Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
ihr die Polizei eigentlich? Klar, einem Dorfbullen kann man schon einiges erzählen, aber ihr könnt sicher sein, dass Scotland Yard auftauchen wird, weil das nicht mehr den Distrikt allein betrifft. Und die sind etwas schlauer als ihr. Die riechen vor allem, wenn etwas nicht stimmt. Ich gebe euch maximal zwei Tage, dann haben sie euch an den Eiern.“
„Ist denn unsere Version so unglaubwürdig?“
„Na ja, eine Ex-Frau, die nach Schottland reist, um bei der Jetzt-Frau als Untergebene zu arbeiten… Würdest du das tun?“
„Käme drauf an, wie ich mich von meinem Mann getrennt habe.“
„Wir haben uns nicht im Guten getrennt.“
„Das weiß ja keiner. Ich glaube auch nicht, dass die Polizei so weit ins Detail gehen wird, vor allem nicht, wenn gar nicht feststeht, dass es sich wirklich um Nanna handelt.“
„Und dann diese Zerstückelung. Weißt du eigentlich, was für eine Bestie ihr mit eurer Version gleichzeitig deckt?“
„Das stimmt. Den Mörder decken wir mit Sicherheit. Aber ist es nicht egal, ich meine, wenn einer schon tot ist, ob man ihn nun noch zerstückelt? Das tun Pathologen schließlich auch.“
„Das ist doch eine ganz faule Entschuldigung und deiner nicht würdig.“
„Schrei’ doch nicht so! Muss ja nicht jeder hören!“
Axel senkte die Stimme, die leise allerdings noch wütender und gefährlicher klang.
„Und was ist mit diesem Robert?“
„Was meinst du?“
„Ich meine – hast du die Nacht mit ihm verbracht?“
„Ach, das ist es, was dich so in Rage bringt“, lachte sie.
Axel ging ein paar drohende Schritte auf sie zu. Eine Sekunde lang dachte Camilla, er würde ihr an die Gurgel springen.
Langsam wurde auch sie wütend. Sie steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten, und zwar durch seine Ex-Frau. Warum zeigte er nicht ein wenig Verständnis? Warum tröstete er sie nicht und redete ihr gut zu, gab ihr vielleicht noch ein paar Ratschläge für den Umgang mit der Kripo?
„Hör zu“, fing er jetzt an, „so, wie ich die Sache sehe, ist der Mörder, sofern es sich überhaupt um Nannas Leiche handelt, dieser Robert oder McLeish. Wohl am ehesten Robert. Dass er dich gewarnt hat, ist zwar sehr löblich, macht aus ihm aber auch keinen Heiligen. Aber was soll’s, ihr habt ihn laufen lassen, die Würfel sind gefallen. Wäre ich doch bloß eher gekommen.“
„Du hast vielleicht den Verdacht, dass es Robert gewesen sein könnte, weil er der einzige ist, den du nicht kennst. Aber die Kripo kennt keinen von uns. Für die wäre ich am verdächtigsten.“
„So ein Blödsinn.“
„Oder McLeish. Sogar Isabelle kommt in Frage. Was meinst du, wie die beiden sich gehasst haben. Gianna, äh – Nanna hat es immer in Rekordzeit geschafft, sich mit ihrem überheblichen, ignoranten Wesen alle Menschen zum Feind zu machen. Besonders Frauen und Männer, die sie nicht interessierten. Wenn sie auf jemanden ein Auge geworfen hat, wie zum Beispiel auf Abbot, dann konnte sie der Charme in Person sein. Diese Frau war so widerlich, und ich muss sagen, der Gedanke, dass ihr jemand den Kopf abgehackt hat, geht mir runter wie Öl! In ganz Schottland gibt es keinen, der ihren Tod bedauert. Ich möchte nur eines wissen: Wie bist du jemals auf die Idee gekommen, sie zu heiraten?“
Sein Gesicht verdüsterte sich noch mehr. „Ich habe gewusst, dass du mich das fragen würdest.“
„Wenn du ein Typ wie Abbot wärest, so ein Macho, der auf Krampf eine repräsentative, damenhafte Frau mit viel Sex sucht, dann könnte ich dich verstehen. Aber – ich bin doch genau das Gegenteil von Nanna. Was, zum Teufel, findest du an mir?“
„Also, erstens war Nanna damals völlig anders. Unschuldig, mädchenhaft, sanft, etwas naiv. Als sie mich neulich besuchte, hätte ich sie fast nicht wieder erkannt. Nicht nur durch ihre Aufmachung, auch ihre Art war völlig anders. Damals war sie ein völlig passiver Typ, der Gedanke, dass sie die letzten Jahre als Prostituierte ihr Geld verdient hat, ist für mich fast unglaubhaft. Sie muss eine totale Kehrtwendung gemacht haben. Vielleicht hat dieser Robert sie dazu gebracht.“
„Robert ist kein Zuhälter im eigentlichen Sinne. Die beiden haben sich kennen gelernt, und da er für das Pferd immer viel Geld brauchte, sind sie wohl auf den Gedanken gekommen, es so zu machen.“
„Na, toll. Wenn wir mal pleite sind, werde ich dich auch im Wochenblatt inserieren. Ist doch klar, oder? Das ist das erste, woran jeder denkt, wenn die Geschäfte mal nicht so gut laufen.
Weitere Kostenlose Bücher