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Whisper

Whisper

Titel: Whisper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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nicht, was er sagen sollte. Aber Kat rückte schon den freien Stuhl zur Seite und winkte ihn zu sich an den Tisch.
    »Ich hätte da noch eine Frage, oder genau gesagt zwei oder drei.« Sie pustete auf ihre Gabel und setzte ein Lächeln auf, das sie wie ein kleines Mädchen an seinem ersten Schultag aussehen ließ. Manchmal war es wirklich unglaublich, wie Kat ihr Gesicht verändern konnte. Als würde jemand hinter ihr stehen und Action rufen. Sogar ihre Stimme war eine andere, als sie weitersprach. Kat ließ sie eine Tonlage höher und leiser klingen. »Ich fürchte, ich habe auf der Herfahrt einen kleinen Mord begangen.« Kat räusperte sich, der Wirt stand hinter dem Stuhl, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Schultern geduckt. Noa fand, er sah aus, als wäre er irgendwie zu klein für seine Haut, ein bisschen, als hätte man irgendwann die Luft aus ihm herausgelassen und vergessen ihn wieder aufzupumpen. Sein ganzer Körper wirkte schlaff, die geröteten Wangen hingen herab, aber seine runden Murmelaugen waren jetzt weit aufgerissen. Ob es daran lag, dass in seiner kleinen Dorfkneipe eine Berühmtheit saß, oder daran, was Kat über den Mord gesagt hatte, konnte Noa nicht deuten.
    »Versehentlich natürlich«, fuhr Kat jetzt fort. »Es war ein Reh, es kam so schnell aus der Wiese geschossen, dass ich es nicht mal gesehen habe. Es war oben an der Zufahrtstraße. Wir haben es an den Straßenrand gelegt, aber … könnten Sie uns vielleicht, Herr …?«
    »Oh natürlich, natürlich, Frau Thalis.« Der Wirt nickte eifrig, es fehlte nicht viel und er hätte sich vor Kat verbeugt. Die Männer am Stammtisch hatten wieder aufgehört zu sprechen, Noa fühlte, wie sie hersahen.
    »Ich kümmre mich um das Tier, Frau Thalis, gleich morgen früh. Das lassen Sie mal ganz meine Sorge sein. Mein Name ist Kropp, Gustaf Kropp.« Der Wirt streckte Kat seine Hand entgegen. Es war eine kleine, schwitzige Hand, die Kat jetzt kräftig drückte und dem Wirt dabei unverwandt in die Augen sah. Plötzlich klang auch Kats Stimme wieder kräftiger. »Wunderbar, Gustaf. Ich kann doch Gustaf sagen? Und nennen Sie mich bitte Kat.« Kat nahm einen Schluck Bier. »Und dann wäre da noch eine Frage mit dem Haus. Es sieht aus, als hätte da lange Zeit niemand mehr gewohnt. Möbliert ist es, wenn auch ziemlich notdürftig, aber im Grunde gefällt mir das. Es gibt nur jede Menge zu reno…«
    Der Wirt ließ Kat nicht mal ausreden. »Zu renovieren, ja, natürlich, das kann ich mir denken. David, Maries Junge, der kann Ihnen helfen. Hat zwei goldene Hände, nicht wahr, Marie?«
    Der Wirt sah sich zu der Frau um, die jetzt hinter dem Tresen die Gläser spülte. »Und ein wenig Taschengeld kann sich David sicher …« Der Wirt stockte, als hätte er etwas Falsches gesagt, aber Kat nickte.
    »Gegen eine gute Bezahlung, das ist selbstverständlich. Schließlich sind wir keine Eintagsfliegen, sondern Dauermieter. Das heißt, uns werden Sie in den nächsten Jahren wohl ein wenig öfter am Hals haben. Ich hoffe doch, das macht Ihnen nichts aus?« Kat drückte sich die Papierserviette gegen die Lippen, prüfte den roten Kussmund auf dem weißen Untergrund und schenkte dem Wirt ein neues Lächeln, eines, das sie auch in manchen Filmen aufsetzte, kurz nach dem Liebesakt. Kat nannte es Die-katze-leckt-am-Sahnetopf-Lächeln und brachte den Wirt damit derart aus der Fassung, dass er regelrecht nach Luft schnappen musste. »Bei Gott, natürlich macht es mir nichts aus, ganz im Gegenteil, ich, wir, Sie … also, ich … ich hole sofort den Jungen, Frau Thalis.«
    Der Wirt stolperte auf den hellen Perlenvorhang zu, der offensichtlich die privaten Räume von der Kneipe trennte.
    Kat grinste und Gilbert schüttelte den Kopf. »Du bist ein herzloses Weib, weißt du das?«
    Kat kicherte. »Ich wollte nur nett sein«, sagte sie unschuldig. Noa warf ihrer Mutter einen höhnischen Blick zu. Dann sah sie zum Tresen und fing das Lächeln der Frau auf. Marie Schumacher und Gustaf Kropp – ein Ehepaar schienen die beiden jedenfalls nicht zu sein und dieser David war offensichtlich auch nicht ihr gemeinsamer Sohn.
    Der Junge, dachte Noa, und merkte verwirrt, dass ihr die Kehle eng wurde. Der Junge vom Dach.
    »Schau mal«, sagte Kat. »Da ist ja unser Helfer schon.«
    Der Perlenvorhang hatte sich wieder geteilt.
    Er hatte helles Haar. Es fiel ihm in die Stirn, eine hohe, ernste Stirn mit einer tiefen Falte zwischen den dunklen Augenbrauen, aber als der Junge Noas

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