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White Horse

White Horse

Titel: White Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Adams
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befürchtet, die Männer
könnten sie aufhalten.
    Â»Ich kümmere mich um den Rest.«
    Wir gehen gemeinsam ins Haus und genießen einen Moment lang das Dach
über dem Kopf, das uns vor dem Regen schützt. Dann trennen sich unsere Wege.
Ich gehe in Richtung Küche, während sie sich die Treppe hinauftastet.
    Die Küche ist, soweit ich das beurteilen kann – und ich habe nicht
allzu viele Vergleiche –, karg eingerichtet. Das hat wenig mit Funktionalität
zu tun, sondern es fehlt einfach an allen Ecken und Enden. Der Raum erinnert an
eine magersüchtige Frau, die stur an ihrem Untergewicht festhält. Ich kann
genau sehen, wie er sich mit etwas Gestaltungsgeschick und Liebe zum Kochen
verschönern ließe. Er schreit geradezu danach, mit Leben erfüllt zu werden. Mit
einer Familie.
    Jetzt sitzt nur ein Mann da: Lisas Onkel. Ein feister Typ, der über
die Ränder eines robusten, wahrscheinlich Generationen alten Stuhls quillt. Das
Holz dieses Möbels ist im Lauf der Zeit dunkel geworden, während die Sitzfläche
aus grobem Weidengeflecht wie Honig schimmert. Der Stuhl hat sieben leere Geschwister.
    Der Fettsack sieht auf. Seine Blicke tasten mich nach Schwächen ab,
die er für sich ausnützen könnte. Ich halte den Atem an, während ich meine
Schultern straffe und das Kinn in die Luft recke, um mir zumindest den Anschein
von Stärke zu geben. Er findet nichts, was er ohne größere Anstrengungen
bekommen könnte, und beginnt wieder an dem Brot zu kauen, das ich vor zwei
Tagen gebacken habe, nachdem ich die Kornkäfer aus den reichlichen Mehlvorräten
der Speisekammer geklaubt hatte. Krümel fliegen ihm aus dem Mund und bedecken
den Tisch mit feuchten Klecksen, die hart werden und kleben bleiben, wenn man
sie nicht bald wegwischt. Wenn Lisa und ich nicht mehr da sind, um solche
Arbeiten zu erledigen. werden sich diese Männer in kürzester Zeit im eigenen
Dreck suhlen.
    Â»Lisa kommt mit mir.«
    Er knurrt, schluckt und fixiert mich mit seinen Knopfaugen, die an
tief in weichen Teig gedrückte Rosinen erinnern.
    Â»Sie bleibt.«
    Â»Das war keine Frage.«
    Seine Massen ballen sich gleich einer bedrohlichen Sturmwolke, als
er sich von seinem Stuhl hochdrückt.
    Â»Wir sind ihre Familie. Sie gehört zu uns.«
    Das kann nicht gut gehen. Eisige Kälte breitet sich von einem Punkt
in meinem Nacken über den ganzen Körper aus. Was hatte ich mir dabei nur
gedacht? Er ist ein Koloss im Vergleich zu mir. Krankhaft fett und
schwerfällig, sicher, aber wenn er es schafft, mich zu Fall zu bringen, bin ich
geliefert.
    Wir versuchen einander mit Blicken einzuschüchtern. Wären wir
Kampfhunde, hätte er allein durch seine Größe die Macht auf seiner Seite.
    Ein Aufschrei zerreißt die unnatürliche Ruhe. Er kommt aus dem
oberen Stockwerk. Lisa. Eine Sekunde lang bin ich abgelenkt von der seltsamen
Stille, die auf den Schrei folgt.
    Der Fettsack wirft sich nach vorne. Lisa ist in Schwierigkeiten,
aber das Gleiche gilt jetzt für mich.
    Ich täusche einen Schritt nach links an, hechte nach rechts. Er
donnert wie ein Crashtest-Fahrzeug gegen die Wand. Putzstaub hüllt ihn in einen
weißen Schleier. Es dauert einen Moment, bis er sich aufgerappelt hat. Er
schüttelt den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben. Dann greift er wieder
an.
    Erneut gelingt es mir, ihm auszuweichen. Jetzt starren wir uns
wieder an, nur durch die Breite der Tischplatte voneinander getrennt. Keine
Waffen in Sicht. Lisa sorgt für Ordnung in diesem Haus, auf das ihre Leute
durch Zufall gestoßen sind wie ich, und obwohl es ihr nicht gehört, ist alles
an seinem Platz.
    Wieder ein Schrei. Diesmal treibt er davon wie die Samen einer
Pusteblume.
    Mein Herz hämmert hart gegen die Rippen, die es gefangen halten. Es
weiß, dass ihr Vater bei ihr ist, und es weiß, was dort droben passiert.
    Â»Ich gehe jetzt zu ihr«, sage ich. »Und wenn du mich aufzuhalten
versuchst, bist du ein toter Mann.«
    Er lacht. Seine Hängebacken zittern und schwabbeln.
    Â»Wenn er mit ihr fertig ist, kommst du dran, du Schlampe.«
    Â»Ein Wunder, dass ihr nicht schon früher daran gedacht habt.«
    Er hebt beide Hände und spreizt die Finger. »Was soll ich dazu
sagen? Wir mögen Lamm lieber als Hammel.«
    Jetzt stoße ich ein trockenes, bitteres Lachen aus.
    Â»Was findest du daran so verdammt komisch, Schlampe? Komm,

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