Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
zu tief, und vor ihren Augen versank er. Blitzschnell griff sie wieder nach ihm und zog ihn hoch. Verlegen grinste er. „Ich dachte, man kann hier stehen. Ziemlich tief, das Becken.“
„Sie machen mich fertig“, entgegnete Camilla. „Ich möchte nicht auch noch für Ihr Ableben zur Verantwortung gezogen werden.“
„Wieso auch noch? Sie denken doch nicht etwa, ich würde Sie verdächtigen?“ sagte er leise.
Sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. „Nicht?“ flüsterte sie. Er schüttelte den Kopf und gab seinem Drang, sie zu küssen, nach. Sie hielt still, zuckte nicht zurück. Er sah sie kurz an, nahm sie in den Arm und küsste sie wieder, presste sie immer fester an sich. Sie ließ den Beckenrand los und legte beide Arme um seinen Hals. Er spürte voller Begierde ihren Körper, angelte mit den Beinen nach ihren und drückte sie an sich. Nach einer ganzen Weile, als er merkte, dass sein Arm, mit dem er sie beide am Beckenrand festhielt, kraftlos wurde, ließ er sie los. „Komm“, hauchte er und schwamm zur Treppe. Sie folgte ihm. Als Camilla aus dem Wasser stieg, hielt er ihr das Badelaken entgegen und hüllte sie und sich selbst darin ein. Er merkte, dass ihre Haut sich eiskalt anfühlte – über seinen eigenen Körperzustand konnte er keine Aussagen mehr machen – und wickelte sie fest ein.
„Du solltest dich jetzt lieber anziehen, sonst wird meine Lebensretterin noch krank.“
„Lebensretterin?“
„In jeder Beziehung.“
Sie ging in die Damenumkleidekabine, zog sich aus, rubbelte sich ab und zog einen baumwollenen Trainingsanzug an. Als sie aus der Kabine herauskam, stand er schon vor der Tür.
„Oh, das ging aber schnell“, neckte sie ihn.
Er lachte. „Ja, wenn’s drauf ankommt…!“
Sie gingen die Treppe hinauf. An der Rezeption saß eine telefonierende Eilidh. Vernehmbar sagte Russell: „Ich würde Sie in einem Punkt noch gern befragen.“ Verdutzt sah sie ihn an. „Kommen Sie.“ Gemeinsam stiegen sie in die zweite Etage. Er schloss seine Tür auf, steckte den Schlüssel innen in das Schloss und ließ ihn dort.
„Möchten wir etwas zum Aufwärmen?“
Sie nickte. Er öffnete die Minibar, holte eine Flasche heraus, las das Etikett, sagte mit hochgezogenen Augenbrauen: „Remy Martin“, schenkte beiden ein Glas ein, trat dicht an sie heran und reichte es ihr. „Worauf trinken wir?“
„Auf gute Zusammenarbeit?“ schlug sie vor.
„Ich dachte eigentlich an etwas anderes.“
Sie grinste und trank. Er nahm ihr das Glas ab, nachdem er den Inhalt seines Glases respektlos mit einem Schluck in den Magen befördert hatte, und hob sie hoch. „Über welchen Punkt wolltest du mich befragen?“
„Ob du mit mir schlafen möchtest.“
Sie wollte schon nicken, als schlagartig ihr sonst nüchterner Verstand wieder einsetzte. Sie machte sich von ihm los und setzte sich auf einen Sessel.
„Ich bin verheiratet“, sagte sie. „Es tut mir leid, dass ich mich eben so habe hinreißen lassen, dass bei dir der Eindruck erweckt wurde, ich würde gern, hm…“
Mit zusammengepressten Lippen nickte er.
„Und außerdem kenne ich dich ja gar nicht. Vielleicht gehört dieses Liebesspiel zu deinen Verhörmethoden.“
Verblüfft sah er sie an. „Das ist eine Unterstellung! Gut, du kennst mich wirklich nicht, denn wenn das der Fall wäre, wüsstest du, dass ich zu so etwas nicht in der Lage bin.“
„Trotzdem, hm, war sehr schön und hat mich mehr getröstet, als du denkst“, murmelte sie, sprang auf und verließ fluchtartig sein Zimmer.
Wie geplättet ließ er sich auf das Bett fallen. Immer noch hochgradig erregt versuchte er, seine Gedanken zu ordnen. Langsam kroch helle Wut in ihm hoch: ihn heißmachen und dann verschwinden! Als er sich wieder beruhigt hatte, schoss es ihm durch den Kopf, dass er seinen Mund hätte halten, sie einfach aufs Bett legen und lieben sollen, ohne große Ankündigung. Die Tatsache, dass er es ausgesprochen hatte, brachte sie wahrscheinlich erst auf den Boden der Realität zurück. Auch sie war hochgradig erregt gewesen, so konnte sich kein Mensch verstellen. Dass sie dann trotzdem einen Rückzieher gemacht hatte, sprach für sie. Und doch – wie gern hätte er…
Das Türklopfen weckte ihn auf. Im Zimmer herrschte Dämmerung. Ein Blick auf den Wecker sagte ihm, dass er über fünf Stunden geschlafen hatte. Er ging zur Tür. Es war John.
„Sag’ mal, was hast du denn gemacht? Doch nicht etwa geschlafen, während ich mir die Beine
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