Wicked - Die Hexen von Oz
Heilerin hatte, wollte Ãmmchen auf kein Hautveränderungsmittel kommen. Auch das Kind in Kuhmilch zu baden, machte die Haut nicht weiÃer. Um keinen Preis jedoch lieà sich die Kleine in einen Eimer mit Seewasser tauchen; sie wand sich wie eine panische Katze. Ãmmchen machte mit der Kuhmilch weiter. Die Milch hinterlieà einen grässlichen sauren Geruch, wenn sie sie hinterher nicht gründlich mit einem Tuch abrieb.
Frex veranstaltete einen Exorzismus mit Kerzen und Gesängen. Ãmmchen sah von ferne zu. Der Mann hatte glänzende Augen und schwitzte vor Anstrengung, obwohl die Tage immer kälter wurden. Elphaba schlief mitten auf dem Teppich in ihrem Wickeltuch, ungerührt von der heiligen Handlung.
Nichts geschah. Erschöpft und ausgelaugt sank Frex zu Boden und legte sich sein grünes Töchterchen in die Armbeuge, als akzeptierte er endlich den Beweis einer unentdeckten Sünde. Melenas Gesicht wurde hart.
Jetzt blieb nur noch eines, was sie versuchen konnten. Ãmmchen ermannte sich, es am Vorabend ihrer Rückreise nach Kolkengrund anzusprechen.
»Wie wir sehen, schlagen die Hausmittel nicht an«, sagte sie, »und die geistliche Fürbitte hat auch nichts gebracht. Habt ihr den Mut, Zauberei in Erwägung zu ziehen? Gibt es jemand Einheimisches, der das grüne Gift aus dem Kind hexen könnte?«
Frex sprang auf und drosch mit den Fäusten nach Ãmmchen. Sie fiel rückwärts von ihrem Hocker, und Melena sprang kreischend um sie herum. »Wie kannst du es wagen?«, schrie Frex. »In diesem Hause! Ist dieses grüne Mädchen nicht Schmähung genug? Zauberei ist das Werkzeug der Unmoral. Wenn sie nicht die reine Scharlatanerie ist, ist sie gefährlich und böse! Ein Pakt mit den Dämonen!«
Ãmmchen sagte: »Oooh, verschone mich! Du kluger, kluger Mann, hast du noch nie gehört, dass man Feuer mit Feuer bekämpfen muss?«
»Ãmmchen, es reicht«, sagte Melena.
»Eine schwache alte Frau zu schlagen«, sagte Ãmmchen gekränkt, »die nur helfen will.«
Am nächsten Morgen packte Ãmmchen ihre Reisetasche. Sie konnte nichts weiter tun, und sie hatte nicht vor, den Rest ihrer Tage mit einem fanatischen Einsiedler und einem entstellten Kind zu leben, nicht einmal um Melenas willen.
Frex fuhr Ãmmchen wieder zum Wirtshaus in Hintersteinfurt, wo die vierspännige Kutsche abging. Ãmmchen vermutete, dass Melena immer noch daran dachte, das Kind zu töten, aber irgendwie traute sie ihr das nicht zu. Sie hielt die Tasche an ihren fülligen Busen gepresst, denn sie fürchtete wieder Banditen. In der Tasche war ihr goldenes Strumpfband versteckt (sie konnte immer behaupten, es sei ohne ihr Wissen dort hingeschmuggelt worden, während sich im Falle des Falles schwerlich behaupten lieÃ, dass es ihr ans Bein geschmuggelt worden war). Auch die elfenbeinerne Häkelnadel hatte sie mitgehen lassen, ferner drei von Frexâ Gebetsperlen, weil ihr die Schnitzereien darauf gefielen, und die hübsche grüne Glasflasche, die Hinterlassenschaft irgendeines wandernden Hausierers, der anscheinend Träume, Leidenschaft und Schlafsucht verkaufte.
Sie wusste nicht, was sie von der Geschichte halten sollte. War Elphaba ein Kind des Teufels? War sie eine Halbelfe? War sie die Strafe für das Versagen ihres Vaters als Prediger oder für die losen Sitten und das schlechte Gedächtnis ihrer Mutter? Oder war sie lediglich eine körperliche Missgeburt, ein Unfall der Natur wie ein verkrüppelter Apfel oder ein fünfbeiniges Kalb? Ãmmchen wusste, dass ihr Weltbild nebulös und chaotisch war, zusammengestoppelt aus Dämonismus, Gottesglauben und Volksweisheit. Es war jedoch ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass beide, Melena und Frex, felsenfest mit einem Sohn gerechnet hatten. Frex war der siebte Sohn eines siebten Sohnes, und zu dieser eindrucksvollen Zahlengleichheit kam noch, dass er von sechs Geistlichen hintereinander abstammte. Welches Kind, einerlei welchen Geschlechts, konnte sich vermessen, sich in so eine glorreiche Linie einzureihen?
Vielleicht, dachte Ãmmchen, hat die kleine grüne Elphaba sich ihr Geschlecht einfach selbst ausgesucht, und die Hautfarbe auch, und sich nicht um ihre Eltern geschert.
Der Glasbläser aus Quadlingen
G egen Anfang des nächsten Jahres zog die Dürre einen kurzen, nassen Monat lang ab. Der Frühling strömte ein wie grünes
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