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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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zwischendurch anbrüllte: » Jetzt mach hin, sonst krieg ich das Baby hier auf dem Fußweg!«, war er alles andere als liebevoll.
    » Stell dich nicht so an, warte halt noch eine Wehe!«, hatte er mich angeblafft. Ich war so schockiert, dass ich vergaß, das Gelernte anzuwenden. Warum war er denn jetzt so patzig? Ich nehme mal an, unter Schock wurde er einfach ein bisschen unfreundlich, na ja, ich war ja sicher auch nicht die liebreizendste aller Gebärenden. Aua, da, wieder eine Wehe.
    » Jonaaas«, jammerte ich, » ich kann nicht mehr warten, wir müssen endlich losfahren!«
    » Schatz, setz dich doch schon ins Auto, ich bin gleich fertig.« Kratz, kratz, das Geräusch des Eiskratzers schürfte an meinen eh schon dünnen Nerven; meine dicke Jacke, die ich kaum noch zubekam, und meine Füße, die voller Wasser waren und nicht mehr in die weitesten Turnschuhe passten, regten mich auf, ich wollte jetzt un-be-dingt nur noch dieses Baby auf die Welt bringen!
    » Jonas!«, rief ich gequält, » das Baby kommt!«
    Er sprang ins Auto, ließ den Motor aufheulen, und schon ging es ab ins Krankenhaus. Ich hatte vorher im Kreißsaal angerufen und Bescheid gegeben, dass es jetzt losging, mir meine Tasche geschnappt, die seit drei Wochen gepackt neben dem Bett stand, und war zur Tür und die Treppe hinuntergewatschelt. Gelegentlich musste ich kurz verschnaufen, eine Wehe veratmen, dann ging es weiter die achtundneunzig Stufen hinunter. Endlich, jetzt wurde es aber auch Zeit. Maja war schon zwei Tage über ihrem errechneten Termin, aber wenn sie jetzt käme, wäre alles gut.
    Wir rasten ins Krankenhaus, Jonas gab an jeder gelben Ampel, die rot zu werden drohte, Gas, und ich klammerte mich in jeder Kurve kreischend am Haltegriff oberhalb der Tür fest. » Willst du dein Kind umbringen, bevor es auf der Welt ist?«, schrie ich. » Dann mach nur so weiter!«
    » Dir kann man’s aber auch nicht recht machen– erst bin ich zu langsam, dann zu schnell, also wirklich!«, brüllte Jonas zurück. Geburten sind von Anfang an eine einzige Strapaze, das kann ich Ihnen versichern.
    Endlich waren wir im Krankenhaus, ich wollte gleich einen Rollstuhl verlangen, da ich ja schon mitten in der Geburt war, aber Jonas überzeugte mich subtil davon, dass ich doch wohl noch laufen sollte, so lange es ginge.
    So kamen wir im dritten Stock an, in der Gebärstation. Ich ließ mich erst mal auf einen der unbequemen Plastiksitze plumpsen, um zu verschnaufen. Die Fahrt hatte mich völlig geschafft. Aber zum Glück würde ich ja in nur wenigen Stunden mein Baby im Arm halten! Dieser Gedanke heiterte mich so auf, dass ich lachen musste. Jonas schaute mich verwirrt an.
    » Was ist denn jetzt so lustig?«, fragte er mich.
    » Na ja, dass wir es überhaupt so weit geschafft haben, bis hierher, dass wir gleich ein Baby bekommen, das ist doch lustig, oder nicht?«
    Jonas seufzte und sagte mit ernster Stimme: » Ja, sehr lustig. Ich gucke jetzt mal, ob ich eine Hebamme finde, und sage Bescheid, dass wir da sind, okay?« Mein lieber Mann regelte alles für mich, und ich konnte im grünen Plastikwartebereich der Station ein bisschen die Füße hochlegen. Jetzt hatte ich aber lange keine Wehe mehr gehabt, bestimmt fünf Minuten. Da konnte ich ja auch genauso gut etwas herumlaufen, um die Wehentätigkeit zu fördern. Gedacht, getan. Schon krückte ich am Geländer des Flures entlang, aufs Schwesternzimmer zu. Dort hörte ich Jonas lachen– schäkerte der etwa mit einer der Azubinen? Das war ja wohl die Höhe! Die würden hier gleich beide was erleben… Weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn eine weitere Wehe fuhr mir ins Kreuz, lähmte mich, und ich bemühte mich, sie kurzatmig zu verschnaufen.
    Da traten Jonas und eine sehr junge Hebamme aus dem Schwesternzimmer, laut Schildchen am weißen Kittel handelte es sich bei der Dame um Schwester Marie, sie sah aber eher aus wie ein zwölfjähriger Engel, mit blauen Augen und blonden Locken.
    » Na, wo brennt’s denn?«, fragte sie lächelnd, aber wenig fachmännisch.
    » Äh…« Ich erstarrte angesichts so viel Unverständnisses. » Ich hab heftige Wehen, circa im Drei- bis Vierminutenabstand und wollte jetzt gerne mein Kind bekommen«, erklärte ich ihr.
    » Dann kommen Sie erst mal mit zum CTG, wir müssen die Herztöne des Babys abhören und ihre Wehen checken.« Mit einem wimpernklimpernden Augenaufschlag in Jonas’ Richtung hüftwackelte sie in Richtung Wehenzimmer, ich watschelte ihr schwerfällig und

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