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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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tief Luft, blies die Lungen auf und stieß den Ruf aus. Die

Schallwellen durchdrangen das Gemäuer und fluteten in den Tunnel hinab. Als Nächstes besagten die Anweisungen, dreimal auf die obere linke Ecke des Kreuzbalkens zu drücken.
    Die Geheimtür schwang nach innen auf. Dahinter herrschte tiefe Finsternis. Von weit unten stiegen die Düfte ihrer Artgenossen hoch.
    » Arrêtez!« Alle erstarrten. »Nicht bewegen«, sagte Colonel Bocage. »Hören Sie.«
    Erneut erklang ein so tiefer Ton, dass er eher eine Empfindung als ein wirkliches Geräusch war.
    »Könnte es die Métro sein?«, fragte Becky. »Befinden wir uns unter einem U-Bahn-Tunnel?«
    Des Roches legte ihr einen Arm um den Hals, zog sie zu sich und flüstere ihr ins Ohr: »Das war ein Vampir-Ruf.«
    Was ihr Wissen betraf, waren die Franzosen ihnen in bestimmten Aspekten weit überlegen. Becky, Charlie und Paul waren in vielen dunklen Höhlen gewesen, aber ein so weit verzweigtes Labyrinth hat- ten sie noch nie gesehen.
    Der Ort roch nach feuchtem Gestein und dem Moschus der Fleder- mäuse. Die Gruppe stand in einem niedrigen Tunnelgang. Becky rich- tete den Strahl ihrer Taschenlampe auf einen Stein, in den ein Spruch eingeritzt war. » Merci à Dieu, m –« Dann endete er plötzlich, als hätte der Schreiber keine Kraft oder kein Licht oder keine Zeit mehr gehabt. Die Buchstaben hatten eine altmodische Form, die vielleicht aus dem letzten Jahrhundert stammte – oder dem davor.
    »Hört – da ist es wieder«, sagte Charlie.
    Das Geräusch war unheimlich – es war so tief, dass man es nur hörte, wenn man dafür ausgebildet war. Paul hatte es bei ihren nächtli- chen Einsätzen in Peking, Osaka und Bangkok vernommen. Als klei- ner Junge hatte er es mit dem plötzlichen Aufheulen einer Eule und dem Bellen eines Fuchses vermengt gehört.
    Nach einigen Augenblicken gab es nur noch ihre eigenen Atemzüge und das geschäftige Trippeln der Ratten. Das Dröhnen der Stadt über ihnen war nur ein verschwommenes Flüstern. In der Ferne hallte das Echo an den Wänden herunterlaufenden Wassers wider, was darauf schließen ließ, dass es in noch größerer Tiefe einen unterirdischen Teich oder gar einen kleinen See gab.
    »Lampen ausschalten«, sagte Paul. »Wir setzen unsere Nachtsicht- brillen auf.« Ihre Rucksäcke raschelten, als sie die klobigen Brillen her-

auskramten.
    Man konnte mit den Brillen etwa fünfzig Meter weit sehen. Dahinter herschte so tiefe, diffuse Dunkelheit, dass selbst sie nicht genügend Restlicht sammeln konnten, um von Nutzen zu sein.
    »Sollen wir die Infrarot-Strahler einschalten?«, fragte Bocage seine Männer mit so eigenartig sanft klingender Stimme, dass es beinahe wie eine Liebeserklärung klang.
    »Ja, das sollten wir tun«, sagte Raynard. Er und Des Roches schal- teten die Infrarot-Strahler ein.
    Ein Hand packte Pauls Schulter, die Finger gruben sich in sein Fleisch. Becky starrte in den langen, kurvigen Tunnel.
    Irgendetwas war dort vorbeigehuscht. »Ein Vampir«, murmelte Bo- cage.
    Paul hatte etwas gesehen, das als ein groß gewachsener, sich schnell und elegant bewegender Mensch hätte bezeichnet werden können. In dem Augenblick, als die Infrarot-Strahler eingeschaltet wur- den, war das Wesen verschwunden.
    Die Hüter riefen einander zu, dass Menschen die Barriere durchbro- chen hatten. Ihre Stimmen klangen gelassen, was einen säuerlichen Geschmack in Miriams Kehle aufsteigen ließ und ihre Gedanken zum Rasen brachte – versteht ihr nicht, habt ihr noch immer nicht verstan- den?
    Sie besaß eine Karte vom Beinhaus, von dem darunter liegenden La- byrinth existierte jedoch nichts Derartiges. Sie musste ihrem Geruchs- sinn, ihrem Gehör und dem schwachen Licht folgen, das zur Verfü- gung stand.
    Sie war kaum zehn Schritte gegangen, als völlige Dunkelheit sie um- fing. Nun musste sie blind weitergehen und allein ihrer Nase und ihren Ohren vertrauen.
    Hinter ihr, im Beinhaus, konnte sie noch die Atemzüge der Touristen und ihre gelegentlichen leisen Bemerkungen vernehmen. Der Ort hatte etwas an sich, das die Leute leise sein ließ, als würden die Geister der Toten dies verlangen.
    Aus einem niedrigen, in die Tiefe abfallenden Seitentunnel drang ein purpurnes Glühen. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, was es war. Aber dann sah sie, kaum fünfzig Meter entfernt, einen ganz in Schwarz gekleideten Hüter. Er wandte ihr den Rücken zu. Er beobach- tete das Glühen, das, mal stärker, mal schwächer werdend, durch

einen

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