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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Ausscheidungen aus verdautem Menschen- blut.
    Colonel Bocage und die Lieutenants Raynard und Des Roches über- nahmen die Führung. Die beiden Lieutenants hatten interessante Le- bensläufe. Raynard war kein Franzose, sondern Algerier – und ehe- maliges Mitglied der Fremdenlegion. Des Roches, ein ernst blickender Mann mit einem überraschend stark ausgeprägten Sinn für Humor und, wie Paul zu erkennen glaubte, großer körperlicher Kraft, war ein ehemaliger GIGN-Offizier. Die Groupe d'Intervention de la Gendarme- rie Nationale war Frankreichs Eliteeinheit für die Terroristen-Be- kämpfung. Dies waren die Männer, die gekaperte Flugzeuge stürmten. Und es waren Männer, die immer dann zum Einsatz kamen, wenn die Regierung keine Gefangenen wollte, sondern Leichen.
    Wegen der Katastrophe in der Rue des Gobelins waren dies die bei- den letzten Männer, die Bocage zur Verfügung standen. Neue Leute zu finden war für ihn genauso schwierig wie für Paul. Sie mussten ex- zellent sein und für die höchste Geheimhaltungsstufe taugen – und

solche Mitarbeiter zu finden war eben verdammt schwer.
    Während sie durch das Beinhaus gingen, sagte niemand ein Wort. Die Franzosen trauerten wegen ihrer Verluste, und gleichzeitig waren sie sich darüber bewusst, dass dies nicht die letzten Toten gewesen waren, die sie würden beklagen müssen. Sie hatten nun mal einen äu- ßerst gefährlichen Beruf. Man konnte Vampire töten, jedoch zu einem hohen Preis. Zu einem verdammt hohen Preis.
    Sie gingen an endlosen Regalen voller Gebeine entlang; es war ein unglaublicher Anblick. Sie befanden sich noch immer im eigentlichen Beinhaus.
    »Allen fehlen die Zähne und die Unterkiefer«, bemerkte Charlie. »Die Zähne wurden an Knopfmacher verkauft, um das Beinhaus zu finanzieren«, erklärte Des Roches.
    »War das legal?«
    »Vielleicht, zur damaligen Zeit«, sagte Colonel Bocage, »obwohl es politisch nicht korrekt war, wie ich beschämenderweise zugeben muss. Aber das alte Frankreich war eben nicht politisch korrekt.«
    »Madame de Pompadour«, sagte Becky und deutete auf ein Na- mensschild.
    »Wer war das?«, fragte Charlie.
    »Die Privatsekretärin von Louis XV.«, antwortete Raynard.
    »Und seine Mätresse«, fügte Bocage an.
    »Weshalb liegt sie hier unten?«
    »Nach der Revolution galten die Gebeine von Adligen nicht mehr als heilig.« Raynards Tonfall ließ darauf schließen, dass er die Revolution nicht vollends billigte. Wie die meisten Männer mit gefährlichen, militä- risch geprägten Berufen war auch er erzkonservativ.
    »Bleiben Sie bitte stehen.« Des Roches schaltete seinen PalmPilot ein, der nicht nur eine Karte des Beinhauses enthielt, sondern eben- falls eine des gesamten Steinbruch-Netzwerks unter den Straßen von Paris. Dieses Netzwerk erschien sogar noch verzweigter als das der legendären Pariser Kanalisation. Die von der Städtischen Bauauf- sichtsbehörde erstellte Karte enthielt alle der insgesamt vierhundert Ki- lometer langen Tunnel und Schächte, die direkt miteinander verbun- den waren. Die restlichen und zugleich ältesten Schächte waren vom Hauptnetz entweder völlig abgetrennt oder nur durch Öffnungen zu er- reichen, die für Menschen zu eng waren.
    Da das Betreten des Steinbruchs als lebensgefährlich galt, war die Karte mit Hilfe von oberirdischen Radar- und Sonargeräten vervoll-

ständigt worden. Trotzdem war sie bei weitem nicht so genau, wie die Vampir-Jäger es sich gewünscht hätten. Paul, Becky und Charlie hat- ten sie die ganze Nacht lang studiert. Jeder hatte sich eine bestimmte Sektion vorgenommen und sie sich genau einzuprägen versucht. An- schließend hatten sie einander bis zum Morgengrauen nach bestimm- ten Wegen, nach Sackgassen und unerwarteten Kreuzungen abge- fragt.
    Sie erreichten einen dunklen Gang, an dessen Ende sich ein Eisen- tor im Gemäuer befand. Darüber hing ein Schild mit der Aufschrift Entrée Interdite. Im Laufe der letzten einhundert Jahre waren der Poli- zeipräfektur sechzig Personen gemeldet worden, die im Beinhaus spurlos verschwunden waren. Dies war keine besonders hohe Zahl, aber diese Menschen waren alle zum letzten Mal in der Nähe dieses speziellen Zugangs in das verlassene Steinbruch-Labyrinth gesehen worden. Bocages Team hatte in der Vergangenheit immer diesen Zu- gang benutzt, um in das Labyrinth hinabzusteigen.
    »Geben Sie Acht«, sagte Bocage, »von nun an müssen wir davon ausgehen, uns fortwährend in Lebensgefahr zu befinden.«
    Raynard öffnete

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