Wicked - Die Hexen von Oz
ganz normaler Bauart zu sein. Die Haut war genauso ein Wunder an geschmeidiger Glätte, wie die von Melena als Säugling gewesen war.
»Komm zum Ãmmchen, du scheuÃliches kleines Ding du.« Ãmmchen beugte sich vor, um die Kleine aufzuheben, besudelt, wie sie war.
Die Kleine wand sich, um der Berührung auszuweichen. Ihr Kopf schlug gegen den Binsenboden des Korbes.
»Du hast im Mutterleib Tänzchen gemacht, wie ich sehe«, sagte Ãmmchen. »Zu wessen Musik, wüsste ich gern. So wohlentwickelte Muskeln! Nein, du kommst mir nicht aus. Komm her, du Dämönchen! Ãmmchen macht sich nichts daraus. Ãmmchen hat dich lieb.« Sie log wie gedruckt, doch im Gegensatz zu Frex glaubte sie, dass manche Lügen vom Himmel gutgeheiÃen wurden.
Und sie bekam Elphaba zu fassen und packte sie sich auf den SchoÃ. Dann wartete Ãmmchen, gurrte vor sich hin und schaute ab und zu weg, zum Fenster hinaus, um sich nicht zu übergeben. Sie rieb der Kleinen den Bauch, um sie zu beruhigen, doch sie wollte sich nicht beruhigen lassen, jedenfalls noch nicht.
Melena stemmte sich auf die Ellbogen hoch, als Ãmmchen am späten Nachmittag ein Tablett mit Tee und Brot brachte. »Ich habe mich schon häuslich eingerichtet«, sagte Ãmmchen, »und ich habe mich mit deinem kleinen Liebling angefreundet. Jetzt komm mal zu dir, Schätzchen, und lass dir einen Kuss geben.«
»Ach, Ãmmchen!« Melena lieà sich liebkosen. »Danke, dass du gekommen bist. Hast du die kleine Bestie gesehen?«
»Sie ist entzückend«, sagte Ãmmchen.
»Lüg nicht, und versuch nicht, mich zu schonen«, sagte Melena. »Wenn du helfen willst, musst du ehrlich sein.«
»Wenn ich helfen soll, musst du ehrlich sein«, erwiderte Ãmmchen. »Wir müssen nicht gleich darüber sprechen, aber ich werde alles erfahren müssen, mein Liebes. Damit wir entscheiden können, was zu tun ist.« Sie schlürften ihren Tee, und weil Elphaba irgendwann einschlief, war es ein Weilchen so wie in alten Zeiten in Kolkengrund, wenn Melena von nachmittäglichen Spaziergängen mit feschen jungen Landadeligen auf FreiersfüÃen nach Hause kam und von deren männlicher Schönheit schwärmte, die Ãmmchen gar nicht bemerkt zu haben vorgab.
Allerdings fielen Ãmmchen im Lauf der Wochen einige recht beunruhigende Dinge an der Kleinen auf.
Beispielsweise wollte Ãmmchen das Kind gern von der Verschnürung befreien, doch Elphaba schien gewillt zu sein, sich die eigenen Hände abzubeiÃen, und die Zähne in ihrem hübschen, dünnlippigen Mund waren in der Tat furchterregend. Ungehindert hätte sie ein Loch durch den Korb gebissen. Sie schnappte nach ihrer eigenen Schulter und kratzte sie wund. Die Schlinge erwürgte sie fast.
»Kann nicht ein Barbier kommen und ihr die Zähne ziehen?«, fragte Ãmmchen. »Wenigstens bis sie ein wenig Selbstbeherrschung lernt?«
»Du bist ja von Sinnen«, sagte Melena. »Es würde sich im ganzen Tal herumsprechen, dass die kleine Range grün ist. Der Mund bleibt zugebunden, bis wir das Hautproblem gelöst haben.«
»Wie um alles in der Welt ist ihre Haut grün geworden?«, sinnierte Ãmmchen und schien damit einen wunden Punkt zu berühren, denn Melena wurde weià und Frex rot, und die Kleine hielt den Atem an, als wollte sie zur allgemeinen Unterhaltung blau werden. Ãmmchen musste ihr einen Klaps geben, damit sie wieder zu atmen anfing.
DrauÃen im Garten nahm Ãmmchen Frex ins Gebet. Nach dem doppelten Schlag der Geburt und seiner öffentlichen Demütigung konnte er seinen beruflichen Pflichten noch nicht wieder nachkommen und saà stattdessen müÃig herum, schnitzte Gebetsperlen aus Eichenholz und versah sie mit Emblemen der Namenlosigkeit Gottes. Ãmmchen stellte Elphaba drinnen ab â sie hatte eine irrationale Furcht davor, dass dieses Kind mithörte, was sie sagten, und, schlimmer noch, es verstand  â, setzte sich vor die Tür und schälte zum Abendessen einen Kürbis.
»Ich gehe mal davon aus, Frex, dass ihr in eurer Familie keine Fälle von grüner Haut habt«, fing sie an, obwohl sie sicher war, dass Melenas mächtiger GroÃvater eine solche Anlage ausgeschlossen hatte,bevor er der Heirat seiner Enkelin mit einem unionistischen Geistlichen zustimmte â bei den Angeboten, die sie hatte!
»In unserer Familie
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