Wider die Unendlichkeit
bewegte sich nicht auf die sich sammelnden Menschengruppen zu oder von ihnen weg, sondern nahm eine Bahn, die ihm keinen Vorteil gab, und ignorierte die heulenden, schreienden Fleckchen, die sich auf dem zerschundenen Land unter ihm zusammenscharten. Gespensterhaft trieb es an ihnen vorbei. Da erreichte Adler es und jagte ohne abzubremsen in es hinein. Als er auf die gewaltige Masse über ihm zusprang, wirkte er schmal und schwach. Adlers Klauen packten in das Alabaster-Rippenwerk, verkrallten sich – und ein Stück löste sich, färbte sich an den Bruchstellen rosa, taumelte zusammen mit Adler herab, fiel mit ihm aufs Eis. Der Junge hielt an. So etwas hatte er noch nie gesehen – daß ein sterbliches Ding das Aleph auf diese Weise verletzte. Er schaltete auf die Magnetdetektoren und sah, was Adler gespürt haben mußte: ein unregelmäßiges Anwachsen und Nachlassen der Magnetfelder, als das Ding über den unregelmäßig geformten Grund glitt und mit seinen Feldern nach dem Eisen darunter zu greifen versuchte.
Adler rappelte sich wieder auf und sprang erneut. Im Bogen flog er in einen Spalt, der nicht dagewesen war, als er sich vom Boden abgedrückt hatte, sondern sich erst öffnete, als Adler im Sprung war. Er schnappte zu und riß erneut ein Stück heraus. Wieder veränderten sich die Felder und warfen Adler zurück ins Eis. Doch der sprang ohne Pause wieder hoch, diesmal ein wenig zu spät, um ein momentanes Abheben der Fluxlinien nutzen zu können. Das Aleph wurde langsamer. Drehte sich. Schwebte talabwärts, Adler eine Bernsteinflanke zuwendend. Der Junge keuchte, saugte Luft ein – er hatte den Atem angehalten – und Petrowitsch schrie: »Seht nur! Es hat seine Meinung geändert!« Und die Männer rannten schneller.
Das Aleph gewann an Geschwindigkeit und bewegte sich von Adler fort. Ein Tier – Manuel sah, daß es ein Servo-Hund war –, das von der Seite kam und vielleicht durch Adlers Attacke Mut bekommen hatte, sprang die schwebende Masse an. Es flog ebenfalls durch eine flackernde Ebbe in dem Magnetfluß – unmöglich zu sagen, ob zufällig oder mit Absicht –, wurde aber, bevor es das Aleph erreichte, von einer dichten Magnetturbulenz in den Bauch getroffen. Das Tier überschlug sich, und der Bauch explodierte, spie Rohre, Stangen und blutbespritzte Teile aus. Ein kurzes aufgeregtes Kläffen war über das Funkspektrum zu hören. Das Tier stürzte und blieb unter dem stummen, sich weiterbewegenden Rumpf auf dem Eis liegen. Adler jagte hinterher und sprang das Aleph immer wieder an, als beide einen flachen Hang hinunterrasten. Diesmal zeigten die Attacken keine Wirkung, als hätte das Aleph gelernt, wie man sich gegen das neue Ding verteidigt. Die Männer näherten sich ihm jetzt von allen Seiten. Manuel suchte noch immer nach einem Ziel in den trüben Bernsteinquadern. Er atmete den heißen Kupfergeschmack, als er hüpfte und spähte, heftig keuchend und mit Schmerzen in der rechten Hüfte, wo Adler ihn getroffen hatte. Er hörte den Chor der Rufe, Befehle und Schreie im Komm aufbrausen, als die Männer die Bedeutung von Adlers Angriff und der steten, geisterhaften Gleitbewegung über das Hügelland verstanden. Es bohrte sich nicht in das Eis, um sich ihnen zu entziehen, nein, es floh – nicht vor den Männern, sondern eindeutig in Reaktion auf das Ding, das Menschen hergestellt hatten, in Reaktion auf Adler. Sie schwärmten jetzt aus und begannen, auf es loszuhacken, indem sie ihre Waffen auf alle möglichen Stellen abfeuerten. Sie schrien einander gellend zu, während sie rannten und jubelten und lachten, einer Angst ledig, die sie sich vorher nicht eingestanden hatten.
Ein zweites Tier kam dem Aleph nahe, sprang, bekam es irgendwie zu packen, hielt es einen Moment. Das Tier zerbrach in der Luft. Die Männer bemerkten gar nicht, wie der Körper fiel. Sie kamen immer näher. Ihre Waffen krachten und dröhnten, abgefeuert auf die Alabasterplatten. Tief in den Blöcken strömte jetzt ein gesprenkeltes Grün. Die Schüsse verursachten keinerlei Schaden.
Das Aleph war fast an der Talwand. Die Männer feuerten schneller, weil sie wußten, sie würden es bald verlieren. Noch immer sah Manuel kein Ziel und hielt sich zurück. Er war sich nicht sicher, ob es überhaupt Zweck hatte, zu warten, wollte sich aber auch nicht ziellos wie die anderen erschöpfen. Er sah sich nach Old Matt um. Den alten Mann hatte er beinahe vergessen und er erwartete, ihn weit hinten zu sehen. Um so überraschter war er, als
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