Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
seinen Eltern die Wahrheit sagen. Aber sie wusste, dass es an ihm und nicht an ihr war, sie darüber zu informieren. Sie hatte selbst Geheimnisse, und vielleicht war es das, was sie in dem anderen erkannten und was sich wie ein besonderes Band zwischen ihnen anfühlte.
    Nachdem sie das Paket sicher an seinem Platz verstaut hatte, kroch sie wieder nach draußen. Sie wartete erneut und lauschte, ob sich jemand auf dem Weg näherte. Aber Derric hatte sein Versteck gut gewählt: Der Rundwanderweg wurde nur wenig genutzt.
    Becca sah Diana und ihre Hunde erst, als sie ihr Fahrrad aufschloss. Sie tauchte zwischen den Bäumen aus der Richtung des Waldnymphenwegs auf, der westlich der Saratoga Road lag. Er führte in einer ganz anderen Richtung durch den Wald als die Wege, die von der Wiese abgingen.
    »Hallo, Fahrrad-Mädchen«, sagte Diana, während die Hunde Becca umzingelten und sie in ihrer üblichen Rudelmanier zur Begrüßung anstupsten. »Langsam wird das zur Gewohnheit. Du, das Fahrrad, die Hunde, ich, der Pick-up … Kommst du oder gehst du?«
    »Ich gehe«, erwiderte Becca.
    »Soll ich dich mit zurück in die Stadt nehmen?«
    Becca bejahte, und wie schon zuvor hob Diana das Rad auf die Ladefläche des Pick-ups. Sobald alle an ihrem Platz waren, machten sie sich auf zur Stadt.
    »Debbie hat mir erzählt, du wohnst wieder im Motel«, sagte Diana, und als sie Beccas verwunderten Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: »Debbie und ich haben ein paarmal zusammen Kaffee getrunken. Soll ich dich dort absetzen? Beim Motel, meine ich.«
    »Ja, das wäre nett«, antwortete Becca, und Diana fügte hinzu, dass sie zuerst beim Friedhof vorbeifahren müsse. Sie wollte einen Blick auf eine Korkenzieherweide werfen, die sie gepflanzt hatte, um Charlies Grab und die dazugehörige Sitzbank zu schützen. Becca war einverstanden. Sie war schon lange nicht mehr an Reese Grieders Grab gewesen. Es wäre gut, es von dem ganzen toten Laub zu säubern, das der Wind daraufgeweht hatte.
    Nachdem Diana den Pick-up geparkt hatte, ließ sie die Hunde frei herumlaufen.
    Becca lief über den Rasen zu Reeses Grab, während Diana zu Charlies Grabstätte marschierte. Die Weide bot einen hübschen Anblick neben der Bank.
    Bei Reeses Grab ging Becca auf die Knie. Das Gras war feucht, da es erst kürzlich geregnet hatte, und das Laub war durchweicht. Sie fing an, die welken Blätter zusammenzuklauben, und als sie am Grabstein angelangt war, bemerkte sie etwas, das bei ihr zugleich Überraschung und Freude hervorrief. Reeses angeschimmeltes Foto war durch ein neues ersetzt worden. Es war ein Schulfoto, auf dem sie glücklich grinste, und es war mit einer neuen Plexiglasabdeckung geschützt, die ordentlich versiegelt war.
    Das kann nur eine Person getan haben, dachte Becca. Sie blickte sich um und entdeckte sie.
    Debbie Grieder schien wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein. Sie saß neben Diana auf der Bank neben Charlies Grab, als wären sie schon die ganze Zeit dort verabredet gewesen. Diana hatte ihren Arm um Debbies Schulter geschlungen. Sie unterhielten sich.
    Während Becca sie beobachtete, stand Debbie auf. Sie drehte sich zu ihr und ging auf Reeses Grab zu. In den Händen hielt sie einen Topf Chrysanthemen, deren leuchtendes Gelb sich gegen ihre schwarze Fleecejacke abhob.
    Sie ging neben Becca auf die Knie. Gemeinsam betrachteten sie Reeses Grab. Jetzt … tut weh … glaube nicht, dass es einen erleichtert … kam von Debbie. Laut sprach sie jedoch aus: »Danke, dass du ihr Grab wiederhergerichtet hast, Becca.«
    »Es hat irgendwie verlassen ausgesehen.«
    »Das war eine gute Tat von dir. Du hast eine Menge guter Dinge getan. Ich habe das zuerst nicht erkannt, aber ich sehe es jetzt.«
    »Ach.« Becca war nicht sicher, was sie sonst erwidern sollte. Sie hatte das Gefühl, dass Debbie ihr etwas sagen wollte, wusste aber nicht, wie sie sie ermutigen konnte.
    Debbie brauchte jedoch keine Ermutigung und sagte: »Ms Ward ist mit Reese zusammengeprallt, als Reese mit dem Fahrrad auf der Langley Road unterwegs war. Der Teil der Geschichte hat gestimmt. Der Teil, wer daran schuld war, war gelogen.«
    Becca schwieg. Sie wusste, dass gleich etwas Bedeutsames kommen würde. Sie wagte kaum zu atmen, weil sie auch wusste, wie wichtig es war, dass Debbie ihre Geschichte zu Ende erzählte.
    »Ich war sturzbetrunken«, erklärte Debbie. »Ich bin die Treppe runtergegangen und hingefallen und dabei hab ich mir den Kopf aufgeschlagen. Daher kommt die Narbe.«

Weitere Kostenlose Bücher