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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Sturmflut. Seine Hoden schmerzten, weil sein Schwanz zu lange erigiert gewesen war, ohne sich zu entla- den. Egal. Was war das nur für göttliche Musik? Er merkte, dass er wieder tanzte und sah, dass auch die anderen Gäste wieder wild um- hersprangen. Als er zur Bühne schaute, sah er vor dem riesigen Mischpult sechs Frauen und sechs Männer tanzen. Dahinter hatte der DJ seine Kapuze abgestreift. Paul fielen seine gelben Augen auf. Wie er sah, tanzte nun auch Miriam Blaylock. Sie schaute mit leuch- tenden Augen zu ihm herüber, und als sie sah, dass er nackt war, legte sie den Kopf auf die Seite, setzte zum Spaß eine verärgerte Miene auf und hob mahnend den Zeigefinger. O Mann, sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Gott mochte sie dafür selig sprechen, dass sie ihn in diesen wunderbaren Club gelassen hatte, wo er mit Göttinnen und Göttern tanzen durfte. Sie musste ihn wirklich mögen. Vermutlich hatte er sie stärker beeindruckt, als ihm bewusst gewesen war. Falls nötig, würde er behaupten, er sei der verdammte CIA-Direktor. Wenn es nach ihm ginge, würde er diesen herrlichen Ort bis zu seinem Tod nie wieder verlassen.
    Dann wurde es plötzlich dunkel und totenstill. Er stolperte, wäre fast hingefallen, aber niemand sonst rührte sich. Alle standen völlig reglos da. Er hörte keinen Mucks, nicht nach dieser Musik.
    Die Lichter gingen an, und plötzlich waren die Göttinnen und Götter wieder zu gewöhnlichen Menschen geworden. Die meisten waren junge Leute Anfang zwanzig; einige Ältere waren auch darunter. Hier

und dort fielen ihm bekannte Gesichter auf, keine Leute, deren Namen er kannte, sondern Gesichter, die er im Fernsehen und Kino gesehen hatte, ohne zu wissen, wie sie hießen. Er hatte noch nie mit Berühmt- heiten getanzt.
    Ein Mann betrat die Bühne. Ein fernes, wie Blätterrascheln tönendes Geräusch erklang, und er stimmte mit ein in den tosenden Applaus. Hatte die Musik sein Gehör zerstört? Er hatte Zeit seines Lebens lau- ten Rock gehört, aber das hier war etwas ganz anderes. Dies war Mu- sik gewesen, die einen dermaßen in andere Sphären versetzte, dass er sich jetzt vorkam, als wäre in ihm eine Art Lösch-Taste gedrückt worden. Er fühlte sich völlig leer, wie eine Seele, deren Programm ge- löscht worden war.
    Im Licht sah er zu, wie die Leute sich anzogen und dabei immer noch alle möglichen Drogen einschmissen. Einige Gäste vögelten sogar noch herum. Der eine oder andere Mann hatte noch eine Erektion und schien sich nicht das Geringste dabei zu denken. Nun sah er auch, dass einige der Gäste nicht einmal Halbwüchsige waren. Es waren Zehn-, Elf- und Zwölfjährige. Offenbar verfügte der Club über eine Zahl von Unterhaltungs-Kindern, die unter Alkohol und Drogen gestellt wur- den und nackt mit nackten Erwachsenen herummachten. Dies war ein echter, wahrhaftiger Sündenpfuhl der allerschlimmsten Sorte. »Unfassbar«, sagte er zu einem Pärchen, das in seiner Nähe stand, »hier geht's ja fast zu wie in Bangkok!«
    Durch zwei große Türen kamen Kellner in den Raum und boten den Gästen Speisen und Weine an, die sie auf riesigen goldenen Tabletts und in Gold- und Kristallschüsseln hereintrugen; die Teller und Beste- cke waren ebenfalls aus purem Gold.
    »Allmächtiger«, sagte er zu einem anderen Pärchen, »diese Pötte müssen Millionen wert sein!«
    Ihm war nicht aufgefallen, dass er der Einzige war, der redete, bis ein Mann mahnend einen Finger über die Lippen legte.
    »Ich soll still sein?«
    Der Mann nickte.
    Zum Teufel damit, er wollte nicht still sein. Er wollte mit irgendeinem jungen Ding über versautes Zeug quatschen. Er wollte sich zum Höhe- punkt blasen lassen. Andererseits, wenn sie es unbedingt so wollten, würde er eben die Klappe halten. Er war eben der Neue im Veils.
    Sarah sah, wie Leo Miriam von der DJ-Bühne fortzog und hörte sie sa-

gen: »Miriam, dieser Mann! Er ist einfach schrecklich!«
    »Er ist auch ganz allein«, entgegnete Miriam leise.
    Leo schien nicht zu begreifen. »Schmeiß ihn doch einfach raus. Er stört die Atmosphäre.«
    Sarah kam zu ihr, zog sie beiseite und sagte: »Wir reden nicht in die- sem Ton mit Miriam.«
    »Was? Es geht doch bloß um diesen Kerl. Es war dumm, ihn herein- zulassen. Er hatte sogar eine Waffe dabei!«
    Sarah führte Leonore eilig aus dem Raum. Das grelle Licht der Club- Küche eignete sich besser für diese Diskussion. »Hör zu, Leo. Du darfst sie niemals kritisieren. Ihr Blut in dir zu haben gibt

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