Whitley Strieber
plötzlich her- aus, dass dieser prachtvolle Körper über ihr – dieses wie gemeißelte Gesicht, diese unruhigen Augen – dass dies ein Hüter war!
Paul war schweißgebadet. Jeder Muskel in ihm sirrte vor Lust und Anstrengung während dieser langen, unglaublichen Nummer. Jeder Stoß brachte ihn an den Rand des Höhepunkts; dann glitt er zurück, und sie entspannte ihre Muskeln und ließ ihn von neuem beginnen. Er hatte sich noch nie in einem Zustand so intensiver Erregung be- funden und spürte Dinge, die er noch nie zuvor gespürt hatte. Sein Herz pochte so laut wie noch nie. Selbst seine Haut kribbelte vor Lust, besonders dort, wo sie mit ihrer in Berührung kam. Zwischen ihnen schien knisternde Elektrizität hin und her zu wogen.
Er stieß wieder in sie hinein. Dann hielt er inne und betrachtete voller Verzückung ihr wundervolles Gesicht und ihre lüstern schimmernden Augen.
Sie schrie. Sie hatte schon die ganze Zeit geschrien, aber nun schrie sie wirklich. Sie konnte das Ei spüren. Zweifellos. Es schwamm in ihr, floss aus dem Eileiter und stieß an die Gebärmutterwand, wo es die Myriaden gebündelter Nervenenden berührte und Wellen heiß glühen-
den Wohlempfindens durch ihren Unterleib jagte.
In Paul loderte ein allesverzehrendes Engelsfeuer. Schau dir ihr rei- nes, liebliches Gesicht an – sie war ein Engel! Oh, schau dir diese Au- gen an, diese grauen Brunnen der Unschuld – sie wäre Salomons vollendete Dienerin gewesen. Er drang tief in sie ein, stieß härter zu, bis er es nicht länger aushielt und spürte, wie in seinem Penis das Sperma aufzusteigen begann. Dann explodierte er wie noch nie zuvor in seinem Leben, kam auf so intensive Weise, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Er empfand tiefe sexuelle Erfüllung, und gleichzeitig empfand er Liebe, aufrichtige Liebe für die Frau, die dieses Gefühl in ihm entfacht hatte.
Sie spürte sein sich wie ein loderndes Buschfeuer ausbreitendes Sperma in ihr – und sie wusste, dass es das Ei umspülte und die Zell- wand durchbrach und in sein Zentrum floss, wo der wartende Schatten schlummerte.
Sie hob das Becken und krümmte den Rücken, ließ Paul in sie hin- einstoßen, bis sie den letzten Tropfen seines himmlischen Nektars in sich wusste.
Brennende Wellen wogten in Miriam hin und her und erfüllten sie mit einem wundersamen Feuer, das sie mehr schockierte als alles, was sie seit dem Bau der Pyramiden gesehen hatte, sogar mehr als der Moment, in dem sie ihrem geliebten Eumenes in die Augen geschaut und ihm zugeflüstert hatte: »Es fühlt sich an wie ein Junge.«
Paul brach über ihr zusammen, dann fingen sie an zu weinen wie zwei verängstigte Schulkinder.
Miriam Blaylock und Paul Ward hatten soeben ein Kind gezeugt. Sie weinte vor Freude über das winzige Baby, das sie nun in sich trug und dessen Zellen bereits zum Leben erwachten. Und sie weinte, weil sie nicht wusste, was das Baby seinwürde – ein Hüter oder ein Mensch – und ob es tot oder lebendig oder deformiert zur Welt käme. Sie wusste nur, dass es ihr zweites und letztes Kind sein würde. »Ich liebe dich«, sagte er, »o mein Gott, ich liebe dich!«
Sie schien erschrocken, und er tupfte ihr die Tränen von den Augen- rändern.
»Miriam«, sagte er. Er hatte plötzlich Angst. »Bitte, schicke mich nie- mals fort von dir.«
Sie sah ihn an, ihr Blick offen und aufrichtig. »Ich liebe dich auch«, sagte sie, und ihr Tonfall klang so ehrfürchtig, dass es ihm erneut Trä- nen in die Augen trieb. Vielleicht würde sich ja doch jemand mit einem
ausgebrannten alten CIA-Agenten einlassen. Und vielleicht war dieser jemand dieses bezaubernde junge Mädchen unter ihm.
Miriam rutschte unter ihm hervor und zog seinen Kopf in ihren Schoss. Sie betrachtete ihn aus liebenden Augen. Dann beugte sie sich zu ihm, küsste seine Nasenspitze, danach seine Lippen und schließlich die pulsierende Vene an seinem Hals. Sie ließ ihren Mund ein Weile dort liegen, dann zog sie ihn fort.
Paul spürte, wie sie leicht an seiner Haut saugte. Es war ein ange- nehmes Gefühl.
Plötzlich schrak er zusammen.
Auf der anderen Seite des Raums stand die schreiende Frau aus der Limousine, die Frau, die ihm auf der Tanzfläche einen geblasen hatte. Miriam stand auf, ging zu ihr und nahm ihre Hände. Sarah schaute sie ungläubig an, und Miriam brach in schallendes Gelächter aus. Sie lachte und lachte, konnte nicht mehr aufhören, und es klang so schön und freudvoll, dass auch Paul zu lachen
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