When the Music's Over
zahlreichen Tochterfirmen von Sakamoto Industries. »Sieh mich nicht so schockiert an, X’haro. Mach einen Vertrag mit diesem – wie heißt er?«
»Er nennt sich Draco.« X’haro hob entschuldigend die Schultern. »Wie ich schon sagte, ein seltsamer Mensch.«
»– mit diesem Draco und schieb die Runners nach hinten.«
»Wirklich? Ich meine –«
»Tu es einfach.« Und nach einer kurzen Pause: »Wie viele Künstler sind jetzt eigentlich auf der Insel?«
X’haro sah auf sein MiniCom. »Fast eintausend«, sagte er dann überrascht.
»Das ist gut. Ich will, dass es ein unvergessliches Ereignis wird.«
Und das sollte es auch werden. Doch ganz anders, als Takaheshi sich erhofft hatte.
»Nebelwerfer«, brüllte Erg. »Wir brauchen hier vorne noch mehr Nebel.«
»Und Rot, sag ihnen, sie sollen nicht so sparsam mit dem Rot sein, Draco.«
»Ihr habt den Mann gehört, Leute. Mehr Rot.« Er lauschte in sein Headset und brüllte dann: »Ist mir so was von scheißegal, wie ihr das macht, macht’s einfach. Ist das klar?«
Mittlerweile machte ihm die Rolle des Roadmanagers richtig Spaß. Selbst Momente wie diese, wo Zebo ihm die Show mit seinem »Rot«-Gequatsche zu stehlen versuchte, konnte er mit Gleichmut wegstecken. Lästige Interferenzen, die keinen Einfluss auf das große Ganze hatten.
Zwei Stunden später war der Lightcheck zu ihrer Zufriedenheit gelaufen und Shell und Toto kamen zum Soundcheck auf die Bühne. Erg passte es überhaupt nicht, dass die beiden Ex-Runner jetzt schon zur Truppe stießen. Sie waren ein unberechenbarer Faktor. Andererseits, ohne ihren Einstieg würden die Masters nicht den Opener des Festivals machen. Fast tat es ihm ein bisschen um die Runners Leid. In ihrer Hochzeit hatte er mal ein Interview mit ihrem Drummer gemacht, was damit ausklang, dass sie mit drei geilen Runners-Groupies um die Häuser gezogen waren.
»Wann komme ich dran?« Sandrines nörgelnde Stimme unterbrach seine Gedanken.
»Womit dran?«
Sie zeigte vage auf die Bühne. »Mit dem Licht und dem Nebel und so«, sagte sie.
»Das hast du nicht nötig. Du wirst wie immer Spitze aussehen, Baby.«
Und das war nicht mal gelogen. Wenn Sandrine eines konnte, außer allen auf die Nerven zu gehen, dann war es toll aussehen. In zwei, spätestens drei Jahren würde ihr Pillenkonsum allerdings ernste Folgen zeigen. Schon jetzt wirkte sie bei ungünstiger Beleuchtung etwas aufgedunsen, fand Draco.
»Ich möchte aber trotzdem so einen Check. Ich würde mich einfach sicherer fühlen.« Sie bedachte ihn mit einem Heißkalt-Augenaufschlag.
»Wird schon alles klappen. Vertrau mir einfach, okay?«
Sie nickte. Sie vertraute ihm tatsächlich. Und für einen kurzen Augenblick fühlte er sich richtig schlecht.
»Hast du meinen Trailer gesehen? Kein Kühlschrank, kein Aircondition und nicht mal Com-Link-Anschluss. Also wirklich, Erg, so kann ich einfach nicht arbeiten!«
Der Augenblick verging.
Faizul hatte ihr Glück gar nicht fassen können. Sie hatten die besten Presseplätze bekommen, gleich neben World Net News. Sie wollte den Medien-Koordinator gerade darauf aufmerksam machen, dass es sich nur um einen Irrtum handeln könne, als Ali sie mit einem kräftigen Seitenhieb zum Verstummen brachte.
Die Hauptbühne war dunkel. In der dicht besetzten Arena herrschte gespannte Stille. Dann durchbrach eine hoch lodernde Fackel die Dunkelheit. Barbo war auf die Bühne gekommen. Die Auftrittsfolge der Kleindarsteller war mittels Losentscheid festgelegt worden. Und der Feuerschlucker hatte die etwas zweifelhafte Ehre, den Warm-up zu machen. Noch höher schoss die Flamme, das Publikum klatschte und gröhlte – Barbo kam gut an.
Zehn Minuten später: Nebel wallten, zuckende blutrote Laserfinger strichen durch die Arena, die Eröffnungstakte von »Twistin’ Zombies« dröhnten aus den Boxen. Die ganze Insel schien von dem Sound zu vibrieren. Als sich die Nebel senkten, wurden die Masters of Pain sichtbar: Zardos, der Frontmann und Sänger, Zebo, Zonk und die Verstärkung: Toto und Shell. Hinter ihnen, auf einem gigantischen Screen, wurden hektisch geschnittene Clips aus Horrorklassikern – durchsetzt mit Erg Alonquins eigenem Material – abgespielt.
Faizul erstarrte. Sie hielt den Atem an und beugte sich vor. Nein, es war keine Sinnestäuschung. Er war da, Erg Alonquin war auf der Bühne. In der Hand eine DigiCam, schnitt er den Auftritt der Masters mit.
»Schau an, unser Ex-Kollege ist immer noch im Clip-Geschäft«, brüllte Brad
Weitere Kostenlose Bücher