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Whiskey für alle

Whiskey für alle

Titel: Whiskey für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John B. Keane
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berichtete. »Ich würde es nicht anders machen«, fügte sie wehmütig hinzu.
    Der Sommer verging. Der Herbst kam und färbte das Laub und breitete die Blätter liebevoll über die weiche Erde. Jim Conlon erfreute sich eines guten Lebens, wurde rund und dick.
    »In letzter Zeit strahlst du Ruhe und Zufriedenheit aus, mein Junge«, bestätigte ihm Matt Weir bei einem der abendlichen Besuche in der Gastwirtschaft.
    Es wurde Winter, und zwangsläufig zog es Maggie Conlon wieder ins Bett. Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen des Hausarztes und eines Spezialisten war sie überzeugt, an Kehlkopfkrebs zu leiden. Tapfer ließ sie Röntgenuntersuchungen und alle möglichen anderen Tests über sich ergehen. Mit dem Ergebnis, dass es keinerlei Anzeichen für die gefürchtete Krankheit gab. Wochen vergingen, und als es zu keiner merklichen Schwächung des Körpers kam, verfiel sie darauf, der Krebs hätte sich bis zur Luftröhre ausgebreitet. Zum Beweis griff sie auf ihr umfängliches Repertoire an pfeifendem Atem, Husten und Keuchen zurück — manchmal klang es zum Gotterbarmen, dann wieder leiser und höchst Mitleid erregend.
    Die Zeiten der Ruhe und Behaglichkeit, an die sich Jim Conlon gewöhnt hatte, waren vorbei. Er nahm ab. Die altbekannten Spannungen und Belastungen kehrten zurück, und neue kamen hinzu. Er versuchte es mit allen möglichen Tricks, seine Mutter wieder aufzurütteln, doch es wollte nicht gelingen. Sie wurde so hinfällig, dass sie ihn Woche für Woche zum Gemeindepfarrer schickte. Immer wenn ihr die Letzte Ölung verabreicht wurde, schloss sie die Augen, als wollte sie sterben. Sie trieb Jim zur Verzweiflung. Eines Abends kehrte er aus dem Pub in einem sichtlich erregten Zustand heim. In Wahrheit aber war er gewillt, seinen letzten Trumpf auszuspielen.
    »Ich habe eine schreckliche Nachricht«, teilte er seiner Mutter mit.
    Regungslos lag sie da, auch die trüben Augen zeigten nicht die geringste Reaktion.
    »Fred Rimble ist tot«, sagte er.
    Der Satz verfehlte nicht seine Wirkung. Schon saß sie aufrecht im Bett, bekreuzigte sich, bat Gott, er möge Erbarmen mit der armen Seele haben, und fragte: »Wie ist es passiert?«
    »Es heißt, er sei vor Kummer und Gram gestorben.«
    »Vor Kummer und Gram«, wiederholte sie unter Tränen und fragte sich, ob das nicht auch für sie ein plausibles Ende wäre.
    »Jedenfalls ist es das, was ich gehört habe.« Jim sagte es mit tieftrauriger Stimme.
    »Wenigstens hat es der arme Mann nun hinter sich gebracht«, meinte Maggie Conlon schicksalsergeben. Wenige Tage später wurde auf Maggies Drängen hin in der Gemeindekirche von Dirreenroe für Fred Rimble eine Messe gelesen. Es war eine unspektakuläre Geschichte mit nur drei Priestern, dem Gemeindediener, Maggie Conlon und Sohn. Kaum waren sie wieder zu Hause angelangt, tischte Maggie ein Lunch auf, und als sie gegessen hatte, verschwand sie im Bett und schwor, es nie mehr zu verlassen.
    »Was fehlt dir denn?«, fragte Jim verzweifelt. »Vor zehn Minuten ging es dir doch noch gut, und Appetit hattest du wie ein Scheunendrescher.«
    »Ich weiß, ich weiß«, jammerte sie, »doch die bittere Wahrheit ist, ich fürchte, es bricht mir das Herz.« »Das hatten wir ja noch gar nicht.« Jim tobte.
    »Bleib ruhig«, redete ihm Maggie gut zu. »Das muss dich nicht weiter aufregen. Das ist längst nicht so wie ein Herzinfarkt oder eine Angina pectoris. Keine solchen Schmerzen. Es ist einfach, dass ich hier liege und warte, bis meine Zeit gekommen ist.«
    Sie schloss die Augen, und ein glückseliges Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
    In der Gastwirtschaft saß Jim abseits in einer Ecke. Er war schon beim dritten Glas, als Matt Weir seinen Platz hinter der Theke verließ und ihn begrüßen kam. Da er keine Antwort erhielt, fragte Matt, ob etwas nicht stimmte.
    »Schau mich an, Matt«, bat ihn Jim niedergeschlagen. »Schau mich an, und dann sage, was du siehst.«
    »Ich sehe einen Freund und Nachbarn«, erwiderte Matt Weir.
    »Nein, Matt«, entgegnete Jim. »Du siehst einen Mann, der seinen besten Freund getötet hat.«

Die Zeichen stehen auf Sturm

    »Ich war schon damals dabei«, brüstete sich Dinny Colman, »an dem Tag, an dem der erste Schuss fiel.«
    »Ein richtiger Schuss war es doch wohl nicht?«, vergewisserte sich meine Mutter, die bemerkte, wie erschrocken ich war.
    »Natürlich nicht wörtlich genommen«, fuhr Dinny fort. »Aber wie in jedem Krieg, so gibt es auch beim Ehekrach immer einen, der anfängt. Ein falsches

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