Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)

Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)

Titel: Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannette Hoffmann
Vom Netzwerk:
Murren die Drecksarbeit abnahm. Er strich sich über seine kurzen, dunkelblonden Haare, die schon sehr früh sehr licht geworden waren und warf einen neidvollen Seitenblick auf John. Einen Blick in den Rückspiegel verkniff er sich. Besonders nach einer so langen Fahrt gab seine Visage nicht mehr viel her. John sah aus, als wenn er von einem vierwöchigen Sanatoriumsaufenthalt kam – wie immer. Sonnenbank und Weiber, vielleicht war das das Geheimrezept. Heiß und anstrengend.
     
    Camilla hatte einen Croissant hinuntergewürgt, fast eine Kanne Kaffee dazu getrunken und fühlte sich jetzt einigermaßen. Sie saß mit Georg, Abbot und Isabelle in der Bibliothek, wo der Kellner das Frühstück für die Vier serviert hatte. Noch einmal hatte sie die Zusammenkunft mit Axel erzählen müssen, was nach der zweiten Erzählung allmählich an Schrecken verlor, zumal sie in den drei Gesichtern echte Anteilnahme und Freundschaft erkennen konnte. Sie fühlte sich nicht mehr ganz so allein. Die Angst allerdings blieb. Isabelle waren die Tränen heruntergelaufen, als sie die Schilderungen Camillas vernahm. Abbot sah bedenklich wütend aus.
    „Entschuldigen Sie – dieser Scheißkerl“, war sein Kommentar gewesen. „Sie finden hier immer ein Zuhause, wenn Sie wollen.“
    Dankbar hatte sie ihm zugelächelt.
    „Willst du ihm nicht einen Brief schreiben?“ hatte Isabelle gefragt. Camilla hielt das für eine gute Idee. Gleich nach dem Frühstück würde sie sich hinsetzen und ihm schreiben, solange ihre Emotionen noch frisch waren. Sie war im Begriff aufzustehen, als es an der Tür klopfte. Eilidh, die bis auf weiteres zum Empfangsdienst verdonnert war, trat ein. Hinter ihr standen zwei unbekannte Männer. „Scotland Yard“, verkündete sie mürrisch und stolzierte ohne weitere Bemerkungen wieder hinaus.
     
    Das verblüffte Schweigen und die vier schuldbewussten Gesichter gaben Russell gleich beim Eintreten zu denken. Er verließ sich gern auf seinen ersten Eindruck. Sein Partner hingegen war, seitdem sie dieses Anwesen betreten hatten, voller Ehrfurcht und betrachtete das Haus und die Einrichtung mit unverhohlener Bewunderung. Mit dieser Konzentrationsschwäche würde er es nicht weit bringen, dachte Russell.
    Als erstes hatte sich McLeish gefangen. Herrisch stand er auf und stellte sich und seine Gäste vor.
    „Angenehm, Woodrow. Das ist mein Kollege John Lawrence.“
    Pro forma zeigten beide ihre Erkennungsmarke; unbeabsichtigt so kurz, dass kein Mensch auf der Welt sie von einer Zehnerkarte für ein Schwimmbad hätte unterscheiden können.
    „Nehmen Sie Platz. Kaffee? Frühstück? Sie sehen aus, als könnten Sie beides vertragen.“
    Das ist wohl auf mich gemünzt, dachte Russell grimmig. John nickte begeistert. „Oh, ja, sehr gern. Wenn es Ihnen keine Mühe macht.“
    Isabelle nahm den Telefonhörer und wählte die Nummer der Küche. „Zweimal Frühstück bitte. In die Bibliothek.“
    Sie setzten sich. Russell sagte gleichmütig: „Ich darf doch?“, als er sich eine Zigarette anzündete. Wortlos stand Isabelle auf, um einen Aschenbecher bereitzustellen.
    „Tja, eine böse Geschichte“, begann John das Gespräch. Das war die Ouvertüre zu jeder Vernehmung: John fing an zu reden, Russell beobachtete die Gesichter und die Reaktionen der Anwesenden. Klappte immer vorzüglich.
    Der ältere der beiden Männer hatte hier das Sagen. Harte Nuss. Arrogant. Womöglich alter Adel, erlesene Erziehung, voller Selbstbeherrschung bis zu einem gewissen Punkt. Der andere: nett, jungenhaft. Die Frau: Erschöpft, nervös, intelligent, fast schön. Wo kam sie her? Dieser unaussprechliche Name; Französin? Und das Mädchen: Gerade ein Twen und doch… Gewitzter Gesichtsausdruck, etwas frech, nicht dumm. Niedlich. Natürlich.
    Keiner von ihnen konnte in den letzten Tagen viel geschlafen haben und trotzdem hatten alles riesige Augen und enge Pupillen. Sie hatten Angst, er konnte es förmlich riechen. Die Frage war: Wovor? War es schuldbewusste Angst oder die Sorge um das Hotel? Er würde sie sich einzeln vorknöpfen.
    John hatte ein paar Phrasen gedroschen, die Vier lockerten sich zusehends. Das war der Zweck der Übung: Seine Opfer glaubten, sie hätten es mit zwei imbezillen Beamten zu tun, dann stellte er nur ein paar gezielte Fragen und Bingo! hatte er sie.
    Das Frühstück kam. Es war, wie Russell es liebte: Speck, Rühreier und Toast. John bevorzugte Müsli. Er beobachtete, wie sein Partner teils hungrig, teils angewidert, das Essen

Weitere Kostenlose Bücher