Wicked - Die Hexen von Oz
gibt es kein Streben nach Geld oder irdischer Macht«, sagte Frex, ausnahmsweise einmal nicht beleidigt. »Aber ich stamme in direkter Linie von sechs Generationen Geistlicher ab, in denen das Amt vom Vater auf den Sohn vererbt wurde. Wir sind in religiösen Kreisen so hochangesehen, wie Melenas Familie das in den Salons und am Hofe Ozmas ist. Und, nein, kein Grün nirgends. So ein Fall ist mir bisher aus keiner Familie zu Ohren gekommen.«
Ãmmchen nickte und sagte: »Na schön, ich wollte nur gefragt haben. Ich weiÃ, du bist rechtschaffener als ein Märtyrer.«
»Aber«, sagte Frex geknickt, »Ãmmchen, ich glaube, ich bin an der Sache schuld. Am Tag der Geburt ist mir die Zunge ausgerutscht: Ich habe erklärt, dass der Teufel kommt. Ich meinte damit die Uhr des Zeitdrachens. Aber angenommen, die Worte hätten dem Teufel einen Raum aufgeschlossen â¦?«
»Die Kleine ist kein Teufel!«, bemerkte Ãmmchen scharf. Ein Engel sicher auch nicht, dachte sie, behielt es aber für sich.
»Andererseits«, fuhr Frex mit etwas gefestigter Stimme fort, »könnte Melena sie unabsichtlich verwünscht haben, als sie meine Bemerkung falsch verstand und deswegen weinte. Vielleicht hat Melena damit in ihrem Innern ein Fenster geöffnet, durch das ein freischweifender Kobold eindrang und das Kind färbte.«
»Exakt am Tag der Geburt?«, sagte Ãmmchen. »Das muss ein fähiger Kobold gewesen sein. Stehst du sittlich so hoch, dass du unter den Geistern der Verirrung die wahrhaft groÃmächtigen anziehst?«
Frex zuckte die Achseln. Ein paar Wochen zuvor hätte er genickt, aber sein klägliches Versagen in Binsenrain hatte sein Selbstbewusstsein erschüttert. Er wagte nicht auszusprechen, was er befürchtete: dass die Abnormität des Kindes die Strafe für seine Unfähigkeit war, seine Schäfchen vor dem Freudenkult zu schützen.
»Tja«, meinte das praktisch denkende Ãmmchen, »wenn der Schaden durch eine Verwünschung entstanden ist, wodurch könnte das Ãbel dann wieder aus der Welt geschafft werden?«
»Durch einen Exorzismus«, sagte Frex.
»Besitzt du die Kraft dazu?«
»Wenn es mir gelingt, ihre Farbe zu ändern, dann wissen wir, dass ich die Kraft besitze«, sagte Frex. Jetzt wo er ein Ziel hatte, hellte sich seine Stimmung auf. Er gedachte, einige Tage zu fasten, Gebete zu sprechen und Zutaten für das geheime Ritual zu sammeln.
Als er im Wald verschwunden war und Elphaba schlummerte, setzte sich Ãmmchen zu Melena auf das harte Ehelager.
»Frex fragt sich, ob seine Bemerkung über das Kommen des Teufels in dir ein Fenster geöffnet haben könnte, durch das ein böser Geist eingedrungen ist und das Kind verhext hat«, sagte Ãmmchen. Sie häkelte ungeschickt einen Spitzensaum; in Handarbeit war sie noch nie besonders gut gewesen, aber sie mochte die Berührung der blanken elfenbeinernen Häkelnadel. »Ich frage mich, ob du vielleicht ein ganz anderes Fenster geöffnet hast.«
Melena, wie üblich von Spitzlappblättern benommen, zog verwirrt eine Augenbraue hoch.
»Hast du mit jemand anderem als Frex geschlafen?«, fragte Ãmmchen.
»Red doch keinen Quatsch!«, rief Melena aus.
»Ich kenne dich, Schätzchen«, sagte Ãmmchen. »Ich sage nicht, du wärst keine gute Ehefrau. Aber als damals im Obstgarten deiner Eltern die Jungs um dich herumgeschwirrt sind, hast du mehr als einmal am Tag deine parfümierte Unterwäsche gewechselt. Du warst sinnenfroh und verstohlen und ziemlich geschickt. Ich mache dir keine Vorwürfe. Aber erzähl mir nicht, du hättest keinen gesunden Geschlechtstrieb gehabt.«
Melena vergrub das Gesicht im Kissen. »Ach, die schöne Zeit damals!«, jammerte sie. »Es ist nicht so, dass ich Frex nicht liebe! Aber ich hasse es, etwas Besseres zu sein als die hiesigen Bauerntölpel!«
»Na, dieses grüne Kind stellt dich auf eine Stufe mit ihnen, da kannst du ganz beruhigt sein«, sagte Ãmmchen bissig.
»Ãmmchen, ich liebe Frex. Aber er lässt mich so oft allein! Für einen Hausierer, der vorbeikäme und mehr für mich auf Lager hätteals bloà eine Blechkanne, würde ich einen Mord begehen! Ich würde viel dafür geben, wenn einer weniger gottgefällig und dafür etwas phantasievoller wäre!«
»Das betrifft die Zukunft«, wandte Ãmmchen
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