When the Music's Over
hübsch die Beinchen in Bewegung gesetzt, du weißt, sie wartet nicht gerne.«
»Dann ist heute nicht –« Blue wollte sich auf ihn werfen, doch der Bodyguard fing ihn auf halbem Weg ab.
»Sie will, dass du gut aussiehst, also bring mich nicht dazu, dich einzubeulen. Ich warne dich!«
Tonia lag träge auf ihrem breiten Bett, langweilte und ärgerte sich. Seit Tagen war sie nicht mehr aus ihrem Zimmer gekommen. Sie war übellaunig, die Dinge entwickelten sich nicht so, wie sie es geplant hatte. Sie hatte gehört, dass ihr Onkel wieder auf Freezone war. Warum meldete er sich nicht bei seiner Lieblingsnichte? Und Blue – mit ihm war auch nicht mehr viel anzufangen. Er war überhaupt nicht unterhaltsam. Sie war mit ihm nach Freezone gekommen, um Spaß zu haben, um vor ihren Freundinnen mit ihm anzugeben, dem introvertierten Rockstar, nach dem sich die weiblichen und männlichen Fans gleichermaßen verzehrten. Aber was musste sie feststellen? Freezone war nicht länger hip. Alle wichtigen Leute waren entweder auf die Stationen gegangen oder in die Enklave nach Antarctica. Und dann war da dieses alberne Festival! Wen interessierte denn das?
»Was willst du?« Blue klang mürrisch.
Die zugezogenen Vorhänge schlossen das Sonnenlicht aus, was er einerseits als angenehm für seinen schmerzenden Kopf empfand, auf der anderen Seite verlieh das Halbdunkel dem Schlafzimmer eine gruftartige Atmosphäre, die ihn erdrückte.
Wie immer trug sie ihr Alien-Schmuckstück, sie legte es nie ab. Ein Talisman, ein lebendiger Talisman, unbezahlbar und deshalb noch wertvoller für eine Frau wie Tonia Sakamoto. Manchmal konnte Blue sehen, wie sich das kleine gefangene Wesen vergeblich gegen seinen Sarg stemmte – glaubte fast, das Schaben der Fühler zu hören. Das bin ich, dachte er. Ich bin genauso bemitleidenswert und jämmerlich wie dieser Alienkäfer.
»Du schuldest mir noch Geld für die Studiozeit, die ich dir und deiner Band zur Verfügung gestellt habe.« Tonia ließ sich die Worte genüsslich auf der Zunge zergehen, und als sie Blue schockiertes Gesicht sah, fühlte sie sich gleich viel besser.
»Du hast uns das Studio zur freien Nutzung überlassen«, sagte er schließlich. Doch er schien an seinen Worten zu zweifeln.
»Nur wenn eine vermarktungsfähige CD dabei rauskommt.« Sie lächelte kokett und wackelte mahnend mit dem Zeigefinger. »Du hast wohl das Kleingedruckte nicht gelesen.« Sie winkte Flyp zu sich heran. »Hol schon mal die Gitarre«, und zu Blue: »Als kleine Anzahlung.«
Blue sah aus, als wollte er ihr gleich die Kehle zudrücken. Tonia beobachtete ihn, sie genoss die Situation sichtlich.
Er verbarg die Hände hinter seinem Rücken und versuchte sich zu entspannen. Nein, er würde jetzt nicht die Fassung verlieren. Und nein, er würde es nicht darauf anlegen, von ihren Bodyguards verprügelt zu werden. Das Ganze wirkte wie eine billige Daily-Soap. Er war es so leid, mit seinem Verhalten jedes Klischee zu erfüllen. Er würde sich einfach umdrehen und gehen – nichts sagen, einfach nur gehen.
Flyp machte eine Geste, als wollte er ihn aufhalten. Doch Tonia sagte: »Lass ihn gehen, er kommt ja nicht weit.«
Er kommt ja nicht weit, er kommt ja nicht weit, er kommt – Die Worte hämmerten sich mit jedem Schritt in Blues dröhnenden Schädel. Er kommt ja nicht weit. Pierce, wo bist du, dachte er unvermittelt, ich brauche deine Hilfe. Hol mich hier raus, Mann.
Masters of Pain
»Jetzt wissen wir, woran wir sind. Doch was können wir dagegen tun?« Auffordernd blickte Sunshine in die Runde.
Dicht gedrängt saßen sie auf dem Sonnendeck der Jacht und redeten sich seit Stunden die Köpfe heiß. Vergangene Nacht war das SunCo-Boot mit Pierce und Skadi an Bord auf der Westseite vor Anker gegangen – Takaheshi hatte den Ort vorgeschlagen, und nur Skadi und er kannten den Grund. Ihr Eintreffen hatte die Geschehnisse auf dem Festival in den Hintergrund treten lassen.
»Also, mir würde dazu ’ne Menge einfallen«, meinte Käppi. »Fragt sich nur, wo wir die Knallfrösche hernehmen sollen.«
»Knallfrösche?« Fragend sah Takaheshi zu Sunshine, dann begriff er. »Ihr meint, um ein kleines Feuerwerk zu veranstalten?«
»Ein paar Unterwasserminen mit verzögerter Zündung wären auch nicht schlecht.« Pierce richtete seine Bemerkung an niemand Bestimmten.
»Mit der entsprechenden Tausche kann man auf Freezone alles besorgen.« Sunshine bekam einen träumerischen Blick.
»Davon habe ich auch gehört«, sagte
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