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Whisper

Whisper

Titel: Whisper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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schwarzen Kuppel standen. Die Karte von ihren Freundinnen lag noch auf der Bettdecke. »Have fun am Arsch der Welt, wir grüßen dir Mykonos. Küsschen von Nadine und Svenja!«
    Noa kickte sie herunter, es gab ein leises Geräusch, als die Karte auf den Boden fiel. Aus dem Wohnraum drangen die Stimmen von Kat und Gilbert zu ihr herüber. Kat hatte vorhin noch ihre mitgebrachten Grand-foulards über die alten Bauernsessel geworfen und auf den Esstisch – eine große, von zwei Ständern getragene Holzplatte – ein weißes Betttuch gelegt. Im Licht der alten Schirmleuchten neben den Sesseln hatte das richtig gemütlich ausgesehen. Gilbert hatte sich seinen dicken Wälzer mit nach oben genommen und Noa musste schmunzeln, als sie hörte, wie er Kat jetzt aus seinem Buch vorzulesen begann. Es war ein Auszug über Tischrücken und Seancen, zwei Methoden, um Geister aus dem Jenseits zu beschwören. »Tu mir den Gefallen und lass mich mit diesem hirnverbrannten Blödsinn in Ruhe, Sweetheart, hörst du?«, unterbrach ihn Kat. Gilbert murmelte eine beleidigte Antwort. Danach war er still, auch Kat war still und irgendwann war es so still, dass Noa ihr eigener Atem laut vorkam.
    Plötzlich fiel ihr das Gefühl von vorhin wieder ein. Das Gefühl, dass jemand sie aus dem Haus angesehen hatte, ihr nachgesehen hatte. Sie setzte sich im Bett auf, horchte in die dunkle Nacht. Aber es rührte sich nichts, nur der Wind und selbst der machte kaum ein Geräusch.
    Irgendwann schlief Noa ein.

DREI
    Ich habe die Brüder Löwenherz auf Mutters Nachttisch gefunden, ich habe darin gelesen. Ich habe darin gelesen und Jonathan war wieder da. Er war so sehr da, dass ich meinte ihn halten zu können. Mich an ihm festhalten zu können.
    Eliza, 7. Juli 1975
    H itchcocks keckerndes Maunzen mischte sich in Noas Traum. Es war einer jener Morgenträume, die seltsam wirklich sind und die einen festhalten, mit sanften, unsichtbaren Händen. Als Noa erwachte, wusste sie im ersten Augenblick nicht, wo sie war. Sie blinzelte, rieb sich die Augen und dann sah sie den Vogel. Er saß auf dem Fensterbrett und war ganz offensichtlich der Grund für Hitchcocks Aufregung. Das Fenster stand weit offen und das Maunzen kam von unten, aus dem Garten. Kat musste die Katzen herausgelassen haben und der Vogel hatte den Jäger in Hitchcock geweckt. Aber der Vogel war unerreichbar. Er neigte seinen blau gefiederten Kopf zur Seite, fast sah er aus, als schmunzelte er.
    Langsam, ganz langsam tastete Noa nach ihrer Kamera auf dem Boden und zog sie zu sich hoch. Wie in Zeitlupe richtete sie sich im Bett auf, setzte das Gerät ans Auge, stellte die Linse scharf und legte den Finger auf den Auslöser. Doch gerade, als sie abdrücken wollte, wurde Hitchcocks Kampfmaunzen lauter – und der Vogel flog davon, verlor sich im Himmelsgrau.
    Beleidigt schimpfte Hitchcock ihm nach. Noa lachte. »Da musst du noch ein bisschen üben, Stadtkater«, rief sie ihm von oben zu. »Wo hast du denn die Dicke gelassen?«
    Ein schriller Schrei von nebenan gab ihr Antwort. »Pancake, zum Teufel noch mal, musst du mir dieses Biest auf die Decke legen?«
    Eine halbe Minute später stand Kat in Noas Zimmer. Sie trug ihren chinesischen Morgenmantel und zwischen ihren ausgestreckten Fingern baumelte eine tote Maus. »Pancake hat mir Frühstück ans Bett gebracht«, schimpfte sie angeekelt.
    Noa grinste. »Du musst sie loben, Kat, sonst verletzt du ihren Stolz. Außerdem hast du ihr doch selbst gesagt, sie soll sich ihr Essen selbst fangen.«
    Kat warf die Maus aus Noas Fenster und sah auf die Uhr.
    »Zwanzig nach elf, ja Wahnsinn! Ich hab geschlafen wie ein Murmeltier. Du offensichtlich auch. Was Schönes geträumt? Der erste Traum im neuen Heim soll ja in Erfüllung gehen, sagt zumindest Gilbert. Wo steckt er überhaupt? Wollte nicht auch dieser David um neun kommen? Scheint ja nicht gerade pünktlich zu sein.«
    Noa gähnte und beschloss auf keine von Kats Fragen eine Antwort zu geben. Ihren Traum hatte sie ohnehin vergessen.
    Trotz des grauen Himmels war die Luft draußen drückend und schwer. Erst jetzt merkte Noa, dass sie sich im Schlaf ausgezogen haben musste. Nur ihre Unterhose trug sie noch, das schwarze T-shirt lag auf dem Boden. Noa zog es über, schob sich an Kat vorbei zur Tür und ärgerte sich, dass sie keine Jeans angezogen hatte. Sie konnte die Blicke ihrer Mutter geradezu fühlen, wie sie an ihrem schmalen Rücken hinab zu ihren Beinen glitten. Unwillkürlich zog Noa an ihrem T-shirt,

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