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Whisper

Whisper

Titel: Whisper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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auch hier im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen würde? Tage – oder Stunden?
    Vor der Kneipe stand ein VW-Bus, ein altes Ding, dunkelblau, fast schwarz gestrichen und voller aufgemalter Sterne. Noa ging dicht an den Wagen heran. Da hatte sich jemand Mühe gegeben – und sein Werk wirklich gut gemacht. Der VW-Bus sah aus, als wollte er dem Himmel Konkurrenz machen. Abertausende von Sternen verteilten sich auf ihm, sogar die Milchstraße und den großen Wagen konnte Noa erkennen.
    »Ich rieche Gras«, sagte Gilbert.
    Kat lachte. »Wir sind auf dem Land, natürlich riechst du Gras, Gil, ich meine, was …«
    »Nein, nicht so ein Gras.« Gilbert schüttelte den Kopf, schnupperte in der Luft und jetzt roch Noa es auch. Kein Zweifel, da kiffte jemand. Aber seltsam … der Duft kam von oben. Noa legte den Kopf in den Nacken.
    Und dann sah sie den Jungen. Er saß hoch oben auf dem Dachfirst, gut versteckt hinter dem Schornstein und im Schutz der Dunkelheit. Eine schattenhafte Gestalt, die man von hier unten aus nur wahrnahm, wenn man genau hinsah.
    Kat war jetzt hinter sie getreten. Schnell wandte Noa den Kopf in eine andere Richtung. Sie kannte Kat, wusste, dass ihre Mutter irgendetwas nach oben gerufen hätte, und hatte weiß Gott keine Lust auf einen ihrer Auftritte. Dafür hatte Kat jetzt die Aufmerksamkeit der anderen Jugendlichen auf sich gezogen. Vier Jungen waren es, kaum älter als Noa, siebzehn, achtzehn vielleicht, in hellen Röhrenjeans, Sweatshirts und Turnschuhen.
    »Alter!«, rief einer von ihnen seinen Kumpels zu. In seiner ausgestreckten Hand hielt er eine Dose Bier. »Ey, Alter, kuck mal da …«
    Kat hob das Kinn und Noa schloss die Augen. Aber Kats Stimme konnte sie damit nicht ausschalten.
    »Hey Süßer, weißt du eigentlich, dass Saufen impotent macht?«
    Der Junge, ein stämmiger, gedrungen wirkender Typ mit brandrotem Haar, den einer seiner Kumpels Dennis genannt hatte, erstarrte. Seine ausgestreckte Hand hing in der Luft, als wäre sie festgefroren, aber die drei anderen schlugen sich grölend auf die Schulter.
    »Kat, können wir jetzt bitte rein?« Noa zerrte an Kats Ärmel. Es war ihr entsetzlich unangenehm, hier zu stehen, und plötzlich merkte sie, dass es nicht wegen der Jugendlichen auf der anderen Straßenseite, sondern wegen des Jungen auf dem Dach war. Bildete sie sich das leise Lachen, das von oben kam, nur ein? Als Noa aus den Augenwinkeln zum Dach sah, war die schattenhafte Gestalt verschwunden.
    In der Kneipe schlug ihnen ein Geruch nach Rauch, billigem Schnaps und kalter Erbsensuppe entgegen. Von den etwa zehn Tischen, allesamt mit rot-weiß karierten Plastiktischdecken überzogen, war nur einer besetzt. Stammtisch stand auf einem großen weißen Porzellan-Aschenbecher. Dutzende von Schnapsgläsern standen darum herum, und als hinter Kat die Türe ins Schloss fiel, hatte Noa für einen Augenblick das Gefühl, als bliebe die Zeit stehen.
    Die Männer am Stammtisch – es waren ausschließlich Männer –hatten sich umgedreht und glotzten mit offenen Mündern zu ihnen herüber, als hätten soeben drei Außerirdische die Kneipe betreten. Der Wirt hinter dem Tresen hielt beim Zapfen des Bieres inne und in die Totenstille, die sich in der Kneipe breit machte, tönte die dunkle Stimme eines rothaarigen, stiernackigen Mannes: »Ist heute vielleicht Muttertag?«
    Wieherndes Gelächter brach aus. Gilbert machte einen Schritt zurück und Kat hatte den Mund bereits zu einer Antwort geöffnet, als hinter dem Perlenvorhang neben dem Tresen eine Frau in die Kneipe trat. Mit einem freundlichen, selbstverständlichen Lächeln deutete sie auf einen der freien Tische.
    »Guten Abend. Setzen Sie sich doch.«
    »Na, da sagt Mutti nicht Nein«, zwitscherte Kat und winkte den Männern am Stammtisch zu. »Es sei denn, die Vatis haben etwas dagegen?«
    Die Männer grinsten dümmlich, nur der Rothaarige murmelte etwas Unverständliches und der Wirt, ein kleiner Mann mittleren Alters mit schütterem Haar und Tränensäcken unter den murmelrunden Augen, fuhr eifrig fort sein Bier zu zapfen. Noa entging nicht, dass sein Gesicht sich gerötet hatte, sogar aus dem weißen Hemd krochen rote Flecken an seinem blassen Hals empor.
    Zögernd schob sich Noa hinter Kat an den Männern vorbei und fühlte, wie sich die Blicke in ihren Rücken bohrten.
    »Sie haben das Haus von Herrn Hallscheit gemietet, nicht wahr?« Die Frau legte ihnen eine Karte auf den Tisch und Noa musterte sie aus den Augenwinkeln, mit ihrem

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