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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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ist der Mann aus Paris?«
    »Ja.«
    Sarah betrachtete ihn abermals durch den Einweg-Spiegel. »Wenn wir ihn töten, ist es dann vorbei? Bist du dann außer Gefahr?« »Es wird ein schwerer Schlag für sie sein, denn der Mann dort drau- ßen ist ihre gefährlichste Waffe. Dieser Mann ist der Grund, weswegen sie gewinnen.«
    »Wer, Miri?«
    »Es gibt Leute, die die Hüter umbringen, Sarah. Sie schlachten uns überall auf der Welt ab.«
    » Leute?«
    »Ja, und dieser Mann ist ihr Anführer.«
    Sarah setzte sich auf einen Stuhl. »Und wir werden ihn an Leo ver- füttern?«
    »Sie braucht Nahrung, Liebes, genau wie wir. Auch sie hat ein Recht auf frisches Blut.«
    Paul suchte seine Kleider. Die übrigen Gäste hatten sich längst ange- zogen. Langsam wurde er ärgerlich. »Entschuldigen Sie«, sagte er zum wiederholten Male, »ich glaube, das ist meine –« Aber es war nicht seine Hose. Nichts war seins. »Hey, hören Sie, ich vermisse meine Brieftasche.« Er durfte sie auf keinen Fall verlieren, verdammt nochmal. Er hatte sechshundert Dollar dabei gehabt. Der Rest lag eini- germaßen sicher unter der Matratze im Terminal Hotel, bis auf die Dreihundert, die er für die ebenfalls verschwundene Magnum hinge- blättert hatte.
    »Hey Leute!«, rief er zu niemand bestimmtem. »Ich vermisse meine Klamotten! Ist irgendwer für sowas zuständig?«
    Die anderen Gäste ignorierten ihn. Offenbar sollte es eine Art Scherz

sein. Er war nun die einzige unbekleidete Person in dem Raum. Die Beleuchtung war so hell, dass sie sich ebenso gut an einem Strand hätten befinden können. Mist, es war wie in einem dieser merkwürdi- gen Träume – man steht splitternackt in einem Kaufhaus, oder so. Er sah einen Kerl neugierig zu ihm herüberstarren und wedelte ihm mit seinem Schwanz zu. »Gefällt dir, das Ding, was?«
    »Er ist schön.«
    O Gott, er hatte königlichen Spaß gehabt. Sonst hatte er nie Spaß. Im Puff einen geblasen zu bekommen und sich anschließend volllau- fen zu lassen machte keinen Spaß; es war Arbeit, man diente seinen Trieben.
    Bestimmt saß die Geschäftsleitung hinter der Spiegelwand und sah zu, wie sich der New Yorker Geldadel auf seine Kosten amüsierte. Ich sollte einen von euch Halbschwulen mal in eine Vampirhöhle stecken , dachte er, und abwarten, ob ihr das auch lustig fändet . Er schaute fins- ter in die Runde. Irgendwo in der Menge kicherte eine Frau, aber sein grollender Blick ließ sie sofort verstummen.
    Er trat zum Büffet hinüber. Kleine tote Augen starrten zu ihm auf. Aber es gab auch Kaviar, und er vermutete, dass dies die teuerste Speise auf dem Tisch war. Er schaufelte mit bloßen Händen einen großen Klumpen von dem Zeug aus der Schüssel, was all die Fein- schmecker entsetzt aufstöhnen ließ. Dann schleuderte er den Kaviar gegen den verfluchten Einwegspiegel.
    »Ich will meine Klamotten«, sagte er leise. »Oder ich nehme den La- den auseinander.« Er sprach mit so sanftmütig klingender Intensität, dass es ratsam schien, seiner Aufforderung augenblicklich Folge zu leisten.
    Leo, die für den Abend und, wenn alles gut ging, für den Rest ihres extrem langen Lebens genug von dem Kerl hatte, sagte: »Ich bringe Ihnen Ihre Kleider.«
    »Kluges Mädchen.«
    Es dauerte einige Augenblicke, denn Miriam wollte nicht, dass er wieder seine langweiligen Spießerklamotten anzog. Sie wollte ihn in eleganter Kleidung sehen und hatte darum Luis nach Hause geschickt, um einige von Johns Sachen zu holen. Er war gerade mit einem schwarzen Seidenanzug und einem blutroten Oberhemd, ebenfalls aus Seide, zurückgekehrt. Miriam erlaubte nicht, dass Johns Kleider in irgendein Lagerhaus gebracht wurden, noch nicht. Vielleicht würde Sa- rah eines Tages ein Mittel entwickeln, das bei ihm wirkte. Sein Körper

war schließlich noch in einem einigermaßen guten Zustand.
    »Es ist verrückt, den Kerl hier zu haben.«
    Sarah, die wieder mit Geldzählen beschäftigt war und sich nicht un- terbrechen lassen wollte, warf Leo nur einen Blick zu. Da sie nun ein Geheimnis mit Miri teilte, von dem die Kuh nichts ahnte, fühlte sie sich besser und weniger bedroht.
    Miriam schob Pauls Brieftasche in die Brusttasche des prächtigen Jacketts. Die Magnum ließ sie auf dem Schreibtisch zwischen den Geldbündeln liegen.
    »Du wirst ihn in mein Zimmer herunterbringen«, sagte Miriam zu Leo. Leo wusste, dass Personen, die dort hineingingen, nicht mehr her- auskamen. »Bin ich eingeladen?«
    »Ja, das bist du.«
    Ein Stuhl flog an den

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