Whitley Strieber
verbrennen.« Sie schnitt das Ende ab, zündete die Zigarre an und reichte sie Paul.
Paul nahm einen Zug, inhalierte den Rauch und schmeckte sofort, dass diese Zigarre besser war als eine Macanudo. Deutlich besser. »Ich habe keine Lust zu rauchen«, sagte Sarah und wollte Miriam die Zigarre zurückgeben.
Miriam machte keine Anstalten, sie entgegenzunehmen. »Du sollst rauchen!«
Paul war fasziniert. Welcher Buchhalter ließ so mit sich umspringen? Miriam behandelte Sarah eher wie eine Art Sklavin.
Sarah zündete ihre Zigarre an. Leo tat es ihr eilig nach, der vorne sit- zende Luis ebenso. Nur Miriam rauchte nicht. Sie saß bloß da und sah Sarah böse an. Was immer zwischen den beiden los war, sie mussten ziemlich wütend aufeinander sein, befand Paul.
Es gab Cognac im Wagen, und Paul schenkte sich zur Zigarre ein
Gläschen ein. Die golden schimmernde Flüssigkeit war weich wie ein Federkissen, aber vollmundig im Geschmack. Er fragte gar nicht erst, wie alt der Cognac war. Wahrscheinlich stammte das Zeug direkt aus Napoleons Feldflasche.
Er erlaubte sich einzubilden, dass das, was zwischen ihm und Miriam geschah, womöglich ernst war.
»Wo wohnst du eigentlich?«
»Ich besitze ein wunderschönes Stadthaus. Es wird dir gefallen. Und wenn nicht, werden wir es nach deinen Wünschen umbauen, nicht wahr, Mädchen?«
»Ja, Miri«, sagte Sarah mit Tränen in den Augen. Paul hatte Mitleid mit ihr. Wie er Miriam einschätzte, ging sie mit diesem süßen Ding ver- mutlich regelmäßig ins Bett. Vielleicht waren sie sogar richtige Ge- liebte. Und dann erscheint plötzlich dieser Kerl auf der Bildfläche, und mit einem Mal ist Sarah nur noch zweite Wahl.
Paul wollte Miriam wieder küssen. Er wollte wieder in ihr sein, in sie hineinkriechen und für den Rest seiner Tage dort unten leben. Ja, ab heute würde ihre unglaubliche Muschi sein Klostertempel sein. Was für eine Frau. Was für eine Nacht.
Es wurde still im Wagen. Leo und Sarah starrten Miriam mit bohren- den Blicken an. Am liebsten schienen sie Miriam verprügeln zu wollen. Nun, sollen sie es doch versuchen, dachte Paul. Miriam war jetzt sein Mädchen, und ganz gleich, was kommen mochte, daran würde sich niemals etwas ändern. Andererseits war er sich natürlich darüber bewusst, wie gefährlich es war, nach einer einzigen heißen Nacht zu glauben, jemanden für alle Zeiten lieben zu können.
Aber, hey, da war etwas zwischen ihnen, etwas verdammt Wunder- volles und Ernstes. Es war geschehen. Verdammt, das war es. Er beobachtete, wie Sarah ein wenig an ihrer Zigarre paffte, dann schloss er die Augen und nippte weiter an seinem Cognac.
Dies war das richtige Leben für ihn, trotz der Tatsache, dass die Her- umturnerei seine Schulterschmerzen verschlimmert hatte. Am liebsten hätte er ein paar Naproxen geschluckt. Kein Opium mehr. Er hatte für heute genug Drogen genommen.
Er dachte an seine sieben Riesen im Terminal Hotel. Wenn er nicht irgendwann bis zum Abend dort aufkreuzte, würden sie das Zimmer öffnen und seine Sachen nehmen. Wahrscheinlich hatten sie es schon getan. Das würde bedeuten, dass das Buch der Namen verloren war. Und die sieben Riesen ebenfalls. Jeder, der ein Hotelzimmer nach
Wertgegenständen durchsuchte, sah unter der Matratze nach. Also, was bedeutete das für ihn, da er jetzt untergetaucht war? Der Verlust von siebentausend Dollar wäre natürlich tragisch. Was das Buch der Namen betraf, war er sich nicht sicher, ob er mit der Ge- schichte weitermachen sollte. Vielleicht war es an der Zeit, die Schlachterei an den Nagel zu hängen. Er konnte einen enthüllenden Bericht niederschreiben und der New York Times ein Interview geben. Die Zeitung ließ sich von CIA-Leuten ständig Internas liefern ... meis- tens aber von Mitgliedern der analytischen Abteilungen, nicht von den wirklich harten Burschen.
Sie trafen an nichts Geringerem als dem Sutton Place ein und hielten – na wo schon – vor dem schönsten Haus in der Straße.
»Mann«, sagte Paul beim Aussteigen. Dies war Lichtjahre jenseits seiner Liga. Er betrachtete die imposante Fassade. Das Haus sah alt aus, schien aber in perfektem Zustand.
Miriam ging die Treppe hoch und öffnete die Tür. Paul eilte ihr nach. »Eigentlich sollte ich dich über die Schwelle tragen«, sagte er. »Willkommen in meinem Heim. Mädchen, er möchte frühstücken! Kaviar und Eier! Champagner!«
Sarah und Leo verschwanden im hinteren Teil des Hauses. »Ich glaube, sie mögen mich nicht.«
»Sie werden
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