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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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Vorsatz vor einem Millionenpublikum ausgeführt worden war. Zardoz hatte das Messer in der Hand gehabt, doch er, er hatte Regie geführt!
    Seine Finger rasten über die Tastatur. Im Online-Modus schnitt er den Beitrag und beamte ihn live über Com-Link, und diesmal gab es keinen Job, aus dem man ihn feuern konnte.
    Genau sechzehn Minuten später unterzeichnete er einen Exklusivvertrag mit WNN. Jetzt war er wieder Erg Alonquin und ganz oben.
    Dreißig Minuten nach dem »Zwischenfall« saß er mit den Masters auf der Pressekonferenz. Sakamotos Leute hatten effizient eingegriffen – es hatte weniger als hundert Leicht- und Schwerverletzte gegeben, davon nur sechzehn in kritischer Verfassung – und in der Arena ging die Show bereits weiter.
    »Ich dachte, es war eins von diesen Trickmessern, so eins, wo die Klinge dann reingeht.« Zardoz machte es vor: »Zisch, klick, zisch, klick, zisch.« Allen Anwesenden ging das Geräusch auf die Nerven. »Ein Unfall, das war eindeutig ein Unfall, stimmt’s, Draco?« Unterstützung heischend sah er zu Erg hinüber. Der nickte ernst.
    »Wir alle haben Sandrine geschätzt. Ihr tragischer Tod ist ein großer Verlust.«
    Erg wusste, wie man so etwas wirkungsvoll sagte. Nur Zonk, der Drummer der Masters, verdarb fast alles mit seinem wiehernden Gelächter. Wie er diese Musiker hasste! Was wäre, wenn sie einen Unfall hätten – wenn, sagen wir, ihr Hubschrauber auf dem Weg zum Festland einen Motorschaden hätte. Eine gute Story wäre es sicher. Er müsste nur noch die Details ausarbeiten, lästige Kleinigkeiten wie »Wie schaffe ich es, den Crash zu überleben und live auf Sendung zu bleiben?« Nach dem heutigen Tag fühlte er sich jeder Herausforderung gewachsen. Alles eine Frage der Logistik, dachte Erg. Doch zuerst hatte er noch etwas anderes zu erledigen. Schließlich bastelte er an seiner Unsterblichkeit, und Legenden entstanden nicht dadurch, dass man auf seinem Hintern saß und abwartete.

    Takaheshi Sakamoto war jetzt seit einer Stunde ziellos die künstlichen Klippen entlanggelaufen. Die VID-Typen hatte er abgehängt. Sie waren die lästige Randerscheinung eines Mediums, das er selbst erschaffen hatte. Engagierte er sich deshalb so für die Kunst, um Abbitte für das sensuelle Fastfood zu leisten, das er auf die Menschheit losgelassen hatte? Ein interessanter Gedanke. Und dann dieser irre Roadmanager, dem er eigenhändig die Rechte an dem Auftritt der Masters of Pain abgetreten hatte – doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Selbstbezichtigungen.
    Er blieb stehen und sah sich um. Ja, genau hier war es gewesen. Hier war das Konzept für die Klangskulpturen entstanden.
    Fast hätte er sie übersehen, so reglos stand sie da – nur wenige Meter von ihm entfernt – und sah aufs Meer. Sie trug einen langen schwarzen Kaftan, ihre Haare, von metallicfarbenen Strähnen durchzogen, flatterten im Wind. Mit einer ungeduldigen Geste strich sie sie sich aus dem Gesicht.
    »Ganz wie in alten Zeiten, nicht?«, sagte er unvermittelt zu der stummen Gestalt.
    Rashala drehte sich um. Sie lächelte. »Du neigst immer noch zu Übertreibungen, Taka, auch wie in alten Zeiten.«
    Langsam ging er auf sie zu. Schüchtern und ungelenk wie ein Junge bei seiner ersten Verabredung. Dies war der Augenblick, der alle Träume der letzten Jahre auf einen Schlag zerstören konnte und die Magie, die er immer zwischen ihnen empfunden hatte, auf die Affäre eines heißen Sommers reduzieren. Auf einmal wusste er, warum er in all den Jahren nie versucht hatte, sie zu finden. Nun war es zu spät.
    Falls Rashala die gleichen Gedanken hatte, so ließ sie es sich nicht anmerken. Unbefangen schlang sie die Arme um ihn, drückte ihn an sich und küsste ihn.
    Takaheshi seufzte. Sie fühlte sich an wie die Frau, die er all die Zeit in seinen Erinnerungen gehütet hatte, und sie roch und schmeckte auch so.
    »Komm, trinken wir einen Tee.« Ein beiläufiger Satz, der die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart schlug.
    »Ja, gehen wir und trinken wir Tee«, sagte er.

Die Hand ist schneller als das Auge

    Der Lärm hörte nicht auf. Er durchdrang den Nebel, der die Stelle des letzten Alptraums eingenommen hatte, und bohrte sich beharrlich in sein Bewusstsein.
    »Licht«, wollte er rufen, doch aus seinem trockenen Hals kam nur ein stimmloses Keuchen.
    Tonia schlief. Seltsam, hörte sie den Lärm nicht – oder war der nur in seinem Kopf? Blue konnte sich nicht erinnern, wie er in ihr Bett gekommen war, doch

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