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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Sinn.«
    Unter der glatten, unbewegten Stirn schoss Elphaba einen pfeilgeraden Blick auf sie ab. »Erzähle mir davon, Sarima. Bitte.«
    Die Fürstinwitwe von Kiamo Ko war nervös. Sie trat an ein kleines Fenster und versuchte es zu öffnen, doch die Eiskruste war zu dick. Also ließ sie sich auf eine Packkiste plumpsen und erzählte Elphaba die Geschichte. Sie konnte sich nicht mehr genau erinnern, wann sie sich zugetragen hatte, auf jeden Fall vor langer Zeit, als alle noch jung und schlank gewesen waren. Der herzallerliebste Fiyero war noch am Leben, aber mit dem Stamm irgendwo im Grasland unterwegs. Wegen Kopfschmerzen war sie ganz allein in der Burg geblieben. Die Glocke an der Zugbrücke ertönte, und sie ging nachsehen, wer es war.
    Â»Madame Akaber«, sagte Elphaba. »Irgendeine kumbrische Hexe.«
    Â»Nein, keine Hexe. Es war ein älterer Mann in einem Mantel, der die Hand einer Näherin dringend nötig gehabt hätte. Er sagte, er sei ein Zauberer, aber vielleicht war er auch bloß verrückt. Er bat darum, etwas zu essen zu bekommen und baden zu dürfen, was ihm gewährt wurde, und daraufhin sagte er, er wolle es mir mit diesem Buch entgelten. Ich erklärte ihm, ich hätte einen Burghaushalt zu führen und keine Zeit für müßigen Zeitvertreib wie Lesen und so weiter. Er meinte, das mache nichts.«
    Sarima zog ihre Gewänder fester um sich und verwischte dabei den kalten Staub auf einem Stapel von Kodizes. »Er erzählte mir eine phantastische Geschichte und überredete mich, dieses Ding anzunehmen. Er sagte, es sei eine Schatzgrube des Wissens, und es gehöreeigentlich in eine andere Welt, sei aber dort nicht sicher. Deshalb habe er es hierhergebracht, um es zu verstecken und vor Schaden zu bewahren.«
    Â»So ein Blödsinn«, sagte Elphaba. »Wenn es aus einer anderen Welt käme, dürfte ich nichts davon lesen können. Aber ein bisschen kann ich verstehen.«
    Â»Auch wenn es so magisch ist, wie er sagt?« Sarima war skeptisch. »Wie auch immer, ich habe ihm geglaubt. Er sagte, es gebe mehr Verkehr zwischen den Welten, als man für möglich hielte, und unsere Welt habe gewisse Eigenschaften von seiner und seine von unserer, die Folge einer Art Undichte oder Ansteckung vielleicht. Er hatte einen langen, fransigen weißgrauen Bart und eine sehr freundliche und zerstreute Art, und er roch nach Knoblauch und saurer Sahne.«
    Â»Ein unwiderleglicher Beweis für eine anderweltliche Herkunft.«
    Â»Verspotte mich nicht«, sagte Sarima ruhig. »Du hast mich gebeten zu erzählen, und ich tue dir den Gefallen. Er sagte, das Buch sei zu mächtig, um zerstört zu werden, aber zu bedrohlich – für diese andere Welt –, um dort aufbewahrt zu werden. Also habe er eine magische Reise unternommen oder so ähnlich und sei hergekommen.«
    Â»Kiamo Ko hat ihn gerufen, und er konnte der Lockung nicht widerstehen.«
    Â»Er sagte, wir seien hier abgelegen und gut befestigt«, erzählte Sarima weiter, »und dem konnte ich nicht widersprechen. Und was bedeutete mir schon ein Buch mehr! Wir haben es einfach hier oben zu den übrigen gestellt. Ich weiß nicht einmal, ob ich es jemandem gesagt habe. Dann segnete er mich und ging. Er marschierte mit einem Eichdornstock über den Krampfenpass.«
    Â»Willst du wirklich behaupten, du dachtest, der Mann, der dir dieses Buch gab, wäre ein Zauberer?«, fragte Elphaba. »Und dieses Buch käme aus … einer anderen Welt? Glaubst du etwa an andere Welten?«
    Â»Ich muss mich anstrengen, um an diese hier zu glauben«, sagte Sarima, »und doch scheint es sie zu geben, warum also sollte ich meiner Skepsis in Bezug auf andere Welten trauen? Glaubst du nicht daran?«
    Â»Als Kind habe ich es versucht«, sagte Elphaba. »Ich habe mir Mühe gegeben. Die fadenscheinige, hirnlose, verschwommene Vorstellung der strahlenden Heilswelt, des Anderen Landes, ich habe sie einfach nicht übernehmen können. Heute glaube ich, dass es schlicht unser eigenes Leben ist, was uns verborgen bleibt. Das Geheimnis: Wer ist diese Person da im Spiegel?, ist mir erschreckend und unergründlich genug.«
    Â»Na, jedenfalls war er ein sehr netter Zauberer oder Verrückter oder was weiß ich.«
    Â»Vielleicht war er ein treuer Gefolgsmann des Ozma-Regenten«, überlegte Elphaba, »der hier irgendeinen alten lurlinistischen

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