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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Traktat versteckt hat. Mit der Hoffnung auf eine Restauration der Monarchie, eine Palastrevolution, und auf das Erwachen der entführten und eingeschläferten Ozma Tippetarius zog er gut getarnt los, um dieses Dokument irgendwo zu verbergen, weit entfernt und doch wieder auffindbar.«
    Â»Du steckst voller Verschwörungstheorien«, sagte Sarima. »Das ist mir schon an dir aufgefallen. Es war ein älterer Herr, ziemlich alt. Und er sprach mit einem Akzent. Er war bestimmt ein wandernder Magier aus einem fernen Land. Und hat er nicht recht gehabt? Das Ding liegt hier schon – wie lange? – zehn Jahre und mehr vergessen herum.«
    Â»Darf ich es mitnehmen und anschauen?«
    Â»Von mir aus. Er hat nichts davon gesagt, dass man es nicht lesen dürfte«, sagte Sarima. »Zu dem Zeitpunkt konnte ich vielleicht noch gar nicht lesen – ich weiß es nicht mehr. Aber sieh dir nur diesen schönen Engel an! Und du glaubst wirklich nicht an das Andere Land? An ein Leben nach dem Tod?«
    Â»Das hat uns gerade noch gefehlt.« Elphaba schnaubte, während sie sich den Wälzer unter den Arm klemmte. »Dass nach diesem Jammertal alles noch mal von vorne anfängt.«
    6
    Eines Morgens, nachdem Sechs wieder einmal vergeblich versucht hatte, den Kindern so etwas wie einen Unterricht zu geben, schlug Irji vor, im Haus Verstecken zu spielen. Sie zogen Strohhalme, und da Nor den kürzesten zog, musste sie sich die Augen zuhalten und zählen. Als es ihr zu langweilig wurde, rief sie laut: »Einhundert!« und fing an zu suchen.
    Als Ersten schlug sie Liir ab. Obwohl er sonst gern stundenlang allein irgendwohin verschwand, war er ungeschickt im Verstecken, wenn es von ihm verlangt war. Gemeinsam gingen sie auf die Suche nach den älteren Jungen und fanden Irji in Sarimas Solar, hinter das Samttuch geduckt, das vom Sitz eines ausgestopften Greifen zu Boden hing.
    Aber Manek, der Geschickteste im Verstecken, war nirgends zu finden. Nicht in der Küche, nicht im Musikzimmer, nicht in den Türmen. Als ihnen gar nichts mehr einfallen wollte, trauten sich die Kinder sogar, in den moderigen Keller zu gehen.
    Â»Von hier führen Tunnel bis zur Hölle«, sagte Irji.
    Â»Wo? Warum?«, fragte Nor, und Liir wiederholte es wie ein Echo.
    Â»Sie sind geheim. Ich weiß nicht, wo sie sind. Aber alle sagen, es gibt sie. Fragt Sechs. Ich glaube deshalb, weil das früher mal eine Wasserwerkszentrale war – wirklich! Die Hölle ist so heiß, dass sie dort Wasser brauchen, und da haben die Teufel einen Tunnel hierher gegraben.«
    Nor sagte: »Schau, Liir, da ist der Fischbrunnen!«
    In der Mitte eines Gewölbekellers, an dessen steinernen Wänden sich die Feuchtigkeit in dicken Tropfen niederschlug, befand sich ein niedriger Brunnen mit einem hölzernen Deckel. Eine einfache Vorrichtung mit einer Kette und einem Stein diente dazu, den Deckel zur Seite zu schieben. Es war kinderleicht, den Brunnen abzudecken.
    Â»Von dort unten«, sagte Irji, »holen wir die Fische, die wir essen. Niemand weiß, ob da unten ein richtiger See ist oder ob es bodenlos ist oder ob man auf dem Weg direkt zur Hölle kommt.« Er schwenktedas Binsenlicht, und tief unten warf ein schwarzer Wasserkreis ein tanzendes Spiegelbild des kühlen weißen Lichts zurück.
    Â»Sechs sagt, da drin gibt’s einen goldenen Karpfen«, sagte Nor. »Sie hat ihn einmal gesehen. Ein Riesenvieh. Sie dachte, es wäre ein schwimmender Kupferkessel, und dann hat er sich gedreht und zu ihr hochgeschaut.«
    Â»Vielleicht war es ja ein Kupferkessel«, sagte Liir.
    Â»Kessel haben keine Augen«, widersprach Nor.
    Â»Jedenfalls ist Manek nicht hier«, stellte Irji fest. »Oder?« Er rief: »Hallo, Manek!«, und das Echo dröhnte und verhallte in der feuchten Dunkelheit.
    Â»Vielleicht ist Manek durch einen von diesen Tunneln zur Hölle gefahren«, sagte Liir.
    Irji schwenkte den Deckel auf den Fischbrunnen zurück. »Du bist, Nor. Ich habe keine Lust, hier unten weiterzusuchen.«
    Sie jagten sich gegenseitig Angst ein und rasten wie wild die Treppe hinauf. Vier schrie sie an, weil sie so einen Lärm machten.
    Nor fand Manek schließlich auf der Treppe vor der Tür der Tante. »Pst!«, machte er, als sie näherkamen, aber Nor tippte ihn trotzdem an und sagte: »Du bist aus.«
    Â»Pssst!«, wiederholte er energischer.
    Abwechselnd

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