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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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dir noch längst nicht das Recht dazu. Es ist genau umgekehrt. Vorher warst du ihre Freundin. Jetzt gehörst du ihr.«
    »Weißt du was, Sarah? Du bist ein riesiges Arschloch.« Leo wirbelte herum und stürmte durch die Schwingtüren hinaus.
    Sarah fand es erstaunlich, wie wütend sie wurde, als sie dieser arro- ganten kleinen Hexe nachblickte. Es war eine gelassene, leiden- schaftslose Wut, eine tief sitzende Abneigung. Der Gedanke, Jahr um Jahr mit Leo leben zu müssen, war einfach schrecklich.
    Bevor Leo aufgetaucht war, war sie nicht loyal genug gewesen. Sie hatte nicht die Skrupel abschütteln können, die sie aus ihrer Vergan- genheit in ihr neues Leben miteingebracht hatte. Doch das würde sich ändern. Miri hatte sie ihrer selbst beraubt. Aber weil sie keine Freiwil- lige war, sondern eine Gefangene, galt noch eine andere Wahrheit. Miri war für sie verantwortlich. In dieser Weise gehörte Miri auch ihr. Sie besaß Rechte in dieser Beziehung. Sie hatte ihren angestammten Platz und beabsichtigte nicht, sich von Leo verdrängen zu lassen. Sie ging in das Büro und beobachtete durch den Einweg-Spiegel die Tanzfläche. Alle aßen, knabberten an honiggetränkten Spatzenspie- ßen und anderen exotischen Speisen, die Vincent auf Miris Geheiß zu- bereitet hatte. Miriam hatte kein Interesse an den Gerichten der Men- schen, was aber nicht hieß, dass sie sich damit nicht auskannte. Ihre Kochrezepte überspannten drei Jahrtausende. Honiggetränkte Spat- zenspieße waren die Hot Dogs des Elizabethanischen Englands gewe- sen.
    Sarah beobachtete den Mann. Auf seine Art wirkte er sehr anziehend – er war groß, muskulös und hatte besonders intelligente Augen. Sie war auf die Tanzfläche gegangen und hatte ihn ein paar Minuten lang

mit dem Mund verwöhnt. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sich sein riesiges Organ in ihr anfühlen würde.
    »Hör auf zu träumen«, sagte Miri, als sie hereinkam. »Und zieh dich an. Du bist die Einzige, die noch nackt ist, außer dem gut gebauten Objekt deiner Träume dort draußen. Bist du scharf auf ihn?«
    »Was hat es mit ihm auf sich?«
    Miriam setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie stellte einen Geldkoffer auf die Tischplatte und klatschte in die Hände. »Zack zack.«
    »Ich soll schon zählen? Es ist erst zwei, Miri.«
    »Rudis Taschen sind prall gefüllt. Du wirst heute zweimal zählen müssen.«
    »Ich ahnte, dass wir guten Umsatz machen würden.«
    »Du möchtest wissen, was es mit ihm auf sich hat?«
    »Ja.« Sarah sortierte die Geldscheine, legte die Bündel zum Zählen zurecht. Sie sah aber schon jetzt, dass es über hundert Riesen waren. Miriam zog das Geld an wie ein Magnet Eisenspäne anzieht. Uralte Hüter-Magie, befand Sarah. »Und, was gibt es über ihn zu berichten?« »Ich weiß nicht, ob ich es dir verraten soll.«
    »Bitte, vertraue mir, Miri. Es tut mir weh, wenn du mir misstraust.« »Und mir tut weh, wenn auf dich kein Verlass ist, Kind.«
    Sarah stapelte die Zwanzig-, Fünfzig- und Hundertdollarnoten zu fe- insäuberlichen Bündeln.
    »Ich habe über mein Verhalten nachgedacht und möchte dich um Vergebung bitten. Ich möchte, dass du weißt, dass du meiner Loyalität vollkommen sicher sein kannst.«
    »Ja, jetzt, wo du dich durch eine mögliche Nachfolgerin bedroht siehst. Ich wünschte, du hättest mir dies gesagt, bevor ich ihr mein Blut gab.«
    »Warum hast es überhaupt getan? Jetzt müssen wir sie auf ewig er- tragen! Und sie ist so – o Miri, sie ist so taktlos und dumm.«
    Miriam zuckte die Achseln. »Möchtest du später eine Pfeife rauchen, Kind?«
    »Ich dachte, du wärst wütend auf mich.«
    »Im Augenblick nicht. Und genau gemommen soll es eine Pfeife zur Feier des Tages sein. Wir werden zweihundert Jahre altes Opium rau- chen.«
    »Aus welchem Anlass?«
    »Ich werde diesen Mann in meinen Privatraum lotsen, und dann wer- den du, Leo und ich uns viel, viel Zeit mit ihm lassen. Wir werden ihn

an Leo verfüttern. Er wird ihre erste Mahlzeit sein. Glaubst du, das be- kommt sie hin, Doktor?«
    Sie war sofort erregt – und erschrocken. ‘Viel, viel Zeit’ bedeutete, dass den Mann höllische Qualen erwarteten. »Miri, ich mag es nicht, wenn sie leiden müssen.«
    »Und wenn ich dir verrate, dass er derjenige ist, der mich jagt?« Sie hörte mit dem Geldzählen auf, vergaß die Zwischensumme. »Du meinst ...«
    Nun lächelte Miri. »Ich habe ihn in mein Spinnennetz gelockt, Sarah. Ich sah jeden seiner Schritte voraus. Er ist unser Gefangener.« »Er

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