Sie hatten es geschafft.
    »Ist da eben passiert, was ich denke, dass es passiert ist?« Ali setzte sich schwer atmend auf einen umgekippten Müllcontainer.
    »Ich weiß es nicht, ehrlich.« Brad sah aus, als würde ihm gleich schlecht werden. »Und ich will es, glaube ich, auch gar nicht wissen.«
    »Er hat sie umgebracht. Erg hat sie umgebracht.« Faizul sah anklagend zu ihren beiden Kollegen. »Warum habt ihr das zugelassen?«
    »He, das wissen wir doch alles nicht.«
    »Ach, nein?« Anklagend zeigte sie mit dem Finger auf Ali. »Hast du ihn nicht neulich erst einen durch und durch kranken Bastard genannt?«
    Ali wollte zu einer heftigen Entgegnung ansetzen, doch der aus der Arena dringende Tumult ließ ihn verstummen.
    »Los, machen wir, dass wir hier wegkommen!«
    Brad wollte nicht erst das Eintreffen von Sakamotos privater Anti-Aufruhr-Einheit abwarten.

    Draco hatte die Luft angehalten. Er wusste zwar, Sandrine würde alles tun, solange eine Kamera auf sie gerichtet war, aber wenn man das Spontane, den ultimativen Take wollte, konnte man nie hundertprozentig sicher sein. Doch die kleine Schlampe hatte ihre Sache wirklich gut gemacht. Sie war eben ein echter Profi.
    Anschließend hielt er noch auf die panische Menge – erst die Totale, dann ein paar aussagefähige Close-ups. Draco war zufrieden. Und was das Beste war: Man würde es nie beweisen können, aber es war Mord gewesen. Der erste Mord, der live und mit

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