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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Bluse ausgezogen und sich wie ein Stirnband um den Kopf geschlungen. Auf ihrer Brust war noch kaum eine Rundung zu bemerken, und sie war sich sicher, dass sie einen Hirten schon Meilen im Voraus sehen würde.
    Warum bin ich von allen Orten in Oz ausgerechnet hier gelandet?, wagte sie sich ins Neuland der Reflexion vor. Ein einsames Mädchen auf einem Berg, ringsum nichts als Wind und Schafe und Gras wie ein smaragdgrüner Flächenbrand, grüngolden wie Lurlinalienschmuck, seidig im Aufwind, rauh im Abwind. Nur ich und die Sonne und der Wind. Und dieser Trupp Soldaten, der da hinter dem Felsen hervorkommt.
    Sie ließ sich rückwärts ins Gras sinken, zog sich die Bluse an und stemmte sich vorsichtig wieder hoch auf die Ellbogen.
    Solche Soldaten hatte sie noch nie gesehen. Es waren keine Arjikimänner mit ihren Luren und Helmen, ihren Lanzen und Schilden. Dies hier waren Männer in braunen Uniformen und Mützen, mit Musketen oder etwas Ähnlichem über den Schultern. Sie trugen ziemlich hohe und zum Bergwandern ungeeignete Stiefel, und als einer von ihnen stehenblieb, um nach einem Nagel oder Stein im Stiefel zu fühlen, verschwand sein Arm darin bis zum Ellbogen.
    Auf der Vorderseite ihrer Uniform verlief senkrecht ein grüner Streifen und ein zweiter waagerecht, und ein unbekanntes Erwartungsgefühl ließ Nor frösteln. Gleichzeitig wollte sie gern gesehen werden. Was hätte Manek getan?, fragte sie sich. Irji würde weglaufen, Liir würde glotzen und bibbern, aber Manek? Manek wäre schnurstracks auf sie zugegangen und hätte herausgefunden, was sie wollten.
    Genau das würde sie auch tun. Sie vergewisserte sich noch einmal, dass ihre Knöpfe alle zu waren, dann schritt sie den Hang hinab auf sie zu. Als schließlich alle ihr Kommen bemerkt und der barfüßige Mann seinen Stiefel wieder angezogen hatte, kamen ihr Zweifel an der Klugheit ihres Vorgehens. Doch jetzt war es zu spät, um noch wegzulaufen.
    Â»Heil euch!«, sagte sie förmlich in der Sprache des Ostens, nicht in ihrer heimischen arjikischen Mundart. »Heil euch und halt! Ich bin die Fürstentochter der Arjikis, und das ist mein Tal, durch das ihr da mit euern großen schwarzen Stiefeln marschiert.«
    Es war Mittag, als sie den Trupp in die Feste Kiamo Ko führte. Die Schwestern waren auf der Waschwiese und schlugen persönlich dieTeppiche, weil sie den Waschweibern aus dem Dorf nicht zutrauten, pfleglich genug damit umzugehen. Das Trappeln von Stiefeln auf Pflastersteinen sorgte dafür, dass die Schwestern hurtig durch einen Torbogen angelaufen kamen, ganz rot und staubig, die Haare mit Baumwolltüchern umwickelt. Elphaba, die es ebenfalls hörte, stieß das Fenster auf und machte große Augen. »Keinen Schritt weiter, bis ich herunterkomme«, rief sie, »oder ich verwandele euch alle in Kaninchen! Nor, komm weg von ihnen! Ihr alle, bleibt weg!«
    Â»Ich werde die Fürstinwitwe holen«, verkündete Zwei, »wenn es den Herren recht ist.«
    Doch als Sarima schließlich eintraf, noch ganz schläfrig von ihrem Nickerchen, war Elphaba schon da, den Besen über der Schulter, die Augenbrauen bis zur Haarlinie hochgezogen. »Ihr seid hier nicht erwünscht«, sagte Elphaba und sah dabei in ihrem Nonnenrock mehr wie eine Hexe aus als je zuvor, »also richtet euch gefälligst danach! Wer ist euer Anführer? Sie?«
    Â»Wenn’s recht ist, gnädige Frau«, meldete sich ein fescher Gillikinese um die dreißig. »Ich bin der Kommandeur – Kirschstein ist mein Name –, und ich habe Befehl vom Kaiser, ein Haus zu beschlagnahmen, das groß genug für unseren Trupp ist, solange wir uns in diesem Bezirk der Kallen aufhalten. Wir sollen die Pässe ins Tausendjährige Grasland vermessen.« Er zog ein schweißfleckiges Dokument aus seinem Hemd.
    Â»Ich habe sie gefunden, Tante Hexe«, sagte Nor stolz.
    Â»Geh weg! Geh ins Haus!«, befahl Elphaba dem Mädchen. »Ihr Männer seid hier nicht willkommen, und das Mädchen hat nicht das Recht, euch einzuladen. Macht kehrt und marschiert sofort wieder über die Zugbrücke nach draußen!« Nor machte ein langes Gesicht.
    Â»Das ist keine Bitte, das ist ein Befehl«, sagte Kommandeur Kirschstein in entschuldigendem Ton.
    Â»Das ist keine Empfehlung, das ist eine Warnung«, sagte Elphaba. »Verschwindet, oder ihr tragt die

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