Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Geräusch verabschiedete sich der Ford von dem ihm zugedachten Element und verschwand in den Fluten. Sofort, durch die geöffneten Fenster, die das Eindringen des Wassers ermöglichten, sackte das Auto ab. Durch das Tosen des Meeres hatte man den Aufprall kaum gehört. Schweigend wanderten die vier wieder zum Hotel, vergewisserten sich, dass sie niemand sah, und gingen in ihre Zimmer.
Bis zum Weckerklingeln lag Camilla wach. Immer wieder gingen ihr McLeishs Worte durch den Kopf. Wir drei waren es. Wer? Er, Isabelle und Robert? Das musste er gemeint haben. Warum? Um sie zu schützen. Wie? Die Frage blieb unbeantwortet, tat auch nichts zur Sache, nur, dass ihre Neugier nicht befriedigt wurde.
Aber warum auf diese Weise? Halbnackt in der obszönen Stellung?
Sie grübelte und grübelte.
Den Totschlag selbst traute sie Robert und Abbot gleichsam zu. Aber was hatte Isabelle damit zu tun?
Die Rache.
Das Anziehen der Reizwäsche und die Idee, die Leiche derart in den Sand zu stecken, mussten von einer Frau stammen – soviel Phantasie traute sie beiden Männern nicht zu.
Der todbringende Schlag – das konnte Robert gewesen sein.
Mit dem praktischen Teil – dem Packen der Wäsche, dem Wegfahren des Autos, dieses Verstecken, dem Abtrennen des Kopfes und der Arme – hatte McLeish seine Person ins Spiel gebracht. Alle drei hatten von Anfang an gewusst, wer die Leiche war und sie im Dunkeln tappen lassen. Klar, sie wollten die Karten nicht auf den Tisch legen und sie möglicherweise nicht belasten. Aber für wie blöd hatten die sie eigentlich gehalten?
Für so blöd, wie ich es bisher gewesen bin, beantwortete sie sich selbst die Frage.
Gott, diese drei mehr oder weniger netten, aufrechten Menschen hatten ein Kapitalverbrechen begangen, um ihr zu helfen. Oder hatte da vielleicht auch noch ein Fünkchen wollüstiger Rache eine Rolle gespielt? Die Enttäuschung eines Mannes, die Rache für jahrelange Erpressungen? Die Angst, das geliebte Pferd zu verlieren? Die Vergeltung für Demütigungen?
Sie dachte plötzlich an Axel. Wie wäre ihr zumute, wenn ein ehemaliger Freund von ihr ermordet würde und Axel nicht nur seine Finger mit im Spiel hätte, sondern auch noch die Mörder deckte? Das wäre ganz entschieden eine gewöhnungsbedürftige Situation, überlegte sie. Würde ihre Ehe wieder so werden wie vorher?
Am nächsten Morgen im Speisesaal kam eine aufgeregt aussehende Isabelle an ihren Tisch. Die beiden Kriminologen saßen an einem Ecktisch, sprachen kein Wort und schaufelten sich verbissen das Frühstück hinein.
„Stell’ dir vor, ich habe eben mit MacCoinnich telefoniert. Er sagt, er hat so schnell keinen Pferdetransport organisieren können und daher einen Bekannten gebeten, das für ihn zu erledigen. Der hat das Pferd – Gott sei Dank – unter „Ragrehs“ – wie er es auf dem Schild gelesen hat, verschifft. Ist das nicht eine gute Neuigkeit?
Camilla holte tief Luft.
„Das ist ja wunderbar. Da können die ja lange suchen, wenn sie suchen.“
„Eben.“
„Hast du das schon den anderen erzählt?“
Sie nickte. Verstohlen warf Camilla einen Blick auf die beiden Männer vom Yard, die bereits etwas neugierig zu ihrem Tisch schielten.
„Weißt du, was ich möchte?“ fragte Camilla. Fragend sah Isabelle sie an. „Ich würde zu gern an der Küste spazieren gehen, um, du weißt schon… zu kontrollieren.“
Das Mädchen nickte.
„Aber es geht natürlich nicht. Nachher folgen die uns.“
„Hm.“
Isabelle stahl Camilla einen halben Croissant vom Teller und trank ihren Rest Kaffee aus.
„Ja, du hast recht, ich werde zu dick“, seufzte Camilla und stand auf. „Also, an die Arbeit.“
Unkonzentriert, aber sich zusammenreißend, gingen die Frauen an ihr Tagewerk.
„Ich wünschte, ich könnte von den Lippen ablesen“, sagte John. „Dieses Mädchen sah aus wie eine Katze, die Sahne geschleckt hat.“
„Wahrscheinlich hat sie endlich der Mann, in den sie verliebt ist, angerufen. Denk’ nicht immer gleich das Schlimmste.“
Verwundert sah John seinen Partner an.
„Na hör mal! Du bist doch immer derjenige, der alles verdächtig findet. Ich glaube, du wirst alt.“
Ein wütender Blick traf ihn.
„So, zur Strafe wirst du dich mit den Polizeirevieren in den Heimatorten der Hotelgäste in Verbindung setzen und anfragen, ob dort eine weibliche Person vermisst wird.“
„Und was machst du?“
„Das muss ich mir noch überlegen. Vielleicht Gymnastik.“
„Aerobic heißt
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