Whitley Strieber
nordvietnamesische Verhörspezialist in Muang Sing vergewaltigen. Die Musik wurde noch eine Spur lauter und treibender, wummerte durch seinen Brustkorb und brannte sich in sein Hirn, und dann traf ihn der Magier mit seinem Zauberstab, und der Schlag fühlte sich an wie eine auf ihn niederprasselnde Mörsersalve.
Die Beleuchtung änderte sich. Aus den Lasern wurden weiße Licht- balken, die breite Schatten über die Tanzenden warfen. Als er auf- schaute, blickte er in einen weiten Himmel voller Wolkentürme, zwi- schen denen die lichterloh brennende Hindenburg explodierte. Sein gesamtes Selbst entglitt ihm – sein Name, sein Ich-Gefühl, der Schmerz über den Tod seines Vaters, die Erinnerung an seine Mutter, die zu ihm gesagt hatte: ‘Du bist ein guter Junge, ein guter Junge.’ – All das wurde ihm entrissen und hinfortgespült auf den treibenden Rhythmen der besten, aufregendsten und genialsten Musik, die er je in seinem Leben vernommen hatte.
Dann tauchte eine der Schönheiten auf, die bei Miriam Blaylock ge- standen hatten. Sie hatte dunkles Haar und Rundungen, bei denen je- der Mann gerne Hand anlegen würde. Sie tanzte auf ihn zu und be-
gann, ihn zu entkleiden. Ich weiß, was ich tue , dachte er. Ich lasse dies geschehen, weil ich so viel Spaß habe wie noch nie in meinem verdammten Scheißleben . Dann half er dieser exquisiten Schönheit, ihm die Hose auszuziehen und warf sie achtlos auf den Boden. Keiner störte sich daran, keiner hielt ihn auf. Er tanzte in einem herr- lich prickelnden Ozean der Glückseligkeit, auf Wellen unendlicher Freude, und all die Gesichter der Göttinnen und Götter strahlten ihn beseelt an.
Er rief: »Ich schwebe auf Wolken! Ja, wirklich, ich schwebe!« Dann fiel es ihm ein. Er hatte eine Magnum getragen. Wo war die Waffe? Ganz gleich, das war nicht mehr sein Problem und überhaupt, wen kümmerte es schon? Im Augenblick war er ohnehin nicht auf Vampir- Jagd.
Einen so abgefahrenen Club hatte er noch nie gesehen. Dies war kein Club, es war eine Art schamanische Dämonenhöhle.
Geil!
Der Raum veränderte sich erneut, und dieses Mal schrie er vor Schreck auf. Er schrie und stolperte umher, konnte gar nicht mehr auf- hören zu schreien, denn plötzlich war der Fußboden verschwunden – und er stand dreihundert Meter über Manhattan. Der Verkehr raste im Tempo der Musik durch die Straßenschluchten, und unter seinen Fü- ßen zogen kleine Wolkenfetzen vorüber. Die Täuschung war so per- fekt, dass man nicht glauben konnte, festen Boden unter sich zu ha- ben. Diese Musik, diese wundervolle, treibende, animalische Dschun- gel-Musik hämmerte so heftig auf seine Nervenenden ein, dass er sich nicht mehr als ein körperliches Geschöpf mit Gewicht und Alter wahr- nahm, sondern als altersloses, über die Stadt fliegendes Lichtwesen. Jemand kniete vor ihm nieder und begann, ihm einen zu blasen, und zum ersten Mal in seinem Leben genoss er es, ohne sich zu sorgen, wer es wohl sein mochte. Es war ihm gleich, ob es eine Frau war oder ein Mann oder ein gottverdammter Gorilla. Er genoss es einfach, ge- noss das in seinen Adern pulsierende Blut, genoss seinen rasenden Herzschlag und das Gefühl völliger Schwerelosigkeit.
Dann blickte er doch an sich hinab und sah die nackte Frau aus der Limousine in der Houston Street. Sein Schwanz steckte tief in ihrem Rachen, mitten auf der verdammten Tanzfläche, und es war der mit Abstand beste Fellatio, der ihm je geboten worden war.
Die in ihm pulsierende Lust war so intensiv, dass er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Seine Knie knickten ein. Jemand hielt
ihn aufrecht, jemand, der so stark war, dass er selbst seinen Körper völlig erschlaffen lassen konnte. Die Hände der Person waren lang und schmal und fühlten sich auf seiner Haut kühl an, die Arme aber la- gen wie reglose Stahlträger in der Luft. Er konnte nicht hinfallen. Die Lust wogte in ihm hin und her wie tosende Wellen, brandete von seiner Schädeldecke hinab bis in die Zehenspitzen und wieder zurück nach oben.
Er schloss die Augen, und in Gedanken sah er nicht die Frau, die ihm einen blies, sondern Miriam Blaylock. Wie konnte sie so schön sein? Wie war so etwas möglich? Sie musste eine Art Zauberin sein oder ein Dämon, aber das spielte keine Rolle. Gott, war die Frau schön.
Dann merkte er, dass er keinen mehr geblasen bekam. O Gott, war das böse, ihn kurz vor dem Orgasmus einfach stehen zu lassen. »Scheiße!«, brüllte er laut.
Die Musik riss ihn mit wie eine
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