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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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sein würde. Sie wäre jedoch tief enttäuscht, falls es nicht klappen sollte, denn so würde der lange Flug nach Paris die reinste Tortur werden.
    Sie hob die Hand und lächelte ihr Opfer an, so nett und unschuldig, wie sie nur konnte. Er schaute auf ihre Hand. Darin lag die Schlüssel- karte. »Fünfundzwanzig-null-sieben«, sagte sie.
    Als sie alleine im Fahrstuhl standen, lächelte er endlich zu ihr auf. Sein Geruch hatte sich jedoch nicht geändert. Es gefiel ihm nicht, hier zu sein. Er schauspielerte.
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Nachdem sie sich nun auf die- sen wahrscheinlich umständlichen Beutezug eingelassen hatte, be- schloss sie, ihn zumindest zu genießen. Sie würde ihn ganz langsam nehmen und ihn bis auf den letzten Tropfen aussaugen. Sie sah ihn ernst an. »Wie viel bin ich dir wert?«
    »Wie viel möchtest du?«
    »Tausend Dollar.«
    Seine Augen weiteten sich, und er hob, offenbar erstaunt, den Kopf. Der Fahrstuhl kam im fünfundzwanzigsten Stockwerk zum Stehen. »Zweihundert. Hongkong-Dollar.«
    Sie traten hinaus. Ihr war nicht nach langen Verhandlungen zumute, aber sie wollte seinen Argwohn auch nicht wecken. »Dreihundert Dol- lar. Amerikanische«, sagte sie, während sie durch den breiten Flur gin- gen.

»Fünfhundert. Hongkong-Dollar.«
    »Das reicht nicht einmal für meine Unkosten, Liebster.«
    »Du wirst bis zum Morgengrauen zwanzig Kunden gehabt haben.« Sie schob die Schlüsselkarte in das Türschloss. Hier war sie, eine der bezauberndsten und begehrenswertesten Frauen, die die Welt je gesehen hatte, und diese gierige kleine Kröte glaubte tatsächlich, dass sie sich ihm für umgerechnet etwa sechzig US-Dollar verkaufen würde. Er hatte vor ihrem Preis Angst gehabt, das war alles. Was für ein mie- ser Geizhals.
    Sonnenlicht strömte durch das breite Panoramafenster gegenüber der Tür. Es gab eine mit gelbem Kattun bezogene Couch-Garnitur und auf einem Kaffeetisch eine riesige, mit exotischen Blumen gefüllte China-Vase.
    Tief unten schimmerte das breite, gewundene Flussband des Chao Phraya. Zahllose winzige Wasser-Taxis und Langboote durchpflügten den Fluss. Weiter flussaufwärts konnte sie die Spitztürme der fernen Tempelanlage Wat Phrathukhongla und, entlang des Klong Phadung, den gerade noch sichtbaren Wat Trimitr, den Tempel des Goldenen Buddha, erkennen. Noch weiter entfernt schimmerten die anmutig ge- schwungenen Ziegeldächer des Großen Palastes und der bleistift- dünne Rundturm von Wat Po in der smogverpesteten Luft.
    Die beiden sahen schweigend aus dem Fenster, beide aus verschie- denen Gründen tief beeindruckt. Er fand den Ausblick gewiss atembe- raubend, sie dagegen war, wie immer, erschrocken und gefesselt zu- gleich, wenn sie sah, zu welch außergewöhnlichen Leistungen der Mensch fähig war.
    Sie setzte sich auf das Bett und zog ihr Opfer zu sich herunter. Schade, dass sie nach der Mahlzeit sofort verschwinden musste. Nor- malerweise sank sie in den todesähnlichen Tiefschlaf, der der Nah- rungsaufnahme folgte, dieses Mal aber würde sie sich mit Amphetami- nen voll pumpen und den Schlaf im Flugzeug nachholen müssen. Sie würde für den zwölfstündigen Flug einen Platz in der ersten Klasse bu- chen, auch wenn dies bedeutete, im gefährlichsten Teil der Maschine zu sitzen. Trotzdem missfiel ihr der Gedanke, völlig wehrlos im Tief- schlaf zu liegen, während sie von mehr als hundert Menschen umge- ben war.
    Sie begann, ihr Opfer zu streicheln. Er rutschte unruhig herum, seine Kleider raschelten. Ein Augenblick verstrich, dann noch einer. Er war ganz still geworden, so wie Menschen es immer taten, wenn sie unbe-

wusst die Gefahr spürten, in der sie schwebten.
    Sie saßen am Fußende des Betts. Sie nahm sein Kinn in die Hand, drehte sein Gesicht zu ihr und schaute ihm tief in die Augen. Was hatte nur dieser Glanz in den menschlichen Augen zu bedeu- ten? Jedes Mal kurz vor Beginn einer Mahlzeit stellte sie sich diese Frage.
    »Küss mich«, sagte sie zu dem Mann. Er lächelte verkniffen, dann hob er sein Gesicht an ihres. Seine Lippen öffneten sich, seine Lider sanken flatternd herunter. Sie legte ihre Lippen auf seine, darauf ach- tend, die Anatomie ihrer Mundhöhle zu verbergen. Ihre Zungen trafen sich, und sie spürte, wie er leicht zusammenzuckte, als er merkte, dass ihre Zunge so rau wie die einer Raubkatze war. Sollte er auf- springen, wäre sie darauf gefasst. Sie war zehnmal stärker als der stärkste Mensch und zehnmal schneller.
    Eine Raubkatze

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