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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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würde genauso darunter leiden, und deshalb wollte sie Söhne haben.«
    Â»Aber das ist doch widersinnig. Wenn sie Söhne gehabt hätte und keine Töchter, hätte ihr ältester Sohn das Erbe angetreten. Wenn ich ein schwesterloser Junge gewesen wäre, wäre ich in derselben Schwierigkeit gewesen.«
    Â»Nicht unbedingt«, sagte Ämmchen. »Deine Mutter hatte eine ältere Schwester, die mit einem chronischen Nervenleiden geboren wurde, vielleicht auch mit einem kleinen Dachschaden. Sie wurde irgendwo außerhalb untergebracht. Aber sie war durchaus fortpflanzungsfähig und hätte genauso gut eine Tochter zur Welt bringen können. Wenn sie als Erste eine Tochter bekommen hätte, hätte die den Eminenztitel geerbt und den Landbesitz und das Vermögen mit.«
    Â»Ich habe also eine verrückte Tante«, sagte die Hexe. »Vielleicht ist der Wahnsinn in unserer Familie ja erblich. Wo ist sie jetzt?«
    Â»Sie starb an der Grippe, als du noch klein warst, und hat keine Nachkommen hinterlassen. Damit waren Melenas Hoffnungen zunichte. Aber vorher, in der Zeit des jugendlichen Übermuts und der vorschnellen Trotzreaktionen, waren das ihre Überlegungen.«
    Elphaba hatte wenige Erinnerungen an ihre Mutter, und die waren warm, manchmal auch schmerzlich brennend. »Und was hat es mit diesem Mittel auf sich, das sie genommen hat, damit Nessarose nicht auch grün wird?«
    Â»Ich habe ihr bei einer Zigeunerin in der Smaragdstadt Tabletten besorgt«, antwortete Ämmchen. »Ich habe dem scheußlichen Weibsstück erklärt, was geschehen war, also dass du bei der Geburt diese unvorteilhafte Farbe hattest, und dann diese Zähne  – Lurlina sei Dank, dass die zweiten menschlicher waren! Daraufhin murmelte die Zigeunerin irgendeine alberne Prophezeiung von zwei Schwestern, die in der Geschichte von Oz eine ausschlaggebende Rolle spielen würden. Sie gab mir starke Tabletten mit. Ich habe mich immer gefragt, ob diese Tabletten die Ursache von Nessaroses Behinderungwaren. Ich würde jedenfalls kein Zigeunermittel mehr anrühren, das kannst du mir glauben. Nicht nach dem, was wir mittlerweile wissen.« Ein Lächeln gab zu verstehen, dass sie sich ein etwaiges schuldhaftes Handeln in dieser Angelegenheit längst verziehen hatte.
    Â»Nessaroses Behinderung«, sinnierte Elphaba. »Unsere Mutter nimmt eine Zigeunermedizin, und ihre zweite Tochter kommt ohne Arme zur Welt. Die eine grüne, die andere armlos. Mama hatte mit Mädchen nicht viel Glück.«
    Â»Krott dagegen ist eine Wohltat für meine alten Augen«, sagte Ämmchen. »Und wer kann schon behaupten, dass es nur die Schuld deiner Mutter war? Da war einmal die Unsicherheit, wer wirklich Nessaroses Vater war, und dann die Pillen von dieser alten Schackel, nicht zu vergessen die Niedergeschlagenheit deines Vaters –«
    Â»Schackel? Was soll das heißen?«, fragte Elphaba erschrocken. »Und wer zum Teufel ist Nessaroses Vater, wenn nicht Papa?«
    Â»Schenk mir noch eine Tasse Tee ein, dann erzähle ich dir alles. Du bist mittlerweile alt genug, und Melena ist schon lange tot.« Sie verlor sich in einer Geschichte über den Quadlinger Glasbläser namens Schildkrötenherz und über Melenas Ungewissheit, ob Nessarose sein Kind war oder das von Frex, und über den Besuch bei der alten Schackel, von dem sie nichts mehr in Erinnerung hatte als den Namen, die Pillen und die Prophezeiung, im Alter wurde das Gedächtnis einfach schwach, da konnte Elphaba noch so sehr bohren. Von den Depressionen, die Melena nach Elphabas Geburt gehabt hatte, sagte sie kein Wort. Wozu auch?
    Ungeduldig und gereizt hörte Elphaba sich das alles an. Einerseits wollte sie es vom Tisch fegen: Die Vergangenheit war bedeutungslos! Andererseits verschoben sich dadurch einige Dinge. Und diese Schackel! War der Name nur Zufall? Sie war versucht, Ämmchen das Bild im Grimorium von der »fauchenden Schakel« zu zeigen, doch sie ließ es. Warum die alte Frau beunruhigen oder ihr Angst einjagen?
    So schenkten sich die beiden Frauen gegenseitig Tee ein statt reinen Wein und enthielten sich schmerzlicher Bemerkungen über die Vergangenheit. Doch Elphaba fing an, sich Sorgen um Nessarose zumachen. Vielleicht wollte Nessie den Eminenzrang gar nicht haben und fühlte sich zu Hause genauso eingesperrt wie ihre ältere Schwester hier in der Fremde. Vielleicht war

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