Whitley Strieber
begann.
»Wie lange sind Sie schon hier?«, fragte Paul die Frau.
»Von Anfang an.«
»Dann haben Sie ja eine tolle Darbietung gesehen.«
Sarah zuckte mit den Schultern.
»Dürfte ich Ihren Namen erfahren?«
»Sarah.« Sie wies mit einem Nicken auf Miriam. »Ich führe ihre Bü- cher.«
»Du lässt deine Buchhalterin zuschauen, wenn du ...« Er schmun- zelte. »Na ja, jeder so, wie er es möchte.«
»Es war wunderschön«, sagte Sarah. »Sie sind ein sehr bemerkens- werter Mann.«
Der Ausdruck in ihren Augen ließ jedoch darauf schließen, dass sie nicht gerade angetan war von dem, was sie gesehen hatte. Genau ge- nommen wirkte diese Frau auf unbestimmte Art ziemlich angespannt. Dann kam eine weitere Person durch die Wand.
»Oh, hallo«, sagte Paul, als die Frau erschien, die ihm den Club ge- zeigt hatte. Er zog seine Hose an, obwohl es diesem eigenartigen Trio gleich zu sein schien, ob man nackt oder bekleidet war.
Er sah, dass sie rot wie eine Tomate wurde. Sie hatte ein kleines, sil- bernes Ding in der Hand. Ein merkwürdiges Messer.
»Was ist das?«
Das Messer verschwand in ihrer Jeans. »Entschuldigung, Miriam!« Miriam trat zu ihr hinüber. »Das ist Leo. Wir drei führen diesen Club.
Leo ist die Großnichte von General Patton.«
»Er war der Cousin meiner Mutter.«
Er zog sein Hemd an und knöpfte es zu. »General Patton, Lord Balti- more, Morrie McClellan und Prinz Phillip. Ganz zu schweigen von Ben Stiller, der vorhin hier war. Ziemlich wichtige Namen, die hier ganz bei- läufig fallen.«
»Lord wer?«, fragte Sarah.
Miriam lächelte ihr auf eine Weise zu, die Paul verriet, dass Sarah den Mund halten sollte. Was nur bedeuten konnte, dass Miriams Be- merkung über Lord Baltimore eine Lüge gewesen war. Und dies konnte nur bedeuten, dass sie es für nötig hielt, den Ursprung ihres Reichtums zu verschleiern. Interessant.
»Wir fahren nach Hause«, sagte Miriam mit belegter Stimme. »Tatsächlich?« Leos Blick wanderte kurz zu Paul.
»Ich bin bis über beide Ohren verliebt«, rief Miriam. Sie rannte zum Bett, warf sich in Pauls Arme, küsste ihn und ließ sich mit ihm auf das Bett fallen. »Er ist der beste Liebhaber der Welt«, sagte sie. Dann fing sie an zu lachen und spähte unter Pauls breiter Brust zu Sarah und Leo hoch. »Bin ich ungezogen?«, kicherte sie.
»Ungezogen ist das falsche Wort«, sagte Sarah.
»Was sollen wir tun?«, fragte Leo.
Paul sagte: »Ich glaube, wir haben uns tatsächlich ineinander ver- liebt.«
Plötzlich lächelte Sarah. »Ich freue mich so für dich.« Dann, nach ei- ner kurzen Pause: »Miri, es ist vier Uhr. Kann ich das Personal nach Hause schicken?«
»Ist der Laden leer?«
»Ja.«
Miriam legte die Arme hinter den Kopf. »Leo, sag Luis, er soll den Wagen vorfahren.« Sie sah Paul an. »Ich nehme mein Baby mit nach Hause.«
Die beiden Frauen verließen wortlos den Raum.
»Sie scheinen sauer zu sein.«
»Haustiere mögen keine Überraschungen.«
»Bin ich auch ein Haustier?«
»Du, Liebster, bist ein wundervoller, großer, starker Mann!« Kurz darauf verließen auch sie den Raum und gingen durch die Kü- che zum Hinterausgang des Clubs. Im trüben Licht des anbrechenden Tages wartete die Bentley-Limousine, die er in der Houston Street ge-
sehen hatte.
Er stieg ein und schmiegte sich in die weichen Lederpolster. »Möchtest du einen Drink?«, fragte Miriam fröhlich.
Sarah und Leo stiegen ein.
»Weißt du, was ich am liebsten hätte? Eine gute Zigarre. Nach so ei- ner Nummer gibt es nichts Besseres als eine richtig gute Zigarre. Hast du eine?«
Leo knurrte mürrisch, kaum ihre Abneigung verhehlend.
»Wir haben ein paar Cohiba Piramides im Club«, sagte Sarah etwas widerwillig. »Aber eigentlich ist es zu eng hier, um Zigarre zu rau- chen.«
»Luis«, rief Miriam, »geh nochmal rein und hole meinem neuen Lieb- haber ein paar Zigarren.«
Luis kam zurück und präsentierte Paul eine geöffnete Zigarrenscha- tulle.
»Am liebsten hätte ich ja eine Macanudo«, sagte Paul.
»Cohibas sind besser«, kommentierte Leo, unfähig, ein abfälliges Schnauben zu verbergen.
»Wir werden alle eine rauchen«, sagte Miriam und gab Sarah und Leo eine Zigarre. »Selbstverteidigung, Sarah! Wo ist meine Handgra- nate – Paul sagt, mein Feuerzeug sei gefährlich! Warum hast dudas noch nicht bemerkt, Sarah?«
»Tut mir Leid, Miri, das ist mir bisher nicht aufgefallen.«
»Nun, er wird mir ein neues schenken. Er meint, ich solle mir nicht mein schönes Gesicht
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